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OBERELSBACH
Windkraft und Schnee faszinieren
Modellversuch: Sehr interessiert zeigten sich die Gäste aus Nigeria an der Gewinnung von Energie durch die Windkraft. Ein besonderes Erlebnis war allerdings der Winterwald in der Rhön, in dem sie sogar Buchen gepflanzt haben.
Foto: Anand Anders | Modellversuch: Sehr interessiert zeigten sich die Gäste aus Nigeria an der Gewinnung von Energie durch die Windkraft.
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 |  aktualisiert: 15.12.2020 16:33 Uhr

Der Klimawandel kommt. Oder ist er vielleicht schon da? Während in Mitteleuropa noch diskutiert wurde, ob es sich beim Klimawandel nicht etwa um ein Hirngespinst von Ökoaktivisten handeln würde, war er in anderen Regionen der Erde längst schon bittere Wahrheit. Ob es sich um ein Ausbreiten der Sahelzone oder ein Ansteigen des Meereslevels handelt, viele Menschen sind von den Folgen dieser globalen Veränderungen bereits direkt betroffen.

So ist der Klimawandel auch ein Thema im westafrikanischen Staat Nigeria. Bereits 2008 wurde dort vom Umweltministerium in Lagos mit einer intensiven Aufklärungskampagne an den privaten und den öffentlichen Schulen begonnen. Unter dem Namen „Climate Change Club“ wurden Aktionen und Wettbewerbe unter den Schülern ausgeschrieben, um Bewusstsein für einen nachhaltigen Lebensstil zu fördern und Projekte zum Weg aus der Klimafalle zu starten.

Während der vergangenen vier Jahre durften die Gewinner dieser Wettbewerbe jeweils zu einem zweiwöchigen Studienaufenthalt nach Deutschland reisen. Auch hier waren der Klimawandel sowie Projekte aus dem Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung das zentrale Thema für die Schüler. In diesem Jahr führte der Weg der Preisträger aus Lagos zum ersten Mal in die Rhön, wo sie ein intensives Programm in der Umweltbildungsstätte Oberelsbach erwartete.

Ökologischer Fußabdruck

Als Einstieg in das Programm der Umweltbildungsstätte Oberelsbach wurde das Modell des ökologischen Fußabdrucks vorgestellt, anhand dessen sich jeder den eigenen Flächenverbrauch, der durch den jeweiligen Lebensstil verursacht wird, ausrechnen kann. Hierbei werden alle Elemente des täglichen Lebens wie Ernährung, Transport, Wohnen und Konsum mittels einer Checkliste durchleuchtet.

Dieser Fußabdruck wurde dann zur Verdeutlichung real im Gelände abgesteckt. Hierbei standen dem Flächenverbrauch von 6,5 Hektar einer deutschen Studentin, die an diesem Tag das Programm begleitete, dem Durchschnittsverbrauch eines Nigerianers von nur 1,4 Hektar gegenüber.

Der Nachmittag war der Nachhaltigkeit im Wald gewidmet. In einer Waldparzelle im Oberelsbacher Gemeindewald, die von einem Fichtenwald in einen Buchenmischwald umgebaut wird, haben die Afrikaner unter der Anleitung vom Gemeindeförster Matthias Schlund Buchen gepflanzt. Sie haben damit auch einen kleinen Teil ihres durch den Flug nach Deutschland verursachten CO²-Ausstosses binden können. Was sie allerdings an diesem Nachmittag am meisten faszinierte, war etwas ganz anderes – es war der Schnee, den alle Teilnehmer der Gruppe zum ersten Mal in ihrem Leben erleben durften.

Das Programm am Abend war ebenfalls ausgefüllt. Mit Hilfe des computerbasierten Planspieles „Ecopolicy“ von Frederic Vester mussten die Geschicke eines fiktiven Staates gelenkt werden. Die Verhandlungen, wie die Staatsfinanzen am besten eingesetzt werden müssen, um das Land zu einem langfristig erfolgreichen Lebensstil zu führen, gingen bis spät in die Nacht.

Der zweite Tag führte die Gruppe zu einem anderen Haus des Zusammenschlusses Rhöniversum, der Thüringer Hütte. Im dortigen Energiehaus standen Versuche mit der Windkraft an. Durch welche Anzahl an Flügeln am Rotor eines Windrades und mit welchem Winkel der Rotorblätter gegen den Wind lässt sich der höchste Wirkungsgrad erzielen? Die Schüler waren mit Eifer bei der Sache und haben unterschiedlichste Kombinationen getestet und gemessen.

Bevor die Gruppe am Nachmittag wieder aus der Rhön abreisen musste, gab es noch einen zweiten Exkursionspunkt zum Thema Energie. Thomas Pfeiffer und Roland Göpfert vom Überlandwerk Rhön hatten die Gruppe vom Climate Change Club eingeladen, um sich über Fotovoltaik und die Steuerung von Energieflüssen zu informieren. Die vielen gezielten Nachfragen der afrikanischen Gruppe haben gezeigt, dass auch dieser Exkursionspunkt von der Gruppe intensiv aufgenommen wurde.

Vom Ministerium finanziert

Die Reise der nigerianischen Delegation wurde vom Umweltministerium Lagos finanziert. Die vielfältigen Eindrücke für sowohl die Schüler als auch für die mitreisenden Vertreter des Umwelt- und des Bildungsministeriums werden sicher zu neuen Ideen und Initiativen zum Klimaschutz in Nigeria führen. So war sich der 14-jährige Schüler Abdul-Baqee Fashola bei seiner Abreise aus Oberelsbach nicht mehr sicher, ob er noch bei seinem ursprünglichen Berufswunsch Chirurg festhalten möchte, oder ob er sich nicht lieber auch beruflich ganz dem Umweltschutz widmen wird.

 
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  • 50Hertz
    Diese Frage muss man sich stellen, wenn man sieht, was alles im Nahmen des "Klimaschutzes" getan wird. Palmöl für Biosprit auf Borneo, Lithiumabbau in Afrika und Südamerika für fragwürdige Elektromobilität, Maisfelder soweit das Auge reicht, hier bei uns für E10, Unmengen von Polystyrol für die thermodynamische Vereinheitlichung der Häuserfassaden mit ungesundem Raumklima, ect, ect. Herr Fell hat nicht wirklich etwas bewegt. Herr Fell und Mitstreiter haben Gesetze initiiert und hierdurch möglicherweise eine Fehlentwicklung eingeleitet, die nur dadurch möglich wurde, dass durch ständig erzeugte Umweltangst und Zukunftspanik eine wohlsituierte, finanziell besser gestellte, in Luxus lebende Gesellschaftsschicht als koalitionärer Mehrheitsbeschaffer auf Dauer als Wähler generiert werden konnte. Im Übrigen zeichnen sich viele meiner grünen Bekannten durch ein geadezu exzessives Urlaubsflugverhalten aus! Ach, was sind die Menschen so naiv.
    Aus der FAZ
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