Zwei Dinge kommen im Tätigkeitsbericht des Caritas-Kreisverbands vor allem zum Ausdruck: 2020 war einerseits ein turbulentes Jahr, das die Mitarbeiter teilweise an ihre Grenzen führte. Und: Die Rückschau ist ein Indiz für den vom Bistum verordneten Sparkurs. Denn erstmals wurde das fast 100-seitige Schriftstück nicht als Druckerzeugnis verschickt, sondern digital ins Netz gestellt. "Wir müssen alle Möglichkeiten ausnutzen, um bei den Sachkosten Ausgaben zu senken", erklärt Kreisgeschäftsführerin Angelika Ochs.
Während beim Pflegedienst der Personalstand unverändert blieb, musste beim Beratungsdienst Stunden eingespart werden, was sich fast zwangsläufig durch die der Pandemie geschuldeten Schutzmaßnahmen ergab, berichtet die Geschäftsführerin. Diese Entwicklung verläuft damit entgegengesetzt zu einer vermehrten Nachfrage, die durch die Randerscheinungen der staatlichen Verordnungen auftraten. Das Thema Gewalt in der Familie spielt zum Beispiel zunehmend eine Rolle.
Der persönliche Kontakt geht verloren
Beratungsgespräche, sei es im Bereich Erziehungsberatung, Eingliederungs- und Familienhilfe, Psychosoziale Beratung und Suchtberatung mussten teilweise online geführt werden, wobei natürlich der persönliche Kontakt verloren gehe. Präventionsveranstaltungen mussten abgesagt werden
Weil nicht genügend geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung standen, musste auch die Arbeit von Selbsthilfegruppen heruntergefahren werden. Die Kleiderkammer sei monatelang geschlossen gewesen. Immerhin konnten die dort tätigen ehrenamtlichen Helfer mit anderen Aufgaben betraut werden, die durch die neue Situation der Pandemie aufgetreten sind.
Im Pflegebereich sei die Nachfrage erheblich angestiegen, vor allem die Pflegedienste erhalten verstärkten Zulauf. Besonders schmerzlich sei gewesen, dass die Tagespflegestationen in St. Kilian und St. Peter für zwei Monate geschlossen werden mussten. Über einen längeren Zeitraum musste außerdem das Pflegeübungszentrum heruntergefahren werden, was besonders bitter gewesen sei, da die Einrichtung sich noch in der Aufbauphase befand und als Anschauungsobjekt großen Interesses erfreute. Sogar ein Werbespot der deutschen Fernsehlotterie war in der Einrichtung in Mellrichstadt gedreht worden.
Hohe Belastung, keine Kündigungen
Insgesamt wurden von den drei Sozialstationen 1850 Patienten von 178 Mitarbeitern versorgt. An den Einrichtungen werden zehn Altenpflegerinnen und -pfleger ausgebildet. Gleichwohl das Personal unter den neuen Bedingungen besonderen Belastungen ausgesetzt war, musste kein Weggang hingenommen werden. Von den Leitungskräften sei auch alles unternommen worden, damit die Mitarbeiter ihre Arbeit wie gewohnt verrichten können.
Dabei sei die Materialbeschaffung gerade in Anfangszeiten der Pandemie "chaotisch" gewesen. Ein ganzer Stab vor allem ehrenamtlicher Kräfte habe sich auf die Materialbeschaffung konzentriert. Alle Quellen seien genutzt worden, oft musste zu horrenden Preisen eingekauft werden. Inzwischen gebe es kaum noch Engpässe. Die Spenden von Privatpersonen und Unternehmen seien eine große Entlastung gewesen.
Die Geschäftsführerin ist aber froh, dass der Betrieb langsam wieder auf einen Normalzustand zurückgefahren werden kann und die Mitarbeiter Zeit finden, "wieder mal auszuschnaufen". Allerdings kündigen sich die Einsparmaßnahmen nun verstärkt an, was dazu führen könnte, dass "unter Umständen Dienste verändert werden müssen", deutet die Geschäftsführerin vorsichtig an.