Hoch in den Norden, nach Spitzbergen, führte der letzte Vortrag der diesjährigen Welt-Dia-Vision. Der Reisejournalist Jürgen Schütte begab sich für drei Monate auf die Inselgruppe aus Eis und Felsen, um 850 Kilometer durch das Polarmeer zu paddeln. Am Ende des Vortrags zog Organisator Klaus Schemmerling, Leiter der Volkshochschule Rhön und Grabfeld, zufrieden Bilanz über die sieben Veranstaltungen, die vom 7. bis 11. November die Oskar-Herbig-Halle gefüllt hatten.
Zuvor begab sich Schütte in die karge Welt der Arktis, die sich aus nichts Weiterem als Kälte, ein paar Bergen, Wasser, Eis und nur Spuren von Leben zusammensetzt. Auf der Inselgruppe von der Größe Bayerns leben gerade einmal 2500 Menschen, die damit zahlenmäßig den Eisbären unterlegen sind. Während andere Teile der Erde durch ihre Vielfalt eher zu einer Reizüberflutung führen, passiert in dieser lebensfeindlichen Welt genau das Gegenteil: Die Sinne werden für Wahrnehmungen geschärft.
Plötzlich werden die unglaublich fantasievollen Eisgebilde wahrgenommen; die wenigen Bestandteile der Flora und Fauna bekommen eine besondere Bedeutung und werden zur Attraktion; der kümmerliche Rest einer menschlichen Lebensgemeinschaft wird zur Ansammlung von Individuen. Andererseits wird die monotone Eislandschaft auch zur Herausforderung. Tagelanges Paddeln ohne Abwechslung, ohne Spuren von Leben zu sehen, geht an die psychischen Grenzen, hat Schütte erfahren. Der Begriff der Zeit erhält eine neue Bedeutung, noch dazu, weil durch die ewige Helle des Polartags keine Einteilung in Tag und Nacht möglich ist. Der Mensch, der diese Erfahrungen ertragen kann, muss offen sein für diese Welt und bereit sein zum Verzicht, sagen die Bilder vom Ende der Zivilisation, die somit auch den passenden Abschluss der 9. Welt-Dia-Vision bilden.
Nicht nur die Besucher, auch Klaus Schemmerling war am Ende des letzten Vortrags zufrieden. Mit insgesamt etwas über 1000 Besuchern liege diese Veranstaltungsreihe im Schnitt. Auch die Qualität habe ihn zufriedengestellt, wobei die Vorträge über den Mekong und die Bergexpedition ins Karakorum-Gebirge zu den besten Veranstaltungen der vergangenen neun Jahre gehören. Die meisten Besucher kamen zum Vortrag über Schottland.
Durch die Mischung von bekannten und neuen Referenten konnte auch ein neues Publikum gewonnen werden, so Schemmerlings Eindruck. Er habe darauf geachtet, dass nicht nur weit entfernte Ziele zum Thema werden, sondern auch Regionen, die der ein oder andere selbst schon besucht hat. Auf jeden Fall sei er froh darüber, dass sich das Multivisionsfestival in der Referenten-Szene schon etabliert habe und sich großer Beliebtheit erfreue. „Mittlerweile bekommen wir schon einige Anfragen und können unsere Auswahl treffen“, freut sich Schemmerling.
Für das Jubiläum im nächsten Jahr könne er sich so etwas wie ein „Best-of-Event“ vorstellen – „wobei uns der Etat natürlich Grenzen setzt“. Bisher stehe aber nur ein Vortrag schon fest. Schemmerling überlegt, noch einmal Rüdiger Nehberg einzuladen, jedoch sei er bisher völlig offen für die Referentenwahl. Jetzt heißt es erst einmal durchatmen – die Durchführung der Welt-Dia-Vision sei für alle Beteiligten äußerst zeitraubend und anstrengend gewesen. Schemmerling lobte die zahlreichen Helfer, die im Foyer für ein liebevoll gestaltetes Ambiente gesorgt und so den würdigen Rahmen für die Reisen in andere Teile der Welt hergestellt haben.