
Am 11. 11. wird normalerweise der Fasching offiziell eröffnet. Nicht so in einem kleinen Dorf im Landkreis Rhön-Grabfeld. In Sondheim/Grabfeld fand an diesem Tag eine "Weltpremiere" statt: Zum ersten Mal lud man dort zu einem Bayerischen Abend ein und zahlreiche Gäste - viele im schmucken Dirndl oder in Lederhosen - strömten in die Halle am Berglein, um Kabarett vom Feinsten zu erleben.
"Wir wollten mal was anderes machen als Fasching", so Timo Kolano, der den Bayerischen Abend ins Leben gerufen hatte. Mit dieser vom Sportverein TVS durchgeführten Veranstaltung wollte man außerdem allen, die bei den Faschingssitzungen helfen, etwas zurückgeben, wie Heiko Vetter betonte. Durch den abwechslungsreichen Abend führte Florian Rieß. Die Bewirtung übernahm der Elferrat der SKG.
Das Event wurde eigentlich als ein Kabarettabend angekündigt, doch die "heimlichen" Stars waren die Hendunger Blasmusiker "6 vom Durf", die die Veranstaltung umrahmten. Eigentlich hätten sie "7 vom Durf" heißen müssen, denn sieben Musiker standen auch auf der Bühne. Diese zeigten einen Streifzug durch Tirol, Böhmen, Amsterdam und die Rhön. Beim Kreuzberglied ging so richtig die Post ab. Da wurde kräftig mitgeschunkelt und mitgesungen. Aber auch Popsongs wie 99 Luftballons wurden zum Besten gegeben. Nach Hubert Kahs Sternenhimmel wurden die Zuschauer in Wolfgang Petrys "Hölle, Hölle" geschickt. Die "6 vom Durf" begeisterten mit unaufgeregter, lockerer Blasmusik vom Feinsten. Am Ende der ersten Runde gab es bereits Standing Ovations für die Sieben.

Tiefgründige Flachwitze
Auch die drei Kabarettbeiträge kamen richtig gut an. Den Anfang machte das 8erle aus Bundorf alias René Bamberger in seinem bunten "Papageienoutfit". Tiefgründige Flachwitze mit hohem Niveau waren angesagt. So erfuhren die Gäste, dass Fernsehverbot auf Russisch "Njetflix" heißt. Und noch eine Frage wurde geklärt: "Warum klaut Robin Hood Deospray? Er verteilt es unter den Armen." Auch das Publikum wurde mit eingebunden. Das 8erle holte sich zwei weibliche Opfer, die für die Töne zu einem Liebesfilm sorgen sollten. Das sorgte für Gaudi. Der Auftritt 8erles lebte von der Spontanität.

Die Össehäuser Lukas Zorychta und Alexander Endres hatten Energiespartipps aus Mellrichstadt parat. Die Össehäuser trauerten den alten Zeiten nach. Früher sei alles besser gewesen. Da konnte man zum Beispiel noch in der Kneipe rauchen und im dortigen Nebelmeer richtig gute Dates landen. Und beim Busfahren gingen die Milchzähne verloren. Heute geht dem Alexander vor allem das Gendern auf die Nerven.

Der große Traum vom Frauenheld
Den Schlussakt der Kabarettauftritte setzte Kosi alias Kosmas Fischer aus Sondheim/Rhön, der sich hierzulande schon einen Namen gemacht hat. Er fragte die Zuschauer, ob ein BWL-Student da sei. Einer hob seine Hand. Kosi tröstete ihn: "Du kannst ja noch umschwenken und was aus deinem Leben machen!" Er liebt die Männerabende in seiner Stammkneipe und gönnt sich zwischendurch per Zaubertrick erstmal einen kräftigen Schluck aus dem Schnapsglas. Beim Trällern des Evergreens "Lady in Red" wäre sogar Chris de Burgh von den Socken gewesen (Achtung Ironie!). Die deutsche Version dieses Songs vermittelte Melancholie pur. Kosi wäre gern ein Sondemer Frauenheld. Das sei sein großer Traum.
Er brachte den Saal damit zum Toben. Zugabe-Rufe ertönten. Und Kosi ließ sich nicht groß bitten. Er demonstrierte, wie ein Mann sich waxen lässt. Und schließlich machte Kosi noch einen auf Udo, zog sich den Schlapphut ins Gesicht und sang zum Thema Waxing. Zum Schluss wurde es dann doch noch närrisch, denn Kosi stimmte vor seinem Auszugsmarsch ein Sonde Helau an.