Streck-Bier aus Ostheim ist weithin in der Region bekannt. Im nächsten Jahr feiert die Familienbrauerei ihren 300. Geburtstag. Und rechtzeitig zu diesem Jubiläum hat es die Familienbrauerei geschafft, so etwas wie weltbekannt zu werden. Zu verdanken ist all das dem großen amerikanischen Filmkonzern Showtime. Der erreicht seit 2011 mit seiner ambitionierten Serie „Homeland“ zur Terrorismus-Problematik ein Millionen-Publikum und hat sogar Golden-Globe-Würden erlangt. Ein kleines Zipfelchen des Fernsehruhms ist auch auf die Ostheimer Brauerei abgefallen.
Streck-Bier gibt es auch in Berlin
Ganz einfach ist diese Geschichte nicht zu erzählen, die dem jetzigen Firmenchef Axel Kochinki immer noch ein Schmunzeln in die Mundwinkel zaubert. Eigentlich ist die Streck-Bräu eine durch und durch regionale Brauerei, die ihre Bierspezialitäten hauptsächlich in der hessischen, bayerischen und thüringischen Rhön verkauft. „Mitte der Neunzigerjahre hatten wir Kontakt zu einem Berliner Club-Betreiber, der in seinem 'Delicious Donut' unser Bier verkaufen wollte“, erzählt Axel Kochinki, die zehnte Generation der Streck-Brauereichefs.
So kam es, dass Rhöner Bier in die Bundeshauptstadt fand. Besagter Clubbesitzer lud Axel Kochinki eines Tages zu einem Vortrag seines Berliner Club-Verbandes ein. Der Vortrag wurde wegen eines explodierenden Hefe-Siphons zwar auch eine feucht-fröhliche Angelegenheit. Aber die Streck-Bräu war in aller Munde bei vielen Clubs. „Heute beliefern wir einmal in der Woche unsere Berliner Kunden mit dem großen Lkw voll mit Fässern“, erzählt der Braumeister aus Leidenschaft.
Filmcrew-Mitglied vom Rhöner Bier begeistert
Auch im besonders stilvollen Café Hackbarth wird Ostheimer Gerstensaft ausgeschenkt. Als 2015 in den Babelsberger Studios in Berlin eine ganze „Homeland“-Staffel gedreht wurde, genoss eines abends der Ausstattungschef der Serie, John Kretschmer, ein kühles Streck-Weizen – und war begeistert. Er setzte sofort seinen deutschen Kollegen René Jaschke an. „Eines Tages klingelte es bei mir, und Herr Jaschke fragte mich, ob ich meine Bierprodukte in der Homeland-Staffel platzieren möchte“, erinnert sich Kochinki. Der dachte zuerst, jemand möchte daran Geld verdienen. „Aber die Ausstatter waren einfach begeistert, nicht nur vom Geschmack, auch von den Etiketten und dem ganzen Erscheinungsbild unserer Produkte.“
Schließlich wurde ein Vertrag aufgesetzt, damit die Filmproduzenten das Streckbier-Material im Film frei verwenden durften, ohne dass irgendwelche Honorarforderungen gestellt werden könnten auf beiden Seiten. „Also fuhren wir mit einer unserer Dienstags-Touren zwei Paletten mit Flaschen, Gläsern, Werbeartikeln, Blechschildern, Plakaten, Kartenspielen und Bierdeckelhaltern nach Berlin“, erzählt der Brauereichef.
Eigens Plakate produziert
Das Filmteam hat einigen Aufwand betrieben, um die Rhön-Grabfelder Brauerei ins rechte Licht zu setzen. Es wurden eigene, hochprofessionelle Plakate entworfen mit Weizengläsern vor einem Getreidefeld, die einen normalen Werbeetat sprengen würden. „Für eine Straßenszene haben sie sogar eine Streck-Werbung an eine Hauswand gemalt, stilecht mit etwas Graffiti verunziert.“
„Nachdem die Schauspieler in manchen Szenen unser Bier trinken sollten, haben wir sogar alkoholfreies Weizenbier mit den Etiketten für alkoholhaltiges Weizenbier versehen, damit die Schauspieler trinken konnten, ohne langsam alkoholisiert zu werden“, erzählt Kochinki. Schließlich werden manche Szenen vielleicht ein Dutzend Mal wiederholt werden.
Beeindruckende Dreharbeiten
Einmal ist der Ostheimer Unternehmer auch nach Berlin gefahren und hat sich die Dreharbeiten in den Babelsberger Filmstudios angesehen. „Das war schon sehr beeindruckend, mit welch unglaublicher Präzision die Szenen ausgestattet werden“, schwärmt Kochinki noch heute. „Da werden Büroräume für ein paar Szenen ausgestattet, die ich selbst gerne hätte“, schmunzelt Kochinki, der sich sehr gut an die Dreharbeiten Ende 2015 erinnert.
Kontakt nach Berlin hält bis heute
An die große Glocke hat Axel Kochinki den Homeland-Coup seinerzeit nicht gehängt. Jetzt aber, kurz vor dem Jubiläum zum 300-jährigen Bestehen der Familienbrauerei 2018 wurde das Thema wieder aktuell. Denn freundschaftliche und geschäftliche Bande zu dem Fotografen René Jaschke halten bis heute. Und so durfte der Berliner Kreative jüngst die Fotos für den neuen Internetauftritt ab dem 1. Dezember sowie zukünftiges Werbematerial der Streck-Bräu fotografieren.
Mittlerweile ist die 5. Staffel der Homeland-Serie, die in Berlin und Beirut spielt, auf DVD erhältlich. Wer sich auf die Suche begeben will, die Szenen zu finden, in denen das bekannte Streckbier-Logo erscheint, muss allerdings zwölf Folgen je rund 45 Minuten sehr aufmerksam verfolgen. Aber die amerikanischen Serien werden ja gerne von Freundesgrüppchen geschaut – warum also nicht „Homeland“ sehen bei Chips und einem erfrischenden Streck-Bier?