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Oberstreu
Wildbienen im Fokus: "Man braucht ein ganzes Dorf, um die Wildbienen zu schützen"
Die am Projekt 'Wildbienen in Dörfern' Beteiligten sowie Verantwortlichen freuten sich über die gelungene Umsetzung des Wildbienenlehrpfades in Oberstreu, von links: Sonja Schulz, Antje Voll, Eva Böhm, Andrea Holzschuh, Richard Fackler, Stefan Kießner, Bernd Beck und Ingolf Steffan-Dewenter.
Foto: Sabine Pagel | Die am Projekt "Wildbienen in Dörfern" Beteiligten sowie Verantwortlichen freuten sich über die gelungene Umsetzung des Wildbienenlehrpfades in Oberstreu, von links: Sonja Schulz, Antje Voll, Eva Böhm, Andrea ...
Sabine Pagel
 |  aktualisiert: 01.06.2023 02:35 Uhr

Bienen und Insekten sind wichtig für die Bestäubung der Pflanzen weltweit. Beim Thema Bienen denken die meisten an die Honigbiene, die von den Imkern gezüchtet werden. Kaum jemand weiß, dass rund 80 Prozent der Nutzpflanzen weltweit von Wildbienen bestäubt werden. Den fleißigen Bestäubern wurde nun in Oberstreu der Wildbienenlehrpfad gewidmet. Dieser wurde jetzt feierlich eröffnet. Neben Bürgermeister Stefan Kießner und den Gemeinderäten waren auch die stellvertretende Landrätin Eva Böhm, der Vizepräsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Richard Fackler sowie am Projekt "Dorfbiene" beteiligte Mitarbeiter der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und des Biodiversitätszentrums Rhön geladen.

An den zwölf Stationen in und um Oberstreu können sich die Besucher einen Überblick über die Wildbienen, ihre Lebensräume, Nahrung und Nistplätze verschaffen. Bürgermeister Kießner zeigte sich bei der Eröffnung stolz über die neue örtliche Besonderheit. Wildbienen seien unersetzlich für die Menschen, erklärte er. Ohne sie müsste man auf Nahrung verzichten. Die Planung und Umsetzung des Pfades wurde durch das Landesamt für Umweltschutz finanziert.

Umdenken innerhalb der Landwirtschaft

Stellvertretende Landrätin Böhm machte deutlich, dass ein Umdenken innerhalb der Landwirtschaft sowie der Bevölkerung erforderlich sei. Nur so könne die biologische Vielfalt geschützt werden. "Die Wildbiene müsse stärker in den allgemeinen Fokus gesetzt werden", so der Vizepräsident des LfU, Richard Fackler. Man wisse inzwischen, dass von den einst 520 heimischen Wildbienenarten bereits 50 Arten ausgestorben sind. Von den noch 470 bekannten Bienen und Hummeln sind rund die Hälfte als gefährdet einzustufen. Dies sei eine dramatische Situation. Wichtig sei es, Lebensräume zu schaffen sowie für Nahrung und Nistplätze zu sorgen, erklärte er.

Wildbienen haben in der Regel einen nur kleinen, oft auf 200 Metern begrenzten Aktionsradius. Fackler rief dazu auf, dass es in den Gärtner mehr Mut zur Unordnung geben sollte. Angelehnt an ein afrikanisches Sprichwort meinte er: "Man braucht ein ganzes Dorf, um die Wildbienen zu schützen".

Wie kam es nun zu dem neuen Wildbienenlehrpfad in Oberstreu. Hier stellten Ingolf Steffan-Dewenter und Sonja Schulz von der Uni Würzburg das Projekt "Wildbienen in Dörfern" vor. Dieses wurde 2020 gemeinsam mit dem Biodiversitätszentrum Rhön in Bischofsheim, einer Außenstelle des LfU, ins Leben gerufen. In 40 Dörfer in der Rhön, so auch in Oberstreu sowie in Mainfranken, wurden die Vorkommen der Wildbienen in und um die Dörfer erfasst. Betrachtet wurden fünf für Dörfer typische Lebensräume, unter anderem Grünflächen, Hausgärten und Friedhöfe. Auch die Erfassung der Blütenpflanzen und Nistplatzstrukturen wurden untersucht.

Mit 85 Wildbienenarten lagen Fladungen und Weisbach vorne. Die Vorkommen in Oberstreu selbst lagen im mittleren Bereich. Eine Erhöhung der Blühpflanzenvielfalt sorge auch für eine Erhöhung der Wildbienendiversität, machten die Experten deutlich. Ein weiterer Aspekt liegt auf der Öffentlichkeitsarbeit. Hier wurden bereits verschiedene Broschüren zum Thema Wildbienen aufgelegt.

Weitere Projekte sind vorgesehen

Für die Zukunft sind weitere Projekte, wie z. B. Managementmaßnahmen und Wettbewerbe in den beteiligten Ortschaften geplant. Anschließend stellte Susanne Mader-Speth vom Biodiversitätszentrum Rhön zwei Stationen des neuen Lehrpfades vor. Die wetterfesten Tafeln sind übersichtlich und anschaulich gestaltet. Auch für Kinder gibt es an jeder Station etwas zu entdecken. An der nächsten Station wurde der Lebensturm vorgestellt. Dieser dient als Unterschlupf und Nistplatz für viele verschiedene Tiere. Neben Wildbienen und -hummeln auch für andere Insekten, Spinnen und Schmetterlinge sowie für Vögel und Igel. Der Oberstreuer Lebensturm wurde gemeinsam mit dem örtlichen Kindergarten gestaltet und befüllt.

Im Anschluss fand im Kelterhaus des Obst- und Gartenbauvereins Oberstreu ein Multivisionsvortrag zum Thema "Natur im Garten" von Roland und Karin Günter aus Estenfeld statt. In dem rund 90-minütigen Vortrag wurden den Zuschauern faszinierende Bilder und allerlei Wissenswertes rund um die Insektenwelt im Garten nähergebracht.

Der Wildbienen-Lehrpfad in Oberstreu: Start- und Endpunkt ist am Naherholungsgebiet "Alter Fischteich" (am Ortsausgang von Oberstreu Richtung Bahra, nach der Brücke links). Der Rundweg umfasst zwölf Stationen. Er ist ca. vier Kilometer lang und auch mit einem geländegängigen Kinderwagen befahrbar.
Der Weg führt durch den Altort von Oberstreu bis zum Neubaugebiet und weiter zum Kolmberg. Zurück geht es an der Mehrzweckhalle vorbei, Richtung Schrebergartenanlage zum Ausgangspunkt.
Der Streckenverlauf ist online auf der Homepage der Gemeinde Oberstreu zu finden: https://www.oberstreu.de/Tourismus/Wildbienenlehrpfad.
Quelle: gel
Der Wildbienen-Lehrpfad umfasst zwölf Stationen und ist ca. vier Kilometer lang. Der Weg führt durch den Altort von Oberstreu bis zum Neubaugebiet und weiter zum Kolmberg. 
Foto: Sabine Pagel | Der Wildbienen-Lehrpfad umfasst zwölf Stationen und ist ca. vier Kilometer lang. Der Weg führt durch den Altort von Oberstreu bis zum Neubaugebiet und weiter zum Kolmberg. 
 
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