Die Gemeinde Sandberg erhielt den Bayerischen Demenzpreis. Aus den Händen von Gesundheitsminister Klaus Holetschek wurde Bürgermeisterin Sonja Reubelt, Quartiersmanagerin Sabine Nasner und Projektmanagerin Martina Heinrich diese besondere Auszeichnung im goldenen Saal des Rathauses in Augsburg übergeben. Von 52 Bewerbungen hatte die Gemeinde Sandberg mit ihrem Demenz-Projekt "Natur unvergesslich" zusammen mit fünf anderen Projekten in Bayern die Nase vorn.
"Ich freue mich sehr über diese wahnsinnige Auszeichnung", zeigt sich Bürgermeisterin Sonja Reubelt sichtlich stolz. "Wir haben uns riesig gefreut. Der goldene Saal, in dem die Auszeichnung stattgefunden hat, war total überwältigend", fügt Projektmanagerin Martina Heinrich an. Die Gemeinde Sandberg steht mit dieser bayernweiten Auszeichnung auf einer Stufe mit dem wissenschaftlichen Institut für Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekenkammer, die mit ihrem Projekt den ersten Preis abräumte.
Vor gut zwei Jahren hatte Sabine Nasner die Idee für das Projekt, mit Waldspaziergängen eine neue Art der Herangehensweise an das Thema Demenz zu initiieren. Im Rahmen der bundesweiten "Allianz für Menschen mit Demenz" hat sich die Gemeinde Sandberg daraufhin um ein solches Projekt beworben und erhielt den Zuschlag. Für drei Jahre wird das Projekt vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben mit jeweils 10.000 Euro, insgesamt 30.000 Euro, gefördert.
Natur mit allen Sinnen erleben
Sabine Nasner nahm Kontakt mit Martina Heinrich auf, die seit 23 Jahren ehrenamtlich die Selbsthilfegruppe "Vergiss-Mein-Nicht" für Angehörige sowie seit sechs Jahren die Gruppe "Die Spurensucher" für Betroffene anbietet und sich aufgrund ihrer eigenen familiären Geschichte seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Demenz beschäftigt. Von Nasners Idee, Waldspaziergänge für Menschen mit Demenz anzubieten, waren Martina Heinrich und ihr Mann, Förster Michael Heinrich, sofort überzeugt. Seitdem finden monatlich die Waldspaziergänge unter dem Motto "Natur unvergesslich" statt. Das Angebot ermöglicht es Menschen mit und ohne Demenz, ein Naturerlebnis mit allen Sinnen im Landkreis Rhön-Grabfeld zu erleben.
"Wir Menschen fühlen uns besonders wohl, wenn wir im Wald spazieren gehen", so Martina Heinrich. Dort wird nicht gefragt, was wir können oder wer wir sind. Stattdessen dürfen wir mit allen Sinnen die Natur auf uns wirken lassen. So kann ein Waldspaziergang unserer Gesundheit dienen und uns Zufriedenheit schenken. Davon profitieren besonders Menschen mit Demenz. Sie haben oft einen großen Bewegungsdrang und erfahren beim Laufen ein Gefühl der Selbstbestimmung.
Wichtig ist Martina Heinrich, dass es sich bei den monatlichen Spaziergängen nicht um eine Betreuungsgruppe handelt, sondern dass die dementen Patienten mit ihren Angehörigen zusammen etwas unternehmen. "Pflegende Angehörige bekommen beim Spaziergang eine kleine Auszeit", erklärt Heinrich die Intention. Pflegende Angehörige erleben ihre Pflegepersonen positiv und sie haben die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. "Man merkt, wie es den Leuten guttut", stellt die Projektmanagerin fest.
Die Menschen werden begleitet
Immer wenn es möglich ist, nimmt auch Johanna Dietz von der Fachstelle für pflegende Angehörige der Caritas an jedem Waldspaziergang teil. "So entsteht eine sehr gute Möglichkeit, um niederschwellig in Kontakt zu kommen und in die Beratung einzusteigen", erklärt Heinrich. Oft erlebe man, dass der Leidensdruck sehr hoch sein muss, bis sich Menschen an eine offizielle Fachstelle wenden und um Hilfe bitten. Beim Spaziergehen können in einer angenehmen Umgebung Gespräche geführt und Informationen gegeben werden. Menschen werden begleitet und unterstützt.
"Wir versuchen, ein sehr vielseitiges Programm zusammenzustellen und orientieren uns auch an der Jahreszeit", berichtet Martina Heinrich. Passend zum Monat November besuchte die Gruppe erst diese Woche den Naturfriedhof St. Ursula bei Alsleben. Im September gab es einen Spaziergang entlang des Gewässerlehrpfades der Streu in Ostheim, im Mai hatten die Teilnehmer unter Anleitung von Evi Stäblein die Möglichkeit, heimische Kräuter kennenzulernen und wiederzuentdecken oder im Oktober letzten Jahres berichtete Förster Michael Heinrich von der beschwerlichen Waldarbeit, wie sie früher üblich war und zeigte historische Arbeits- und Ausrüstungsgegenstände. "Wir haben oft erlebt, dass bei der sogenannten Biografie-Arbeit in entspannter Atmosphäre demente Menschen wieder das Erzählen anfangen", strahlt Heinrich.
Bürgerbus kann genutzt werden
An den Waldspaziergängen teilnehmen können Menschen mit ihren Angehörigen aus dem ganzen Landkreis. Auch der Bürgerbus der Gemeinde Sandberg, den die Quartiersmanagerin Sabine Nasner koordiniert, kann benutzt werden. Mehr Informationen zu dem Projekt, Bilder von den vergangenen Waldspaziergängen, die bevorstehenden Termine sowie ein Anmeldeformular findet sich auf der Homepage www.natur-unvergesslich.de.