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Bad Neustadt
Wie eine Truhe mit Edelsteinen
Aus der Alten Amtskellerei, dem ehemaligen Gefängnis, soll in den kommenden Jahren ein kulturelles Zentrum entstehen.
Foto: Stefan Kritzer | Aus der Alten Amtskellerei, dem ehemaligen Gefängnis, soll in den kommenden Jahren ein kulturelles Zentrum entstehen.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 22.01.2020 02:10 Uhr

Die Sanierung der Alten Amtskellerei ist eine der großen Herausforderungen für die Stadt in den kommenden Jahre. Schließlich soll aus einem einst hermetisch abgeriegelten Gefängnis ein offenes wie öffentliches kulturelles Zentrum entstehen. Um Ideen für diese Umgestaltung zu erhalten, hat die Stadt im vergangenen Herbst zu einem Architektenwettbewerb geladen. Die Ergebnisse daraus liegen jetzt vor, wurden sortiert und teilweise prämiert und sind noch in der kommenden Woche für die Öffentlichkeit im Alten Amtshaus zu sehen.

In den Entwürfen des Architekturbüros Burucker/Barnikol wird die Geschichte der Amtskellerei bewahrt und mit neuer Funktionalität versehen. So hier im Eingangsbereich mit viel Glas und geschichtsträchtigen Wänden.
Foto: Repro: Stefan Kritzer | In den Entwürfen des Architekturbüros Burucker/Barnikol wird die Geschichte der Amtskellerei bewahrt und mit neuer Funktionalität versehen. So hier im Eingangsbereich mit viel Glas und geschichtsträchtigen Wänden.

"Die erste Etappe auf dem Weg zum kulturellen Zentrum Fronhof ist absolviert", freute sich Bürgermeister Bruno Altrichter bei der Präsentation der Planungsentwürfe. Nicht weniger als 16 Architekturbüros aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland hatten Vorschläge, Pläne und Skizzen für die Neunutzung des einstigen Gefängnisses eingereicht. Schließlich soll in dem Gebäude ein neuer Standort für die Stadtbibliothek eingerichtet sowie Platz für ein Museum geschaffen werden. Eine Jury bestehend aus Vertretern der Stadt und vor allem des Stadtbauamtes unter der Leitung von Stadtplaner Professor Martin Schirmer aus Würzburg hat diese Entwürfe nun bewertet und drei davon mit Preisen bedacht. Vor allem der Siegerentwurf hat es der Stadt besonders angetan. Aber nicht, weil dieser das altehrwürdige Gebäude massiv verändern und umgestalten will, sondern weil die Planungen das Haus von der Grundsubstanz bis zu den Gefängniszellen so belassen und dennoch mit neuen Funktionen ausgestalten wollen.

Allzu radikale Entwürfe schieden früh aus

"Keiner der eingereichten Beiträge hat alle Fragestellungen rund um die Amtskellerei zu 100 Prozent beantwortet", sagte Martin Schirmer bei der Präsentation der Planungen. "Das war aber auch bei den auferlegten Zwängen des Kerkers gar nicht möglich", so Schirmer. Von den 16 eingereichten Arbeiten der Architekten schieden allzu radikale Entwürfe früh aus. Bei den drei ausgezeichneten Entwürfen hat es sich die Jury aber nicht leicht gemacht.

Auf Platz 3 landete die Planung des Büros Grubert Verhülsdonk Architekten aus Berlin. Die Bibliothek im Zellentrakt des einstigen Gefängnisses können sich die Planer genauso vorstellen wie einen gläsernen "Kreuzgang" im Innenhof, der die Publikumsströme leitet. Platz 2 ging an das Büro Bez und Kock Architekten aus Stuttgart. Das Motto dieses Entwurfes lautete: "In diesem Hof wird nicht gebaut". Rund um den Innenhof der Amtskellerei sollten sich die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten erschließen. Der große Ausstellungssaal können sich die Planer aus Stuttgart im großen Gewölbekeller vorstellen, dieser müsste allerdings noch einen bislang nicht vorhandenen Vorraum erhalten. Was allerdings bautechnisch laut Martin Schirmer einen "Eingriff am Herzen" darstellen würde.

Zahllose Unzulänglichkeiten werden hingenommen

Sieger des Architektenwettbewerbs rund um die Amtskellerei wurde das Büro Burucker/Barnikol Architekten. Der Entwurf des Büros aus Dresden und Erfurt ist unter all den eingereichten Arbeiten derjenige, der am meisten altes Gebäude von dem alten Gebäude übrig gelassen hat. Ja, die Amtskellerei und das Gefängnis mit ihren zahllosen Unzulänglichkeiten einfach hingenommen und akzeptiert haben, ohne diese auf radikale oder überhaupt eine Weise verändern zu wollen. Gut, im Innenhof ein wenig Glas, ein Baldachin vielleicht. Aber sonst bleibt Raum Raum, auch im Zellentrakt. Geschichte bleibt in diesem Entwurf Geschichte und wird nicht zugunsten einer neuen Funktionalität verleugnet und zurückge- oder überbaut. "Dieses Haus ist wie eine Truhe mit Edelsteinen", sagte Steffen Barnikol in der Präsentation seiner Entwürfe voller Respekt gegenüber dem historischen Bauwerk. "Nur über die Kommunikation zwischen alter Substanz und neuer Funktionalität sind wir zu diesem Ergebnis gekommen."

Die erfolgreichen Architekten Steffen Burucker (2. rechts), Steffen Barnikol (Mitte) und Michael Döbel (2. von links) aus Dresden und Erfurt wurden von Bürgermeister Bruno Altrichter (links) und Stadtplaner Professor Martin Schirmer für ihren Entwurf ausgezeichnet.
Foto: Stefan Kritzer | Die erfolgreichen Architekten Steffen Burucker (2. rechts), Steffen Barnikol (Mitte) und Michael Döbel (2. von links) aus Dresden und Erfurt wurden von Bürgermeister Bruno Altrichter (links) und Stadtplaner Professor ...

Bürgermeister Bruno Altrichter zeichnete die beiden Architekten Steffen Burucker und Steffen Barnikol aus. Anerkennungspreise gingen zudem an das Büro Marte Marte Architekten aus Feldkirch in Österreich und an das Atelier Brückner aus Stuttgart. Die Quintessenz aus den eingereichten Entwürfen sollen nun in die weiteren Planungen rund um die Sanierung der Amtskellerei einfließen.

Die Ausstellung "Der Fronhof – Umbau der Alten Amtskellerei zu einem kulturellen Zentrum" ist im Alten Amtshaus am Samstag, 18., sowie von Montag bis Mittwoch, 20. bis 22. Januar, jeweils von 13 bis 17 Uhr zu sehen.

 
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