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BAD NEUSTADT
Weltspartag
Bearbeitet von Hubert Herbert
 |  aktualisiert: 22.11.2019 02:11 Uhr

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Dazu hat mich damals schon meine Oma ermahnt. Eigentlich eine gute Idee. Vielleicht ein bisschen bieder, aber auf jeden Fall vernünftig. Die Alternative wäre ja: Spare in der Not, da hast du Zeit dazu.

Auf jeden Fall wurden wir früher nicht nur von der Oma, sondern sogar schon in der Schule auf die erste Variante getrimmt. Bevorzugt am Weltspartag natürlich. Da wurden die Möglichkeiten des Sparens gepriesen, das einem dann irgendwann die Erfüllung kleinerer Wünsche ermöglichen sollte.

Für größere reichte es trotz Sparens sowieso nicht, denn viele Geld zum Zurücklegen hatten wir ja nicht. Immerhin gab es aber auch damals schon Omas und Opas, die einem hin und wieder etwas zusteckten. Und je mehr Geduld man in der Lage war, aufzubringen, desto größer war der Wunsch, den man sich erfüllen konnte.

Damals, – es erscheint heute fast wie ein Märchen – bekam man ja noch Zinsen auf sein Erspartes. Ich erinnere mich noch gut an das angenehme Gefühl, wenn man Anfang des Jahres mit seinem meist roten oder blauen Büchlein in der Bankfiliale antrabte, die es damals praktisch noch in jedem Dorf gab, und sich die Zinsen vom vergangenen Jahr eintragen ließ. Schlagartig war das „Vermögen“ gewachsen. Ein schönes Gefühl.

Ausgerechnet ein Italiener, Professore Filippo Ravizza, war es, der 1924 beim ersten Internationalen Sparkassenkongress in Mailand den letzten Arbeitstag im Oktober zum Weltspartag erkor. Ein Italiener! Ein Landsmann von Mario Draghi! Sie wissen schon, von Super-Mario, dem Zinskiller von der Europäischen Zentralbank.

Ob Professore Draghi, der gottlob die längste Zeit EZB-Chef war, jemals etwas von seinem Landsmann Professore Ravizza gehört hat? Man möchte auf jeden Fall daran zweifeln. Sonst hätte er den armen Sparern wenigstens noch ein bisschen was an Zinsen übrig gelassen.

Heute gibt es den Weltspartag immer noch. Gerade werben wieder Plakate und Luftballons in den Banken für fleißiges Sparen. Aber den Spruch „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ dürfen sich die Banken in Zeiten drohender Negativ-Zinsen als Werbung dafür auf jeden Fall sparen.

 
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