Ist ein Feuerwehrmann-Striptease das richtige Mittel, um die Eigenständigkeit der Wehr zu bewahren und den Anschluss der Ünnerwälder Weher an die der Bostemer zu verhindern? Auf jeden Fall ist es einer von mehreren außergewöhnlichen Versuchen mit dem Florian Brandner, Vorsitzende des Feuerwehrvereins von Unterwaldbehrungen, die Tradition der örtlichen Floriansjünger erhalten will. Und für seinen Verein tut er alles. Und setzt damit den Familienfrieden aufs Spiel.
Einfach köstlich, was sich da im örtlichen Feuerwehrgerätehaus in der Folgezeit entwickelt. Die Theatergruppe der Kolpingsfamilie Unterwaldbehrungen mit ihrem Regisseur Georg Hoch an der Spitze hat das Feuerwehr-Domizil kurzerhand auf die Bühne des Kolpingheims verlegt. Das Ensemble präsentiert an diesem Abend mit "Feurio …. Aufruhr im Spritzenhaus" ein Stück, das von der ersten bis zur letzten Szene ein echter Brüller ist.
Die Besucher im bis auf den letzten Platz besetzten Saal sind von Anfang an begeistert. Ein Lacher folgt dem anderen. An diesem Abend werden ihre Zwerchfelle und Lachmuskeln arg strapaziert. Es macht einfach einen riesigen Spaß, den Akteuren auf der Bühne zuzuschauen, einer eingespielten Truppe, die sichtbar Lust und Freude am Schauspielern hat. Und wie sie das machen - genial!
Vom "Hausdrachen" ins Spritzenhaus getrieben
Das geht schon prächtig los, wenn Marco Reinfelder alias Florian Brandner, nur mit der Unterhose bekleidet, von seiner Ehefrau und "Hausdrachen" Brigitte mit der Bratpfanne in der Hand durchs Dorf ins Spritzenhaus getrieben wird. Dort soll er hausen, bis er seinen Posten als Feuerwehrvorstand wieder abgegeben hat, zu dem er sich am Vorabend gegen den Willen seiner Ehefrau wieder hat wählen lassen. Susanne Hergenhan brilliert in der Rolle des "weiblichen Flammenwerfers", die auch in den späteren Szenen ihrem "gehirnamputierten Vereinsmeier" als Streithahn in nichts nachsteht.
Der etwas einfältige Bernhard Kälble leistet seinem Freund in dieser "schweren Situation" ebenso Beistand wie der junge Dorf-Casanova und Feuerwehrkommandant Johannes Schöninger (klasse und gekonnt gespielt von Luis Hergenhan) - vorwiegend vor allem aber beim Vertilgen der Biervorräte im Spritzenhaus, dem Schmieden von Plänen, wie eine Fusion mit der Bastheimer Wehr zu verhindern ist, und den spitzen Verbalattacken gegenüber der holden Weiblichkeit.
Schließlich scheint auch Thomas Greck, der den sprachfehlerbehafteten, "nervenden Stotter-Heini" Bernhard Kälble so wunderbar realistisch darstellt, mit seiner Petrinella nicht gerade das große Los gezogen zu haben. Überhaupt steht der Geschlechterkampf in dem Stück häufig im Mittelpunkt. Denn auch der umgängliche, dem Alkohol so gar nicht abgeneigte Ortspfarrer, in dessen Rolle ein großartiger Günter Ledermann schlüpft, hat mit seiner überfrommen Haushälterin einen weiblichen Gegenpart, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgt.
Turbulente Gesangseinlagen
Die Rolle dieses "örtlichen Presseorgans" und des "vertrockneten Baase" Fräulein Rehbein scheint Elke Hergenhan auf den Leib geschnitten. Für die Jungfer ist das Spritzenhaus "Sodom und Gomorrha" und der Alkohol sowieso ein Teufelszeug. Die "lustbetonten Sünder" und die "unzüchtige Bande" dort müssen mit Weihwasser bespritzt werden. Auch die Brandners Tochter Eva, in deren Rolle eine überzeugend agierende Anna Ledermann schlüpft, macht munter mit und kontert die plumpen Annäherungsversuche des Schöningers gekonnt mit einigen saftigen Ohrfeigen.
Turbulent geht es den gesamten Dreiakter über zu, wenn die Gesangseinlage für das Feuerwehrfest gemeinsam mit dem sichtlich begeisterten Ortspfarrer nach dem Motto "besser laut als richtig" geprobt wird, Bernhard Kälble sich als "Go-Go-Stripper Berny" entblättert, wenn der Pfarrer die Streitsucht von Florian und Brigitte zu schlichten versucht oder wenn Florian in der Nacht im Spritzenhaus tätlich angegriffen und eine Einsatzübung sabotiert wird.
Vorstellungen am 22. und 23. März
Wer hinter den "Anschlägen" steckt, ob die Versöhnungsversuche des Pfarrers Erfolg haben und ob die Ünnnerwäder Wehr am Ende weiterhin selbständig bleibt, wird an dieser Stelle noch nicht verraten. Schließlich soll die Spannung ja auch noch für die Besucher der weiteren Vorstellungen am kommenden Wochenende erhalten bleiben, wenn sich am Samstag, 22. März, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 23. März, um 17 Uhr der Vorhang für das Ensemble, das von Georg Hoch, in dem auch die Maskenbildnerinnen und Souffleusen Kerstin Ledermann, Yvonne Seufert und Cornelia Greck hervorragende Arbeit leisten, wieder öffnet.