
Das Thema interessierte alle Gemeinden: Wie muss der Rechtsanspruch der Grundschüler auf Ganztagsbetreuung ab 2026 umgesetzt werden? Zu einem runden Tisch hatte die Grabfeld-Allianz Vertreter des Schulamtes und des Jugendamtes sowie Schulleiter, Kindergärtnerinnen, Hortleiterinnen und die Vorsitzenden der Schulverbände, die gleichzeitig Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind, nach Sulzfeld eingeladen.
Müssen wir anbauen oder reichen unsere räumlichen Kapazitäten aus? Wie sollen wir zusätzliches Personal finden und welche Qualifikation muss das haben? Welche Aufgaben müssen die Kindergärten und welche die Schulverbände übernehmen? Schulamtsdirektor Karl-Heinz Deublein und Schulrätin Inga Palma bemühten sich, die Fragen zu beantworten. Auch das Schulamt habe noch nicht alle Informationen, bekundeten sie. Wie Allianzsprecher Jürgen Heusinger vortrug, brauchen die Schulverbände Planungssicherheit, wenn ab dem Schuljahr 2026/2027 ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für die Schüler der ersten Klasse besteht. Im nächsten Schuljahr kommt die zweite Klasse dazu, bis im Jahr 2029/2030 alle Grundschulklassen dabei sind. Das würde zum Beispiel für die Grundschule Sulzfeld bedeuten, für rund 100 Kinder eine Ganztagsbetreuung bieten zu müssen.
Schließzeiten von vier Wochen im Jahr
Wie besprochen wurde, ist Ganztagsbetreuung für die Kinder freiwillig und nicht kostenfrei. Allerdings sind immer öfter beide Eltern berufstätig sodass mit 80 Prozent der jeweiligen Schulkinder gerechnet werden muss. Der Rechtsanspruch bezieht sich auf Montag inclusive Freitag von 8 bis 16 Uhr, auch während der Ferien, ausgenommen sind Schließzeiten von vier Wochen pro Jahr. Ganztagsbetreuung bedeutet nicht Ganztagsschule, es sind nachmittags keine Lehrer anwesend. Die Familien können einzelne Tage buchen, wobei es eine Mindeststundenzahl gibt. Bei kleineren Schulverbänden können die Mittagsbetreuung, die offene Ganztagsschule oder ein Hort, der auch an den Kindergarten angeschlossen sein kann, den Rechtsanspruch erfüllen. Ein Hort kann Schüler aus mehreren Schulverbänden aufnehmen.
Die von den Schulverbänden als unsinnig empfundene Verordnung, dass Klassenzimmer am Nachmittag von den Ganztagskindern nicht genutzt werden dürfen, gilt nicht mehr. Allerdings müssen die Schulen sich auf die Doppelnutzung einstellen und die Räume dürfen nur für die Hausaufgaben genutzt werden. Der Bewegungs- und Entspannungsbereich, Möglichkeiten für Spiel und Sport, eine Küche, ein Speiseraum oder eine Mensa kommen dazu. Auch für den Hort gibt es ein vorgeschriebenes Raumkonzept, wie Helga Stockheimer-Fries, Leiterin des Jugendamtes und Anette Goldbach, zuständig für die Förderung über das BayKiBiG, erklärten. Ein Fußweg von rund fünf Minuten zum Ort der Ganztagsbetreuung ist zumutbar, falls sie im Schulgebäude nicht möglich ist.
Wird ausreichend Personal gefunden?
Die Frage nach dem Personal beschäftig die Verantwortlichen. Hortleiterinnen müssen Fachkräfte sein, ansonsten greift der übliche Schlüssel. Und wenn es nicht gelingt, für die Erfüllung des Rechtsanspruchs ausreichend Personal zu finden, was dann? Können Quereinsteiger eingesetzt werden? Wie Palma berichtete, gibt es die Möglichkeit zur Weiterbildung für Menschen ohne pädagogische Ausbildung, die dann in der Ganztagsbetreuung eingesetzt werden können, aber nicht in Unterfranken. Die nächste Möglichkeit ist in Bamberg. Hier sei die Politik gefragt, notfalls müsse der Gesetzgeber von seinen Standards abweichen.
Das Problem Mittagsverpflegung wurde diskutiert, die Anwesenden zeigten sich überwiegend unzufrieden mit den jetzigen Lösungen, bei denen Verpflegung aus Bad Kissingen oder Römhild bezogen wird. Durch den Transport leidet die Qualität. Wäre es nicht möglich, im Grabfeld eine zentrale Küche zu finden, die Kindergärten und Schulen beliefert? Eine gesunde Ernährung sei für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig, hieß es. Wären die Eltern bereit einen angemessenen Preis zu zahlen und könnte es seitens der Politik einen Zuschuss geben, war eine der gestellten Fragen. Die Allianz will sich noch einmal mit dem Thema beschäftigen, ein früherer Vorstoß in dieser Richtung war ohne Resonanz geblieben.
Weitere Informationen unter www.ganztag.bayern.de