
Die Auftaktveranstaltung zum neunten Welt-Dia-Visions-Festival in Mellrichstadt hat eingeschlagen wie eine Bombe. Zum einen mit einem proppenvollen Haus, zum andern mit einem Eröffnungsvortrag, der es in sich hatte. Abenteuer Mekong lautete der bildgewaltige Vortrag von Andreas Pröve – es war die authentische Vorstellung der Reise eines Querschnittsgelähmten, der sich von seiner Verletzung nicht einschränken lässt und die entlegensten Winkel der Erde besucht und alle daran teilhaben lässt, auf eine ganz besondere Art und Weise.
Andreas Pröve sitzt seit einem Verkehrsunfall im Jahre 1981 im Rollstuhl. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, erlebt er lieber Abenteuer in der ganzen Welt. Er durchquert fremde Länder mit seinem eigens konstruierten Rollstuhl, angetrieben mit Muskelkraft und dem Drang, Neues zu erleben. Wenn Pröve von seinen Reisen erzählt, werden die Zuschauer ein Teil davon, erleben mit, was der Buchautor und Fotograf erlebt hat. Man hat die Reise regelrecht plastisch vor Augen, was sicherlich zum einen auf die ausgefeilte und perfektionierte Multimediadarstellung zurückzuführen ist, zum anderen aber auch auf die Eindrücke, die die Reiseerzählung hinterlässt.
Gut dosiert flimmern kurze Filme, original Tonaufnahmen, gewaltige Landschaftsaufnahmen und landestypische Bilder über die Leinwand. Die 5000 Kilometer lange Reise führt zu den Quellen des asiatischen Flusses Mekong, der, wie die Zuschauer erfahren, in den verschiedenen Regionen die unterschiedlichsten Bezeichnungen und Bedeutungen hat. Der Mekong war für Pröve mehr als nur ein Abenteuer, es war eine Reise, die ihn an seine Grenzen gebracht hat, wie er sagte. Das Publikum verfällt in einen Zwiespalt, dem Mann im Rollstuhl für seine Leistung Respekt zu zollen, oder ihn für seine Torturen zu bemitleiden. Die Antwort kommt von ihm selber und ist klar formuliert. „Ich hatte Angst und war körperlich am Ende, aber ich hatte ein Glücksgefühl, das man nicht beschreiben kann.“
Pröve lotet die Grenzen aus. Stets gut vorbereitet und organisiert, aber immer mit dem Drang, etwas Neues zu erleben. So verwundert es niemanden, wenn er auf seinen Bildern die exotischsten Speisen zeigt, die einem Europäer den Magen herumdrehen. „Ich will das Land leben, es spüren, und dazu gehört auch die heimische Küche“, erzählt der Reisende lachend. Nur so kann er Land und Leute verstehen und erzählen was er in Vietnam, Kambodscha, China oder den anderen fünf buddhistischen Ländern entlang des Mekong erlebt hat, sagt Pröve. Gerade deswegen werden seine Reiseerzählungen auch so lebendig.
Witzig und mit viel Esprit erzählt er seine Abenteuer. Und mit einer Offenheit, die man selten bei Vorträgen findet. Pröve lebt das Leben in vollen Zügen, und dazu gehört auch, Vogelspinnen und Hund in anderen Kulturen zu essen. Der Globetrotter hat es mit seinen Büchererzählungen bis auf die Spiegel-Bestsellerliste gebracht und ein dankbares Publikum gefunden, das seine Reiseberichte liebt. Pröve gehört zu den ganz großen Reiserzählern. Nicht wegen seiner Leistungen, im Rollstuhl die Touren zu bestreiten. Er gehört zur Spitze, weil man seine Erzählungen ernst nimmt. So hat er sich bei allen bedeutenden Vortragsveranstaltern im deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht und war auch schon mehrfach Gast bei der Welt-Dia-Vision in Mellrichstadt.
Das Team um die beiden Globetrotter, Klaus Schemmerling, Leiter der Volkshochschule Rhön und Grabfeld, und Hans-Georg Link, Sportgeschäftsinhaber und Outdoor-Spezialist, freute sich über den großen Zuspruch zum Auftakt des Multivisionsfestivals in Mellrichstadt. Schemmerling und Link sind von Anfang an dabei und haben es geschafft, dass das Festival mittlerweile weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt ist und nach neun Jahren zu den großen in Deutschland zählt. In fünf Tagen werden sieben hochwertige Vorträge angeboten, dies ist einzigartig in der Region. Dies wissen auch die Besucher, die aus ganz Unterfranken und teilweise darüber hinaus den Weg nach Mellrichstadt gefunden haben.
Und auch die Reiseberichterstatter schätzen die Atmosphäre – wer einmal da war, kommt gerne wieder. Das große Rahmenprogramm mit Ausstellungen und Gerichten aus der jeweiligen landestypischen Küche trägt sicherlich auch dazu bei.