Die Umstände im Corona-Jahr machen einen normalen Nikolausabend mit Besuchen in den einzelnen Familien unmöglich. In Haselbach ist dieser Vorabend des Nikolaustages mit einer uralten Tradition verknüpft. Aus den Reihen der Hoselbicher Kermes-Paare, die alljährlich um die alte Dorflinde tanzen, kommen die Darsteller des Nikolaus und seiner Gefährten Knecht Ruprecht und Zuckermännle. Doch in diesem Jahr musste die Kirmes ausfallen, also gab es auch keine Zuständigen für den Nikolaus-Brauch.
Lena Büttner war in den vergangenen beiden Jahren eines der Lindenmädchen. Ihr ließ das vermeintliche Ausfallen des alten Brauches keine Ruhe. Im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr fand sie mit Winfried Göbl und dem Kommandant Thilo Schilder sofort Gleichgesinnte, als es um einen Ersatz für den traditionellen Nikolausabend ging. Sie ermittelten für den Bischofsheimer Ortsteil 85 Kinder in fast 50 Familien, denen sie einen kleinen Gruß des Nikolauses schicken wollten.
85 Geschenktüten für alle Kinder gepackt
In den Firmen Baukauf und Bedachung Holzheimer fanden sie bereitwillige Sponsoren und so wurden 85 kleine Geschenktüten gepackt. Thomas Vorndran und Lena Büttner teilten sich die Arbeit beim Schneiden und Binden der Zweige für die Rute, die normalerweise dem Haushaltsvorstand überreicht wird. Die 85 Geschenktüten mit süßem Inhalt und 50 Ruten wurden in das Feuerwehrauto gepackt.
Bei Anbruch der Dunkelheit vermeldete der Nikolaus der Feuerwehrleitstelle die Bewegungsfahrt des Feuerwehrfahrzeuges. Thilo Schilder hatte sich das traditionelle Bischofsgewand des Dorfes übergezogen. Mit Johannes Neumann konnte – in der Kleidung des Knecht Ruprecht – ein weiterer Helfer für das Ausfahren der Nikolaustüten gewonnen werden. Die beiden stellten je Kind eine Tüte vor den jeweiligen Häusern ab und eine Rute für den betreffenden Haushaltsvorstand.
Eigentlich hätten die beiden das auch in normaler Alltagskleidung tun können, doch Thilo Schilder sagte: "Wenn mer scho alles obgenomme gricht hot, solle die Kenn wenichstens wos hob!" Sie sorgten so dafür, dass die Kinder auch etwas zu sehen bekamen, wenn sie beim Abstellen der Tüten aus dem Fenster sahen.