Es war eine der eher seltenen Unterrichtseinheiten, mit denen die Schüler und auch ihr Lehrer hochzufrieden sind, weil sie allen Beteiligten Spaß gemacht haben. Dabei war die Aktion eher spontan. Seit Jahren wird im Bereich des Kreuzbergs der Frauenschuh vom Bund Naturschutz und dem ökologischem Jagdverband Unterfranken kartiert. So sollte auch heuer wieder die seltene Orchideenart gesucht und registriert werden. Da sie aber nur eine kurze Blütezeit hat, muss jeweils schnell gehandelt werden, sobald die Blüte beginnt.
So kam Reiner Trompler, der an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Münnerstadt unter anderem das Fach Erlebnispädagogik unterrichtet und auch stellvertretender Vorsitzender des ökologischen Jagdverbandes Unterfranken ist, auf die Idee, einige seiner Studierenden mit einzubinden. Die waren zwar zunächst eher skeptisch, weil sie befürchteten, das Vorhaben werde eher langweilig, dann beteiligten sie sich aber doch an der Zählaktion und waren am Ende teils sogar richtig begeistert, wie ihr Lehrer im Nachgang berichtet.
Angst vor Diebstählen
Wieweit beeinträchtigt der Klimawandel den Frauenschuh, der eine der seltensten Orchideenarten der Rhön ist, und welchen Einfluss hatte unter Umständen der trockene Sommer vom vergangenen Jahr auf den Bestand? So lautete die Fragestellung. Beim Versuch ihr auf den Grund zu gehen, war Reiner Trompler nicht alleine. Als weiterer Experte beteiligte sich Joachim Urban vom Bund Naturschutz an der Aktion.
Gemeinsam mit rund zehn Studierenden ging es dann Richtung Kreuzberg. Genauer wird der Standort der Orchideenbestände nicht verraten, um den entsprechenden Tourismus und vor allem auch Diebstähle zu vermeiden. Für die jungen Helfer war die Suche nach dem Frauenschuh nicht einfach, da sie die Orchideenart vorher überhaupt nicht kannten. Sie mussten erst ihr Auge schulen, auch deshalb, weil die Blüte teils noch am Anfang stand.
Hochkomplexes Zusammenspiel
Einen ganzen Tag lang wurde gezählt und kategorisiert. Und das Ergebnis war dann tatsächlich erfreulich: Der Bestand des Frauenschuh am Kreuzberg hat sich nicht nur erholt, sondern hat sogar zugenommen. Aber nicht nur die Anzahl der erfassten Exemplare sorgte für Erstaunen bei den Nachwuchs-Kartierern, sondern auch die Erkenntnis, welch ein hoch komplexes Zusammenspiel von Pilzarten und Insekten gegeben sein muss, damit diese Orchideenarten überhaupt blühen kann.
Ob die Entwicklung des Orchideenbestandes so weitergeht, wird sich künftig zeigen. Als Erfolg sahen Urban und Trompler aber nicht nur dieses Ergebnis ihrer Aktion, sondern insbesondere auch das Engagement und die Sensibilität ihrer jungen Unterstützer für die sie umgebende Natur. Dies ist, so Meinung die Meinung der beiden Verantwortlichen, "das wichtigste Kapital, das eine Gesellschaft haben kann um dem bevorstehenden Klimawandel erfolgreich zu begegnen."