Das historische Rathaus in Bad Königshofen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Nun steht die Fassaden-Sanierung an. Und da hat sich der Restaurator Georg Hille aus Oberelsbach auf die Suche nach der Original-Grundfarbe für den gesamten Erker gewesen gemacht. Laut seiner Recherchen sei 1905 bei einer Restaurierung die Farbgebung in dem bislang bekannten Rot und Weiß geändert worden.
Das heutige Rathaus sei in den Jahren 1563 bis 1575 erbaut worden, nachdem ein verheerender Stadtbrand 1562 das damals als „Kaufhaus“ genutzte Haus vollkommen eingeäschert hatte. Lediglich der hintere, heute etwa 600 Jahre alte Bau, hatte den Flammen getrotzt. Der Neubau ist im Stil der Spätgotik/Renaissance und mit Stuckelementen und Linsen geschmückt. Hervorstechend ist am Königshöfer Rathaus der Erker mit in Stein gemeißelten Figuren zur Geschichte und zur Sage der Stadt.
Erkerzimmer ein Blickfang
In der heutigen Markthalle sieht man noch die „Auslagemöglichkeiten“ der Bäcker und Metzger. Das Mittelgeschoß diente früher als „Tuchboden“ für die Weber während der Verkaufsmessen oder als Theater für die Mysterienspiele. Heute noch ist die Decke des Erkerzimmers im ersten Stock ein Blickfang. Sie ist mit Wappen geschmückt und an den Wänden sind Reste ornamentaler Malerei erhalten. Im zweiten Obergeschoß befindet sich heute neben Verwaltungsräumen der historische Sitzungssaal. An den Wänden sind Ölporträts der einstigen Würzburger Fürstbischöfe aus dem 15. Bis 18. Jahrhundert zu sehen. Der historische Ratsherrentisch stammt aus dem 15. Jahrhundert. Eine besondere Zierde dieses Raumes ist der über vier Meter hohe Porzellankachelofen, geschmückt mit Wappen und Relieffiguren bayerischer Kurfürsten. Er wurde von der Familie Deuster aus Sternberg gestiftet und stand dort einmal im Schloss. Nicht aufgesetzt werden konnte die Haube.
Nachdem die Innensanierung des Rathauses in den vergangenen Jahren vorgenommen wurde, ist nun die Fassade dran. In den vergangenen Monaten wurden sogenannte Musterachsen angelegt. Dazu wurde der Bereich an der Nordfassade direkt im Übergang zum Erker der Nord-Ost-Ecke auf einer Breite von drei Meter über die gesamte Fassadenhöhe ausgewählt. Die Restauratoren fanden heraus, dass die derzeitige Gestaltung der Fassade auf das Jahr 1905/06 zurückzuführen ist. In den vergangenen Jahren wurde der Putz an der Fassade bereits großflächig überarbeitet. Vermutlich wurden die Überputzungen hierzu mit zementhaltigem, sehr feinen und dichten Material ausgeführt, was heute zu umfangreichen Schäden führt. Die Arbeitsprobe an der Fassade band zwei Gesimse, den Erker und drei Fensterleibungen aus Naturstein mit ein, die von einem Steinrestaurator bearbeitet wurden. Teilweise mussten in diesem Zusammenhang auch Neuteile aus Naturstein angefertigt und in die Fassade verbaut werden. Schon vor dem Austausch der Natursteinteile erkannte man, dass die ersten zehn Zentimeter des Putzanschlusses innerhalb der Fassade teilweise stark geschädigt waren.
Gesimse in Umbra-Grün und der Erker in Ocker
George Hille, Restaurator aus Oberelsbach, fand heraus, dass der Sockel etwas dunkler und wärmer gestaltet war, als er es heute ist. Die Natursteingewände der Fenster und der Gesimse waren in einem Umbra-Grün (Natursteinton) gefasst. Die aufgeputzten Kissen dazu hell gekalkt, deren Rücklagen waren mit Ocker gefasst. Der gesamte Erker war dem Augenschein nach ebenfalls in Ocker gefasst.
Innerhalb der Figuren gab es dunkle Absetzungen. Die horizontale Gliederung am Erker in Form von Gesimsen war einst ebenfalls im Umbra-Grünton gestrichen. Gleiches gilt für die Verschalung der Traufe. Bereits 2017 wurde die Fassade im rückwärtigen Bereich des Rathauses untersucht, als man den Aufzug eingerichtet hat, der einen barrierefreien Zugang ins Rathaus ermöglicht. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollten Aufschluss über den Fassungsbestand an Fassade und Fenstergewänden geben.
Mit Licht- und Schattenfugen an den Stuckelementen
Nun wird sich der Stadtrat mit dem weiteren Vorgehen befassen. Nach Meinung des Restaurators sollte Ocker, so wie einst, auch nun die Grundfarbe sein. Dabei werden die Stuckelemente entsprechend herausgearbeitet und erhalten eine Licht- und Schattenfuge. Die Kissen und Putzflächen der Fassade könnten mit einer getönten Weißfassung versehen werden, deren Rahmung wiederum in Ocker. Die horizontalen Gesimse wären in einem Graugrün, ähnlich der Traufe oder Fensterrahmen. Die Stuckierungen würden hierzu in Ocker stehen. Nach dem Befund liegt die Vermutung nahe, dass der Erker bauzeitlich „steinsichtig“ war. Hierzu waren das Traufgesims und die Fensterrahmen in einem graugrünen, leicht bläulichen Ton gefasst. Dies sollte bei der Neufassung berücksichtigt werden, so der Rhöner Restaurator.