
Mit dem Lustspiel "Die Silberhochzeit" oder "Lieber einen Mann als gar keinen Ärger" in feinstem "Stoogemer" Dialekt starteten das achtköpfige Ensemble der Theaterfreunde Stockheim bei der Premiere einen Frontalangriff auf die Lachmuskeln. Überragende Mimik und Gestik, Lokalkolorit und Wortwitz verliehen dem Gesamtkunstwerk eine eigene Note und machten das Zuschauen zum puren Vergnügen. "Alte Hasen" und Debütant David Diemer harmonierten bestens. Mühelos spielte sich das Ensemble rund um Regisseurin Katja Nöth in die Herzen des Publikums. Der Dreiakter "Silberhochzeit" aus der Feder von Regina Rösch war gut gewählt.
Zum Inhalt des Lustspiels: Bei Geld hört die Freundschaft auf. Doch wenn plötzlich das Erbe auf dem Spiel steht, braucht man Unterstützung. So ist es zumindest im Fall von Emil und Betty Fetzer (Udo Diemer und Thea Triftshäuser). Deren Freunde Helga und Oswald Geiger (Daniela Streit und Daniel Stapf) helfen gerne – natürlich völlig uneigennützig. Schließlich kennen sich beide Paare schon lange und haben eines gemeinsam: Sie schlossen im gleichen Jahr den Bund der Ehe.
Die Silberhochzeit naht
Nur wann war das eigentlich genau? Der Ehering könnte Aufschluss geben, geht aber leider nicht vom Finger. Das Familienstammbuch ist unauffindbar und im halbfertig renovierten Wohnzimmer der Fetzers steht wegen einer bierseligen Männerwette ein halbes Jahr nach dem Heiligen Abend noch die rappeldürre Tanne herum. Diese wird gehegt und gepflegt, um bloß keine Nadeln zu verlieren. Die eigene Frau hingegen bekommt wenig Aufmerksamkeit. Komplimente sind längst ein Fremdwort für Emil geworden. Stattdessen ertränkt er zusammen mit Kumpel Oswald seinen Kummer im Alkohol.

Als zweifelsfrei feststeht, dass man 1998 vor den Traualtar trat, müssen die Herren der unangenehmen Tatsache ins Auge blicken, dass die Silberhochzeit naht. Und diese soll – geht es nach dem Willen der Ehefrauen – ordentlich gefeiert werden. Mit Kaffee und Obstkuchen lassen sich Betty und Helga jedenfalls nicht abspeisen. Eine "Kreuzfahrt" nach Mellerscht ist ebenso wenig das passende Geschenk wie "Dessous" aus dem Angebotsblättchen von Aldi. Als wäre alles nicht schon schlimm genug, kündigt Emils Erbtante Edith (Inge Storath) aus Amerika ihren Besuch zum Ehejubiläum an.
Wer spielt hier falsch?
Ein heiteres Verwirrspiel beginnt, denn beim Briefeschreiben ging einst die Fantasie mit Betty durch. Keine Flunkerei ließ sie aus, um der Tante ihr Ehe- und Familienleben in den schillerndsten Farben auszumalen. So sind die Freunde plötzlich gebildete Akademiker aus höheren Kreisen, Sohn Stefan Fetzer (David Diemer, der sein Debüt bravourös meisterte) arbeitet als Zahnarzt und eine Freundin hat er auch. Nichts von alledem stimmt. Damit Betty selbst noch weiß, welche Märchen sie Tante Edith auftischte, kleben "Spickzettel" unter dem Teppich. Als der Besuch vorfährt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Das können auch Stefans kurzfristig organisierte Freundin Susi (Sophia Then) und Nachbar Max (Ronald Streit) schwerlich verhindern. Obwohl sie wirklich ihr Bestes geben, damit Emil Ediths Vermögen erbt.

Doch wer spielt hier eigentlich falsch? Am Ende haben schließlich die Herren der Schöpfung das Nachsehen, weil sie dank weiblicher Raffinesse mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden. Reichlich Szenenapplaus während der Aufführung spornte alle Akteure zu Höchstleistungen an, kräftiger Beifall am Ende war der Lohn für lange Probenabende. Weitere Vorstellungen folgen, allerdings sind alle Karten bereits ausverkauft.


