David Hettich bat um Nachsicht: Der Jet-Lag habe ihn noch voll im Griff, bekannte er. Am Sonntag war der Film- und Fotojournalist erst aus Australien nach Deutschland zurückgekehrt. Die Vorwarnung war völlig unbegründet: Am Mittwochabend eröffnete der Tauchabenteurer die Welt-Dia-Vision in der Herbig-Halle mit seiner Live-Reportage „Abenteuer Ozean – Geheimnisse der Weltmeere“ und begeisterte die Besucher mit seiner Leidenschaft für die Unterwasserwelt. Hettich hatte Bilder und Geschichten im Gepäck, die die Besucher verzauberten, aber auch deutlich machten: Die Welt unter und am Wasser wird durch den Klimawandel immens bedroht.
Im zarten Alter von 13 Jahren entdeckte Hettich seine Leidenschaft fürs Tauchen. Mit 15 bekam er seine erste Unterwasserkamera. Seitdem hat der Mittdreißiger jede freie Minute unter Wasser verbracht und alle Ozeane der Welt dokumentiert. Der gebürtige Schwarzwälder hat über 3000 Stunden die Welt unter Wasser erkundet und dabei schöne Begegnungen und Erlebnisse festgehalten, aber auch durchaus gefährliche Situationen gemeistert. Vier Jahre Arbeit hat er in seine Reportage investiert, um den Rätseln der Ozeane nachzuspüren.
Er tauchte mitten durch das Getümmel des großen Fressens beim Sardine-Run vor Südafrika, wo sich Delfine, Wale, Haie und Kaptölpel am Kap der guten Hoffnung auf die Sardinenschwärme stürzten, schnorchelte in einem See voller Quallen, ließ sich von Buckelwalen, Seekühen und Schildkröten verzaubern und räumte mit dem durch Spielfilme inszenierten Vorurteil auf, dass Haie gemeingefährliche Killer sind.
Spannende Begegnungen unter Wasser
In Hettichs Vortrag wechseln sich Bilder mit kurzen Filmen ab, wenn er die Zuschauer mit an die Hotspots der Meereswelt nimmt. Er zeigt die Wanderung der roten Krabben vor Australien, schildert seine abenteuerliche Begegnung mit einem Walhai, dem größten Fisch der Welt, mit dem er beim Filmen fast kollidiert wäre, und führt die farbenprächtigen Korallenriffs bei Malaysia vor Augen.
Es sind Kunstwerke der Natur, die Hettich mit seiner Kamera festhält. 13 Millimeter große Seepferdchen begeistern den Fotograf ebenso wie die Nomaden der Ozeane, die 20 Meter großen Buckelwale. Hettich berichtet vom Tauchspaß mit Delfinen im Atlantik, von der Anmut der dahingleitenden Mantarochen im Pazifik und der putzigen Mimik der Pinguine in der Antarktis. Seine Nahaufnahmen sind atemberaubend, stimmen aber auch nachdenklich. Der Naturfotograf macht deutlich, dass sich die Welt im Wandel befindet, das Überleben der Tiere an Nord- und Südpol durch die Klimaerwärmung immer schwieriger wird. Hungrige Eisbären, denen das Packeis ausgeht, um Robben zu jagen, sollen ebenso aufrütteln wie Buckelwale, die nicht mehr genug Krill zum Fressen finden, weil die Kleinsttiere in die Kälte großer Tiefen abtauchen müssen, um selbst zu überleben.
Naturparadies Galapagos
Dass Wind und Wetter zuweilen Hettichs Arbeit äußerst schwierig machen, kommt zur Sprache, steht aber nicht im Mittelpunkt. Der National-Geographic-Fotograf will sein Publikum mit einem Eindruck der Schönheiten der Ozeane faszinieren. Am Ende seines 90-minütigen Vortrags bezaubert er mit Bildern von den Galapagos-Inseln, „einem der letzten Naturparadiese der Erde“. Es sind seine schönsten Tauchgänge, die er hier absolviert hat, entlang der Darwin-Insel und am Darwin-Bogen. Der Freiburger filmte 13 verschiedene Haiarten, verspielte Seelöwen, umhertollende Delfine – und geriet unversehens in eine gefährliche Situation, als er sich inmitten von drei jagenden Orcas wiederfand. Diese hatten es auf eine Meeresschildkröte abgesehen, dennoch sah Hettich zu, dass er schnellstmöglich aus dem Wasser und ins wartende Schlauchboot kam.
„Rückblickend waren die vier Jahre Arbeit für Abenteuer Ozean die schönsten meines Lebens“, bekannte David Hettich. Daran will er möglichst viele Menschen teilhaben lassen. Doch der Abenteurer hat auch noch ein anderes Projekt am Start, mit dem er derzeit durch Deutschland und die Schweiz tourt. „Jäger des Lichts“ vereint Naturfotografen, die unermüdlich um die Welt reisen und allen Widrigkeiten trotzen – immer auf der Jagd nach atemberaubenden und einmaligen Motiven.
Die Welt-Dia-Vision geht weiter
Atemberaubend geht es auch bei der Welt-Dia-Vision weiter. Insgesamt sind in diesem Jahr sieben Vorträge zu sehen, die an die schönsten Plätze der Welt entführen – unter anderem am Freitag nach Neuseeland, am Samstag nach Kanada und Alaska sowie am Sonntag nach Namibia. Organisator Klaus Schemmerling ist stolz auf das Programm, das bis Sonntagabend eine bunte Mischung mit Geschichten aus aller Herren Länder bietet. Infos zu den einzelnen Vorträgen finden sich im Internet unter www.
die-vhs.de; Karten gibt es im Vorverkauf beim Aktiven Mellrichstadt, bei Outdoor Link in Mellrichstadt, im Reiseladen in Bad Königshofen, im Reisebüro Kastner in Bad Neustadt und an der Abendkasse.