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Bad Neustadt/Fladungen/Mellrichstadt
Wird in Corona-Zeiten mehr regional eingekauft und selbst gekocht?
Viele Rhön-Grabfelder verbringen derzeit mehr Zeit Zuhause. Wird deshalb mehr selbst gekocht und regionaler? Was Anbieter regionaler Lebensmittel und von Kochkursen beobachtet haben.
Ein fränkischer Semmel- oder Serviettenkloß (hier überbacken mit Käse) lässt sich leicht aus regionalen Zutaten selbst herstellen. Doch steigt in Corona-Zeiten tatsächlich die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln und wird mehr selbst gekocht?
Foto: Kristina Kunzmann | Ein fränkischer Semmel- oder Serviettenkloß (hier überbacken mit Käse) lässt sich leicht aus regionalen Zutaten selbst herstellen.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:50 Uhr

Der selbst zubereitete fränkische Semmelkloß mit Eiern vom Landwirt in der Nachbarschaft und Semmelmehl vom Bäcker um die Ecke? Oder doch lieber die selbst gekaufte Tiefkühlpizza vom Supermarkt? In Corona-Zeiten könnte man annehmen, dass der Rhön-Grabfelder wohl eher die erstgenannte, selbstgekochte Kost bevorzugen würde. Schließlich sind viele derzeit mehr Zuhause, könnten sich also häufiger die Zeit nehmen, um selbst Essen zuzubereiten und mehr Wert darauf legen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Doch ist das wirklich so? Diese Redaktion hat sich bei verschiedenen Anbietern regionaler Lebensmittel im Landkreis umgehört. In einer kleinen Serie stellen Mitarbeiter dieser Redaktion außerdem ab sofort in losen Abständen ihr selbst gekochtes Lieblingsgericht vor und erzählen ihre ganz eigene Geschichte dazu.

Keine erhöhte Nachfrage nach Regionalem bei Leos Obstkiste

"Wir merken gar nichts davon, dass mehr regional gekauft wird. Man hat das Gefühl, dass die Leute dieses Thema eher verdrängen", hat Leo Straub, Inhaber von Leos Obstkiste und Leo - Delikatessen und Wein in Bad Neustadt festgestellt. Gerade im Bereich des Verkaufs von frischem Obst und Gemüse sei der Winter aber generell eine schwierige Zeit, auch ohne Corona. In einem anderen Bereich hat er aber schon vor der Pandemie eine Veränderung bemerkt.

"Die Leute kaufen seit einigen Jahren mehr Feinkostartikel. Dabei scheint der Preis oft zweitrangig zu sein. Gerade auch jetzt in Corona-Zeiten möchten sich viele Kunden etwas Gutes gönnen, ist mein Gefühl." Dass die Käufer nach Rezepten und Vorschlägen fragen, wie sie die Lebensmittel einsetzen könnten, ist in seinem Geschäft gang und gäbe. Schon seit längerer Zeit teile man auch von sich aus Rezepte an interessierte Kunden aus.

Deutlich mehr Kunden im Bad Neustädter Naturkost-Laden

Rezepte sind auch im Naturkost-Laden am Bad Neustädter Hohntor ein Thema. Dort fragen laut Inhaberin Petra Beutel schon immer und nicht erst seit Pandemiebeginn viele Kunden nach Informationen über die Waren oder Zubereitungsmöglichkeiten. Hier gebe man dann Infomaterial oder Zeitschriften mit entsprechenden Rezepten mit.

"Wir haben generell viele Stammkunden. Aber seit Corona kommen plötzlich auch viele neu dazu. Ihnen ist es einfach wichtig, in der Region zu kaufen und zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen", hat Beutel beobachtet. Somit spüre man in ihrem Geschäft sehr deutlich, dass die Menschen sich mehr für bewusste und regionale Lebensmittel interessieren. Derzeit sei zwar in der Innenstadt aufgrund des Lockdowns weniger Laufkundschaft unterwegs. Dennoch kämen deutlich mehr Kunden als vor Corona zu "Naturkost am Hohntor", wo Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau und Naturkosmetik angeboten werden. 

Interesse an Regionalem im Rhöner Bauernladen "tendenziell" gestiegen

Martina Seufert betreibt den Rhöner Bauernladen beim Freilandmuseum in Fladungen. Der Laden ist in der jetzigen Wintersaison nur freitags und samstags geöffnet. Dies ist einer der Gründe, warum Seufert nur schwer eine Aussage treffen kann, ob das Interesse an regionalen Lebensmitteln aus ihrer Sicht gestiegen ist. "Unser Verkauf hängt auch immer stark von der Anzahl an Museumsbesuchern ab. Momentan ist es nicht anders als in früheren Jahren zu dieser Zeit", sagt Seufert. Rezepte seien für den Bauernladen generell selten ein Thema, da dieser kein Obst und Gemüse anbietet. Hauptprodukte sind Bauernbrot, Käse und Wurst - für deren "Zubereitung" braucht der Rhön-Grabfelder ja nun kein Rezept.

Im Sommer seien stets mehr Leute im Museum und somit auch im Bauernladen mehr zu tun. Martina Seufert sagt: "Gerade diesen Sommer ist aufgefallen, dass viele scheinbar nicht im Urlaub und stattdessen im Museum waren. Da hat sicher der ein oder andere zusätzlich bei uns eingekauft. Tendenziell würde ich also schon sagen, dass das Interesse an unseren regionalen Produkten gestiegen ist, aber nicht signifikant."

Nachfrage nach Kochkursen der Vhs ähnlich wie vor Corona

Die Frage, ob die Menschen in der Pandemie generell mehr kochen als sonst, lässt sich nur schwer pauschal beantworten. Auch bei der Vhs Rhön und Grabfeld, einem der klassischen Anbieter von Kochkursen in der Region, möchte man sich hier nicht festlegen. "Generell sind Kochkurse bei uns immer beliebt. Aber sie können momentan nicht stattfinden, ein Kochkurs in Online-Form ist nur schwer vorstellbar. Auch wenn wir durchaus bereits Überlegungen in diese Richtung angestellt haben", sagt die pädagogische Leiterin Renate Knaut.

Die Anmeldezahlen für die Kochkurse im Frühjahr, die dann hoffentlich wieder stattfinden können und bereits im Programmheft stehen, seien in etwa gleich hoch wie in den Semestern vor Corona, so Knaut. "Unsere Kurse finden zumeist in Schulküchen statt. Da können wir momentan erst recht nicht rein. Aber wir hoffen, dass das bald wieder möglich sein wird. Wir spüren auch, dass die Sehnsucht der Leute nach Präsenzkursen sehr groß ist."

 
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