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Bad Neustadt
Wird es wenigstens ein wonniger Juni?
Geschmackvolle weiße Sterne des Sommers - die Margeriten. Als typische Wiesenblumen blühen sie zwischen Mai und September. Ihre großen, weiß-gelben Blüten sind schon vom Weiten zu erkennen.
Foto: Bernd Heim | Geschmackvolle weiße Sterne des Sommers - die Margeriten. Als typische Wiesenblumen blühen sie zwischen Mai und September. Ihre großen, weiß-gelben Blüten sind schon vom Weiten zu erkennen.
Bernd Heim
 |  aktualisiert: 21.06.2021 02:23 Uhr

Nach dem kühlen April und dem recht aprilwettrigen Mai - auch zu Pfingsten ließen milde Temperaturen auf sich warten - fragen sich nun viele Menschen, wie das Wetter im Juni wird. Seinen Namen bekam dieser von den alten Römern, war doch der "Iunius" im altrömischen Kalender der Göttin Juno gewidmet, der Beschützerin des Lichts und des Ehebündnisses. Unsere Vorfahren nannten ihn "Brachet" oder "Brachmond", da in der Dreifelderwirtschaft des Mittelalters zu dieser Zeit die Bearbeitung der Brache begann. Auch "Rosenmonat" sowie "Johannis-" oder "Sommermond" nannte man ihn früher. Ist doch am 21. Juni kalendarischer Sommeranfang und hat dieser die längste Tageslichtdauer im Jahr. Zudem sagte der Volksmund: "Menschen und Juniwind ändern sich oft recht geschwind."

Auch der Flieder blüht zwischen Mai und Juli. Seine Blüten zeigen sich noch weiterhin bis in den Herbst hinein.
Foto: Bernd Heim | Auch der Flieder blüht zwischen Mai und Juli. Seine Blüten zeigen sich noch weiterhin bis in den Herbst hinein.

Seit alters her wünschen sich Landwirte und Gärtner das Wetter im Juni warm und feucht. Ist doch dann entsprechend jahrhundertealter Witterungserfahrung eine gute Ernte gewiss. Und so lauten nicht von ungefähr die alten Bauernregeln: "Ist der Juni warm und nass, haben Bauer und Gärtner Spaß", "Im Juni ein Gewitterschauer macht das Herz gar froh dem Bauer", jedoch: "Bleibt der Juni kühl, wird's dem Bauern schwül" sowie "Reif in der Juninacht dem Bauern Sorgen macht". Insofern hieß es nicht von ungefähr: "Der Juni muss den Ausschlag geben für den künft'gen Erntesegen".

Schafskälte, Siebenschläfertag und weitere Juni-Lostage

Auch die sogenannte "Schafskälte" kann zu schaffen machen. Gibt es doch oftmals in der ersten Junihälfte noch einen merklichen Temperaturrückgang ein, wenn nämlich Tiefdruckgebiete über Nord- und Osteuropa gelegene recht kühle Luftmassen arktischen Ursprungs nach Mitteleuropa lenken. Dann sind durchaus wenig sommerliche Tagestemperaturen von stellenweise nur 13 bis 19 Grad Celsius an der Tagesordnung und windiges sowie kühles Schauerwetter kann die Szenerie bestimmen. Diese Wetterperiode hat ihren Namen daher bekommen, weil um diese Jahreszeit her die Schafe bereits geschoren sind und nun ohne ihr dickes Wollkleid "frieren" können. Und nach den alten Wetterweisheiten soll sich Ende Juni der Charakter des Sommers entscheiden: Sind die letzten Tage des Monats kühl und regnerisch, so träfe dies meist auch auf den ganzen Sommer zu, welcher dann also ziemlich "durchwachsen" würde. 

Besonders beliebt waren in früheren Jahrhunderten die Lostagsregeln, die sich auf bestimmte Namenstage von katholischen Kirchenheiligen bezogen, an denen angeblich das "Los", also das künftige Wetterschicksal, bestimmt würde. So soll für den 8. Juni, den Tag des Heiligen Medardus, gelten: "Macht Medardus feucht und nass, regnets tagelang weiter ohne Unterlass". Für den 13. Juni, den Sankt-Antonius-Tag, soll gelten: "Wenn Sankt Anton gut Wetter lacht, St. Peter (29. Juni) viel in Wasser macht." Wenn es jedoch um Regen geht, sollte man die Wünsche zurückstellen: "Vor Johannis (24. Juni) bet' um Regen, nachher kommt er ungelegen". Und das Ende Juni vorherrschende Wetter soll für die folgenden sieben Wochen ausschlaggebend sein. Abergläubische Zeitgenossen blicken demnach am 27. Juni, dem sogenannten "Siebenschläfertag", ängstlich zum Himmel auf: Regnet es an diesem Tag, soll es angeblich sieben Wochen lang kein gutes Wetter geben, aber: "Scheint am Siebenschläfertag die Sonne, hat der Landmann seine Wonne."

Hundertjähriger Kalender

Schenkt man den Prophezeiungen des Hundertjährigen Kalenders Glauben, soll der diesjährige Juni ja kühl und nass beginnen, es ab dem 6. Juni dann bis zum Monatsende deutlich mehr Sonne und Wärme geben, lediglich am 26. und am 30. Juni regnerisch-trüb sein.

Schauen wir einmal, welche Trefferquote die alten Wetterprognosen dieses Mal haben werden - und das nicht zuletzt auch angesichts des sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte durch die menschengemachte Erderwärmung vollziehenden Klimawandels mit all seinen Wetterkapriolen und -extremen. Angesichts seiner Wirkung dürfte sich nach Meinung des Verfassers die „Schafskälte“ schon in der zweiten Maihälfte und damit bereits zwei Wochen früher als üblich eingestellt haben. Jetzt scheint uns Hoch "Waltraud" wärmeres Wetter zu bringen. Lassen wir uns also einfach vom diesjährigen Juniwetter überraschen. Am Monatsende werden wir wieder schlauer sein.

 
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