Der Teil-Lockdown besteht mittlerweile seit einem halben Monat. Die Fallzahlen in Rhön-Grabfeld steigen seither trotzdem weiter. Die Ankündigung auf einen Corona-Impfstoff hat nun eine gewisse Euphorie ausgelöst, dass es in absehbarer Zeit ein Ende im Pandemie-Tunnels geben könnte. Wann das der Fall sein wird, lässt sich verlässlich aus heutiger Sicht nicht sagen.
Schlüssige Antwort zur Virus-Abwehr: AHA-Regel
Wie kann sich also jeder persönlich so verhalten, dass eine Ansteckung mit dem Virus möglichst vermieden werden kann? Die schlüssigste Antwort darauf findet sich offenkundig in der AHA-Regel, Abstand, Hygiene, Atemschutzmaske! Und zu dem "H" zählt nicht nur Händewaschen, sondern auch Mundhygiene. Darauf hatte schon zu Zeiten des ersten Lockdowns der Bad Neustädter Zahnarzt Dr. Harald Streit hingewiesen, und eine Diskussion um das Thema Mundhygiene entfacht. Da sich Viren generell über Nase, Mund- und Rachenraum im Körper einnisten, komme einer guten Mundhygiene als erste Barriere für Viren aller Art eine höhere Bedeutung zu. Der Zahnarzt berief sich auf Forschungen der Stiftung für Mundgesundheit, die ihrerseits aktuelle Arbeiten aus China aufgegriffen hatte.
Was folgte, war eine umfangreiche Diskussion unter Fachleuten und in den Medien, wie wichtig eine gute Mundhygiene - und dabei geht es nicht nur ums Zähneputzen - für den Schutz für Viren ist. Heute, mehrere Monate und mannigfaltige Forschungen von Experten auf der ganzen Welt später, ist das Thema Mundhygiene im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten wieder in den Fokus gerückt; nicht nur weil jetzt Influenza-Saison ist. Harald Streit weist auf Forschungsarbeiten hin, nach denen ein Zusammenhang zwischen Mundhygiene und einem möglicherweise schwerwiegenden Verlauf einer Corona-Erkrankung, zum Beispiel bei Diabetes-Patienten, nachgewiesen sei. "Der Zusammenhang ist mehr als offensichtlich", so Streit.
Eine gesunde Mundhöhle ist eine gute Barriere
Mit der Überschrift "Eine gesunde Mundhöhle ist Covid-19-Schutz", hebt auch die Bundeszahnärztekammer in einem Beitrag der Zahnärztlichen Mitteilungen zm online vom Mai 2020 die Bedeutung der Mundhygiene hervor und bezieht sich auf Forschungsergebnisse der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). "Eine gesunde Mundhöhle wirkt als Barriere gegen Krankheiten - das gilt auch für Covid-19" heißt es in dem Beitrag. "Es existieren mittlerweile Daten, dass in Gebieten, in denen die mangelnde Mundhygiene mehr Erkrankungen wie Karies oder Parodontitis verursacht, auch vermehrt tödliche Verläufe einer Corona-Erkrankung zu verzeichnen sind", wird der Präsident der DGZMK, Professor Dr. Roland Frankenberger, zitiert.
Auch im interdisziplinären Wissenschaftsjournal "Nature" ist in einem am 26. Juni dieses Jahres online erschienenen Beitrag zu lesen, dass Mundhygiene eine Rolle spielen könne in der Risikoreduzierung von Komplikationen bei einer SARS-CoV-2-Erkrankung.
Dr. Vogel: Ein Aspekt bei der Vorbeugung
"Mundgesundheit ist das A und O", betont auch Dr. Guido Oster, Vorsitzender des Zahnärztlichen Bezirksverbands Unterfranken mit Praxis in Euerbach (Lkr. Schweinfurt). "Sonst wird der Mundraum zur Eintrittspforte für Viren und Bakterien." Welche Bedeutung der Mundhygiene in Zusammenhang mit einer Abwehr des Coronavirus zuteil wird, wagt Oster aber noch nicht zu beurteilen. "Hier stehen wir von der wissenschaftlichen Seite ausgehend noch ganz am Anfang."
"Die Mundhygiene ist ein Aspekt bei der Vorbeugung von Infektionserkrankungen", betont auch Dr. Georg Vogel, Kreisobmann der Zahnärzte im Landkreis Rhön-Grabfeld mit Praxis in Sandberg. Der Mundraumpflege räumt Vogel einen großen Einfluss auf die Gesundheit des gesamten menschlichen Körpers ein. Jedoch warnt Georg Vogel davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und zu glauben, man könne Infektionserkrankungen und besonders Covid-19 durch regelmäßiges Zähneputzen abwehren. Der Kreisobmann der Zahnärzte will die Menschen dazu aufrufen, den Zahnarztbesuch auch in Coronazeiten nicht aufzuschieben. "Zum Glück ist das Ansteckungsrisiko in einer Zahnarztpraxis sehr, sehr gering", so Vogel.
Appell an den gesunden Menschenverstand
Mittlerweile rückt auch die Wirtschaft das Thema Mundhygiene stärker in den Fokus: Der Wirtschafts-Senat in Berlin hebt in einer zweistündigen Online-Konferenz vom 21. August des Jahres die Bedeutung des Mundes als "virale Eintrittspforte und erste Immunabwehrbarriere" besonders hervor (www.senatorvision.de). Für den Labormediziner Professor Dr. Andreas Pützner von der Universität Luxemburg ist in Infektionszeiten das Zähne putzen genauso wichtig wie die Vermeidung des Händeschüttelns, das effektive Händewaschen, das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen, das Abstandhalten und vieles mehr. "Der oralen Abwehr von Viren kommt eine zentrale Bedeutung zu", so Pützner in der Onlinekonferenz. Er appelliert an den gesunden Menschenverstand. "Wir sollten einfach das tun, was wir im Kindergarten schon gelernt haben: Uns die Zähne putzen!"
