Witterungsmäßig hat sich ja der Frühling in den letzten Jahren durch die allgemeine Erderwärmung und dem damit verbundenen Klimawandel immer weiter nach hinten verschoben. Als Angehörige einer hoch entwickelten und -technisierten Zivilisation haben wir uns vom Wetter zwar in mancher Hinsicht unabhängig gemacht. Aber sich dem Wetter des Tages, der Witterung der Jahreszeit und dem langfristigen Klima anzupassen, ist gerade in unserer Gegenwart wichtig - dem Zeitalter des menschengemachten Klimawandels mitsamt all seinen Wetterextremen und -kapriolen. Zum Beispiel verändern sich damit auch die Häufigkeiten von Hochdruck- und Tiefdruckgebieten, mehren sich jetzt im Sommerhalbjahr die Hochdruckgebiete, weshalb es insgesamt wärmer wird.
Nachdem der April kalt begann und auch recht kühl endet, sind gegenwärtig trotz niedriger Temperaturen aber allerorten in der Natur die deutlichen Zeichen des Frühlings zu finden. Nun fragen sich viele Leute, wie das Wetter im Mai wird, der seit alters her als Frühlings-, Blumen-, Wonne- und Liebesmonat bekannt ist. Als Namensgeber stand im altrömischen Kalender Jupiter Maius Pate, der Gott des Wachstums und des Frühlings. Bei unseren Vorfahren bürgerte sich "Winnemond" und später "Wonnemonat" ein. Und das abgeleitet vom althochdeutschen Wort "wunni-manoth", was so viel wie "Weidemonat" bedeutet, weil da einst das Vieh aus den Ställen auf die Weide kam. Mit "Wonne" im heutigen Sinn hat diese alte Monatsbezeichnung somit eigentlich gar nichts zu tun.
Die alten Wetterweisheiten beschreiben im Mai vor allem den Wechsel zum Sommer
"Alles neu macht der Mai". Der von vielen Dichtern besungene "Wonnemonat" kann für die Landwirte und Gärtner ruhig ein wenig trüber ausfallen und nicht von ungefähr heißt es in den alten Bauernregeln: "März trocken, April nass, Mai lustig von beiden was, das bringt Korn in den Sack und Wein ins Fass", "Ein kühler Mai wird hoch geacht', hat stets ein gutes Jahr gebracht" oder "Mai, kühl und nass, füllt Scheune und Fass". Und im Volksmund heißt es nicht von ungefähr: "Die erste Liebe und der Mai geh'n selten ohne Frost vorbei", kann es doch nach den jahrhundertealten Witterungserfahrungen immer noch einmal einen Kälterückfall mit Reif und sogar noch Bodenfrösten in den frühen Morgenstunden geben.
Lostage
Einer der nach Ansicht unserer Vorfahren wichtigen Lostage im Monatsverlauf, an denen das "Los", also das Wetterschicksal, angeblich bestimmt wird, ist der 1. Mai: "Regen in der Walpurgisnacht (also der Nacht vom 30. April zum 1. Mai - der Verfasser) stets Keller und Tenne voll macht". Nicht zuletzt soll es ja seit alters her gelten: "Wenn der 1. Mai schellt, grünt das Feld." Das Schellen bezieht sich hierbei wohl auf die selbstgebastelten Flöten, die einst von den Kindern aus Weidenrinde gefertigt und geblasen wurden. Nicht uninteressant auch die Aussage für den 3. Mai, den Tag der Heiligen Jakobus und Philippus: "Zu Philipp und Jakobi Regen, bedeutet viel Erntesegen". Ferner: "Der Nepomuk (der Tag dieses katholischen Kirchenheiligen ist der 16. Mai - der Verfasser) uns das Wasser macht, dass uns ein gutes Frühjahr lacht.“
Eisheilige noch angesagt?
Des Weiteren soll Gültigkeit haben: "Wie das Wetter am Himmelfahrtstag so auch der Herbst sein mag." Und Himmelfahrtstag fällt in diesem Jahr auf den 13. Mai und damit in die Zeit der sogenannten "Eisheiligen", also den nach landläufiger Meinung so bezeichneten Zeitraum zwischen dem 11. und 15. Mai. Und die "Eisheiligen" heißen im Einzelnen in der Folge der Kalendertage Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie. Benannt worden sind diese "Wetterheiligen" nach Bischöfen und christlichen Märtyrern, wobei in Norddeutschland Mamertus (11. Mai) als erster Eisheiliger gilt, in Süddeutschland dagegen Pankratius (12. Mai). Gemäß der gemachten Wetterbeobachtungen und -erfahrungen hieß es bei den Altvorderen: "Pankraz, Servaz, Bonifaz machen noch einmal dem Winter Platz, und auch die 'kalte Sophie', ihr merkt es bald, ist meist noch einmal kalt“ und man sagte: "Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist" und die Regel: "Vor Pankraz keinen Sommer, nach Pankraz keinen Frost."
Hundertjähriger Kalender
Schenkt man den Prognosen des Hundertjährigen Kalenders Glauben, soll sich das nachts und frühmorgens kühle, tagsüber zumeist trockene und warme Wetter vom 1. bis hin zum 27. Mai fortsetzen, dann vom 28. Mai bis zum Monatsende trübes und regnerisches Wetter geben. Schauen wir einmal, welche Trefferquote die alten Wetterprognosen diesmal haben. Am Monatsende werden wir ja wieder schlauer sein.