Unwetter, Klimawandel und schwere Unfälle: Rettungsdienste stehen vor völlig neuen Herausforderungen. Um diese zu stemmen, wurde G.I.L.T ins Leben gerufen. In Querbachshof wurde nun die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) vorgestellt.
G.I.L.T. steht für Gelände, Infrastruktur, Logistik, Transport und soll sicherstellen, dass Rettungskräfte schneller wichtige Informationen über ihren Einsatzort erhalten und diesen auch problemlos erreichen. Um zu verdeutlichen, wie die Gruppe arbeitet, gab's gleich eine Übung:
Angenommen wurde eine verletzte Person, die am gegenüber liegenden Ufer eines Flusses in Not geraten war und dringend medizinische Hilfe benötigte. Ein normaler Übergang war nicht möglich, eine Brücke nicht vorhanden, also waren geländegängige Spezialfahrzeuge gefragt. Seit einem Jahr gibt es beim BRK Rhön-Grabfeld ein Amphibienfahrzeug, das sowohl an Land als auch zu Wasser eingesetzt werden kann. Es überquerte die Wasserstelle, die Rettungskräfte leisteten Erste Hilfe und brachten den Verletzten in Sicherheit.
Projektleiter Uwe Kippnich erläuterte, warum G.I.L.T ins Leben gerufen wurde. Die Spezialisten kommen bei Naturkatastrophen wie Erdrutsch, Hochwasser, Hagel oder sintflutartigem Platzregen zum Einsatz, wenn Menschen gerettet werden müssen. Vor mehr als einem Jahr hatte in Kürnach ein Wirbelsturm eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, es gab Hochwasser in Fladungen, Unwetter in der Rhön mit Überschwemmungen eines ganzen Dorfes. Auf solche Herausforderungen habe man mit der Schnell-Einsatzgruppe reagiert.
Zum Fuhrpark, erklärt Bezirksbereitschaftsleiter Harald Erhard, gehören ein Amphibienfahrzeug, ein Gelände-Krankenwagen, zwei geländegängige Lastwagen, Spezialmotorräder, ein Quad und Drohnen. „So können wir im Gelände arbeiten, ohne die bereits vor Ort eingebundenen Kräfte zu blockieren oder zu binden“.
In dieser Form erstmalig in Deutschland ist die Kooperation von BRK und DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Das Zentrum unterstützt die Retter, wenn sie nach einem schweren Unwetter auf der Suche nach einer hilflosen Person sind, oder einen Weg durch überschwemmtes Gelände suchen. Die Wissenschaftler dort können die Retter dann mit satelliten-gestützten Informationen helfen.
Im Rahmen des Projekts VABENE stellte das DLR verkehrsbeobachtende Infrastruktur sowie aktuelle Bilder und Karten über die Verkehrslage und das Einsatzgeschehen zur Verfügung. Dazu gibt es eine Forschungsfliegerflotte, erklärt Veronika Gstaiger vom Institut für Methodik der Fernerkundung. Diese besteht aus Hubschraubern und Flugzeugen, die bei den Beobachtungsflügen etwa eintausend Meter über Grund fliegen. Ausgestattet sind die Flugzeuge mit einem Kamerasystem, PCs zur Bildauswertung und einem Datenlink zur direkten Übertragung der Verkehrsdaten und Luftbilder zu den Einsatzkräften am Boden.
In Querbachshof kamen die Drohnen der Rettungskräfte vom BRK-Kreisverband Haßberge zum Einsatz. Auch hier kann aus der Luft eine schnelle „Schadensanalyse“ erfolgen. Solche Drohnen hat zum Beispiel die Bergwacht Rhön-Spessart, die schon oft bei Suchaktionen hilfreich waren.
Zukünftig werden die Einsätze von G.I.L.T. evaluiert. Auf Basis der Erkenntnisse werden dann Personalstärke, Fahrzeuge und Material sowie die Taktik angepasst. Ziel ist es, mittelfristig in jedem bayerischen Regierungsbezirk eine solche Einheit zu etablieren, erläuterte Kippnich.