Corona kann einsam machen. Für alte und pflegebedürftige Menschen in Seniorenheimen waren die vergangenen Wochen besonders hart. Keine Umarmungen, keine streichelnden Hände, kein Zuspruch von Angehörigen – Kontakte zu Familie und Freunden waren ausschließlich durch geschlossene Scheiben möglich. Der Lohn des Verzichts: Das Virus ist draußen geblieben, und zwar in nahezu allen Seniorenheimen in Rhön-Grabfeld.
Ab diesem Wochenende ist wieder etwas mehr Nähe möglich. Rechtzeitig zum Muttertag an diesem Sonntag werden die strikten Besuchsverbote in Alten- und Pflegeheimen am Samstag, 9. Mai, aufgehoben. Das hat die bayerische Staatsregierung beschlossen - nicht nur zur Freude der Senioren. Auch die Verantwortlichen der Altenhilfeeinrichtungen begrüßen diese Lockerung. Soziale Kontakte sind wichtig für die Bewohner, die knapp acht Wochen lang auf Besuche verzichten mussten. Gleichzeitig stellt diese Lockerung die Verantwortlichen in den Heimen vor neue Aufgaben: "Es gilt, ein Schutzkonzept zu erarbeiten und klare Auflagen zu definieren, um unsere Bewohner weiterhin zu schützen", macht Angelika Ochs, Kreisgeschäftsführerin des Caritasverbands in Rhön-Grabfeld, deutlich.
Vorsicht geboten, um das Virus draußen zu halten
Ochs ist Geschäftsführerin des Franziska-Streitel-Altenheims und des St. Niklas-Seniorenheims, die beide zur Julius-Spital-Stiftung Mellrichstadt gehören. Sie hat sich intensiv mit den Mitarbeitern der Einrichtungen abgestimmt, wie Besuche künftig möglich sind, ohne dass in der Folge auch dem Virus die Tür zu den Altenhilfeinrichtungen offen steht. Derartige Vorsichtsmaßnahmen planen natürlich auch die anderen Einrichtungen im Landkreis. Die Devise lautet, Maß zu halten und strenge Hygienemaßnahmen zu befolgen, um die Erfolge der vergangenen Wochen nicht zunichte zu machen.
Aus diesem Grund sind zum Schutz der Bewohner weiterhin keine Besuche in den Einrichtungen erlaubt. "Wir stellen nun aber sogenannte Begegnungsplätze an den Seniorenheimen zur Verfügung", sagt Angelika Ochs für die Einrichtungen der Julius-Spital-Stiftungen. Nach vorheriger Anmeldung werden die Bewohner zur vereinbarten Zeit zum Begegnungsort außerhalb der Heime gebracht und wieder abgeholt. Zunächst sind Zeitfenster von 20 Minuten für Besuche vorgesehen, um möglichst vielen Bewohnern den Kontakt zu den Angehörigen zu ermöglichen. Körperlicher Kontakt muss dabei weiterhin außen vor bleiben: Es gilt, einen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten, zudem müssen Bewohner und Besucher einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Oberstes Gebot: Schutz der Bewohner und der Mitarbeiter
Wer nun seinen Lieben im Streitel- oder Niklas-Heim zum Muttertag einen Besuch abstatten möchte, ist aufgefordert, sich bei der Verwaltung (Tel. 09776 / 6070 im Franziska Streitel-Heim und Tel. 09776 / 709167 im St. Niklas-Heim) bis Freitag, 12 Uhr, anzumelden und einen Besuchstermin zu vereinbaren. "Grundsätzlich sind Besuche in unseren Einrichtungen täglich möglich. Senioren, die noch mobil sind, sollten mit ihren Angehörigen das Gelände der Heime nicht verlassen. Auch das dient dem Schutz der Mitbewohner und der Mitarbeiter der Altenheime.
Bisher sind die Julius-Spital-Einrichtungen ohne Infektion durch die Pandemie gekommen. Dies soll laut Angelika Ochs auch so bleiben. "Wir konnten bis jetzt Corona aus den Heimen draußen halten, folglich wollen wir auch jetzt im Zuge der Lockerungen kein Risiko eingehen", macht die Geschäftsführerin des Kreiscaritasverbands deutlich. Sie ruft daher alle Besucher zur Solidarität und zur Vorsicht auf. "Schließlich sind die pflegebedürftigen Menschen im Falle einer Infektion am meisten gefährdet."
Gespräche durch die offene Balkontür
Edwin Herbst, Heimleiter der Senioreneinrichtungen in Nordheim und Roth, hat ähnliche Maßnahmen ergriffen, um die Bewohner seiner Häuser zu schützen. Besuchsgespräche sind nur durch eine geöffnete Balkontür möglich, so dass sich die Besucher außerhalb der Gebäude aufhalten müssen. "Wir haben hierfür ein Zeitfenster von 10 bis 11.30 Uhr und von 15.30 bis 17.30 Uhr eingeplant", informiert Herbst. Entsprechend sei eine telefonische Ankündigung des Besuches wichtig, um lange Wartezeiten zu vermeiden.
Was selbstverständlich sein sollte: Wer sich krank fühlt, sollte einen Besuch in einer Senioreneinrichtung im Landkreis ohnehin vermeiden. Mit viel Planung und strikten Schutzmaßnahmen hoffen die Verantwortlichen aller Seniorenheime, dass eine Balance zwischen sozialen Kontakten und Vorsorge gehalten werden kann. Nicht, dass die Wochen des Verzichts durch einen unbedachten Moment vergeblich waren.