
Schon vor einem halben Jahr waren im Bereich des Standorts einer Windanlage des geplanten Windparks zwischen Wülfershausen und Wargolshausen archäologische Funde gemacht worden. Um nicht unliebsame Besucher auf den Plan zu rufen, hatte sich das Landesamt für Denkmalschutz mit Auskünften seither zurückgehalten. Jetzt, nachdem wie in ähnlichen Fällen üblich, die Grabungsfläche wieder mit Erdreich bedeckt wurde, luden die Verantwortlichen zu einem Pressetermin vor Ort, um die Ergebnisse der Grabungen vorzustellen. Offensichtlich war die Vorsichtsmaßnahme angebracht, immerhin förderte die Grabungsfirma wertvolle Artefakte der Vergangenheit zu Tage, beispielsweise einen bronzenen Armreif und eine Steinaxt.
Rasch fündig geworden bei Sichtungsgrabung
Von Beginn an hatten die Experten des Landesamts den Bereich als wahrscheinliche Siedlungsstätte eingeordnet und daher vom Bauträger der Regio E2 eine Sichtungsgrabung verlangt. "Höhenlagen wie der um den Windpark sind prädestiniert für Ansiedlungen", erklärt Andreas Büttner, Bereichsleiter des Bamberger Amts. Tatsächlich war die Grabungsfirma auch rasch fündig geworden.

"Schon mit dem Abtrag der oberen Erdschicht traten die ersten Funde ans Tageslicht", erinnert sich Grabungsleiter Michael Jaschek. Wie sich bald herausstellte, handelt es sich bei der Fundstätte um eine Ruhestätte mit 32 Gräbern. 29 von ihnen haben als Urnenbestattungen keltischen Ursprung und reichen in die Hallstadtzeit um 700 vor Christi zurück. Drei Grabstätten sind jedoch deutlich älter und eine historische Seltenheit.
Kriegerbestattung aus der Zeit vor Christi
Bei einer dürfte es sich um eine Kriegerbestattung handeln und geht auf den Zeitraum um 2800 bis 2200 vor Christi zurück, berichtet der Grabungsleiter. Als Grabbeigabe wurde eine Steinaxt gefunden, die als Werkzeug aber auch als Waffe gedient haben könnte, vermutet der Archäologe. Der Fund ist außergewöhnlich, weil er Zeugnis von einer Einzelbestattung ablegt, die nur sehr selten entdeckt werden.

Die Mehrzahl der Gräber sei jedoch einer keltischen Siedlung zuzuordnen, die sich in unmittelbarer Nähe befunden haben dürfte. "Vielleicht schon wenige Meter entfernt oder im Tal in der Nähe der Saale", bekräftigt Büttner und weist auf Wülfershausen hin. Die Höhenlage dürfte damit zusammenhängen, dass von dem Bereich aus ein weiter Rundumblick möglich ist, so dass auch die Gleichberge zu sehen sind, die als bedeutende keltische Siedlungsstätte bekannt sind und wahrscheinlich in irgendeiner Weise zu dem hiesigen Bereich in Beziehung gestanden haben dürfte.
Lage am Handelsweg
Der Bronzearmreif gebe außerdem Hinweis auf eine wohlhabende Persönlichkeit aus der Ansiedlung. Die Siedlung dürfte daher ebenfalls von größerer Bedeutung gewesen sein und möglicherweise mit einer Lage an einem Handelsweg zusammenhängen.

Das alles seien aber erst einmal nur vorläufige Erkenntnisse, denn eine wissenschaftliche Auswertung steht noch aus, erklärt Büttner. Dazu müsste erst einmal ein Archäologe gefunden werden, der die Funde untersucht und einen Abschlussbericht erstellt -"das kann auch Jahre dauern". Rein formell gehören sie ohnehin dem Flächeneigentümer, der auch die Grabungen bezahlen muss - also der RegioE2. Das Unternehmen wird in diesem Fall vom Projektleiter Jürgen Härtig vom Investor Enercon vertreten. Weil die Funde meist keinen materiellen Wert besitzen, werden sie üblicherweise der Wissenschaft oder Museen zur Verfügung gestellt. Büttner könnte sich also verstellen, dass die Fundstücke irgendwann in der "Schranne" , also im archäologischen Museum von Bad Königshofen zu sehen sind.

