Bischofsheim hat im Grunde heute schon alle Voraussetzungen, um Gästen und Erholungssuchenden eine naturnahen Urlaub zu ermöglichen. Sanfter Tourismus wird in Bischofsheim seit jeher praktiziert. Die Lage inmitten des Biosphärenreservates mit dem Kreuzberg im Zentrum, eine vielfältige Gastronomie, Direktvermarktung, eine gute Tourismusinfrastruktur für Wandern und Mountainbiken sind vorhanden. Daher hat Bischofsheim hat das Zeug zum ersten "Naturerlebnisdorf" Bayerns gekürt zu werden. Das war nun Thema eines Treffens im Rentamt.
Die Idee, den Begriff "Naturerlebnisdorf" mit einer hochkarätigen Zertifizierung zu versehen, stammt von Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzenden von "Bündnis 90/Die Grünen" im Bayerischen Landtag. Er möchte naturnahen Urlaub in Bayerns Mittelgebirgen salonfähig machen. Nach dem Vorbild der "Bergsteigerdörfer" des Deutschen Alpenvereins sollen "Naturerlebnisdörfer" eine ausgewogene Balance zwischen dem Schutz der Natur und der Kulturlandschaft und einem umweltverträglichen Tourismus bieten.
Delegation aus München
Mit der Idee, Bischofsheim als "Naturerlebnisdorf" auszuzeichnen, trat ein Sprecher der Landtagsgrünen an Stadtrat Manfred Markert heran. Intern wurde entschieden, dass sich die Tourismusbeauftragten des Stadtrates um das Thema kümmern sollen. Klaus Seiffert und Christian Enders nahmen den Ball gerne auf. Klaus Seiffert steht mittlerweile seit mehr als einem Jahr immer wieder in Kontakt mit den Grünen bezüglich eines Treffens, das wegen Corona leider nicht schon 2020 stattfinden konnte.
Bürgermeister Georg Seiffert und Klaus Seiffert konnten nun eine Delegation der Grünen aus dem Bayerischen Landtag in Bischofsheim begrüßen. Neben Ludwig Hartmann und Paul Knoblach waren Christian Zwanziger (MdL) sowie Bezirksrätin Klara May gekommen. Manuela Rottmann (MdB) ließ sich aufgrund der Koalitionsverhandlungen in Berlin entschuldigen.
Bürgermeister Georg Seiffert und Klaus Seiffert stellten Bischofsheim mit seinen Naturschutz- und Umweltthemen, den touristischen Kostbarkeiten und Kleinoden vor. Das Biodiversitätszentrum, der Kreuzberg mit dem Kloster und Wirtschaftsbetrieb, aber auch Multispezisbeweidung am Himmeldunkberg, das Naturwaldreservat Stengerts, die Holzbildhauerschule, die Hauswirtschaftsschule, die vielfältige Gastronomie, die Direktvermarktung und die kirchliche Bandbreite sowie das Vereinswesen haben Leuchtturmqualität. "Wir sind vielfältig und herzlich", brachte es der Bürgermeister auf den Punkt. Besonderes Augenmerk legte er allerdings auf die Innenentwicklung in Bischofsheim und seinen Stadtteilen, was zum einen dem Klimaschutz diene und zum anderen die lebendigen Ortskerne erhalte.
Gemeinsame Wanderung mit Ministerpräsident Söder
Ludwig Hartmann zeigte sich von Bischofsheim und dem bereits eingeschlagenen Weg sehr beeindruckt. Auf Bischofsheim aufmerksam wurde er schon 2018. Im Vorfeld der Landtagswahl gab es ein TV-Duell mit Ministerpräsident Markus Söder. Hartmann machte Söder den Vorschlag für eine gemeinsame Wanderung in Franken. Bürgermeister Seiffert und Landrat Thomas Habermann haben den Ball sofort aufgegriffen und die beiden Politiker in den Landkreis, konkreter nach Bischofsheim eingeladen. Zu dieser Wanderung sei es zwar noch nicht gekommen, doch Hartmann will das in der laufenden Legislaturperiode nachholen.
Nun war er erst einmal ohne den Ministerpräsidenten in Bischofsheim, um seine Idee vorzustellen. Wer an Wandern denke, der denke in Bayern nahezu automatisch an die Alpen. Hartmann möchte aber nicht nur auf den Süden Bayerns schauen, sondern die gesamte Vielfalt des Landes in den Blick nehmen und speziell auch den Norden. Ähnlich wie die Bergsteigerdörfer sollen "Naturerlebnisdörfer" zertifiziert werden. Es soll eine besondere Marke etabliert werden, die nicht jeder bekommen könne.
Ihm ist es wichtig, dass seine Idee über die politische Ebene hinaus in die maßgeblichen Verbände getragen werde. Kontakte zum Bayerischen Wanderverband, dem Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz und den Naturfreunden Bayern habe er bereits aufgenommen. Angedacht sei, die Zertifizierung über den Bayerischen Wanderverband abzuwickeln.
Nun ist die Staatsregierung gefordert
Hartmann will keinen Massentourismus, sondern klassische Naherholung in der Natur. Die Corona-Zeit habe es gezeigt, dass die Menschen nicht zwischen Maisfeldern spazieren gehen möchten, sondern die vielfältige Kulturlandschaft zu schätzen wissen.
Im nächsten Schritt müsse nun die bayerische Staatsregierung das Thema aufgreifen. "Wir brauchen für das Konzept die Staatsregierung, es wird ohne finanzielle Mittel nicht gehen", so Hartmann. Doch zeigte er sich zuversichtlich, dass dieser Weg beschritten werde, denn naturverträglicher Tourismus und der Gedanke der Nachhaltigkeit seien angekommen. "Es braucht Orte wie Bischofsheim, die den Weg gehen wollen." Neben Bischofsheim habe er bereits Kontakt mit Friedenfels im Landkreis Tirschenreuth (Oberpfalz) aufgenommen, das ebenfalls für eine solche Auszeichnung infrage kommen könnten.
Bischofsheim als idealer Kandidat
Bürgermeister Georg Seiffert am Ende des Tagesbesuchs: "Das Treffen und die Idee für Naturerlebnisdörfer, die aus den Bergsteigerdörfern entstanden ist, kann man grundsätzlich begrüßen. Gleichzeitig kann ich feststellen, dass viele Gemeinden im Landkreis und der Rhön diese Ausrichtung schon lange erfolgreich gemeinsam mit den Abgeordneten, dem Landkreis, den Behörden, der Regierung von Unterfranken und den Menschen bei uns praktizieren."
Und auch Klaus Seiffert zog ein positives Fazit: "Jetzt ist die bayerische Landesregierung gefragt, die Idee der Naturerlebnisdörfer aufzugreifen. Damit könnte im Norden Bayerns ein Pendant zu den bereits im Alpenraum etablierten und sehr beliebten Bergwanderdörfern geschaffen und der Tourismus auch in den bayerischen Mittelgebirgen gestärkt werden. Bischofsheim, mit der traumhaften Lage im Herzen der Rhön, sehe ich dabei als idealen Kandidaten und Vorreiter auf dem Weg zum Naturerlebnisdorf."