Wasserschutzbrot soll es jetzt auch im Landkreis Rhön-Grabfeld geben. Am Dienstag trafen sich Projektleiter und Akteure in Herbstadt, wo das Ehepaar Claudia und Helmut Geißler das erste erntereife Feld im Landkreis mit „Wasserschutzweizen“ vorstellte.
Zuviel Nitrat im Grundwasser und das Überschreiten der EU-Grenzwerte von 50 mg/l Nitrat im Trinkwasser - das ist im regenarmen Unterfranken ein Problem. Auch das Haubachtal, Wassereinzugsgebiet des Wasserzweckverbands Gruppe Mitte (WZV), ist betroffen. Abhilfe soll die Aktion „Wasserschutzbrot“, eine Initiative der Regierung von Unterfranken, bringen, die sich mit dem laufenden Projekt „boden:ständig“, durch das Uferrandstreifen entstehen, sinnvoll ergänzt. Das Projektmanagement liegt in den Händen von FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Frankfurt) mit Projektmanagerin Nicole Nefzger, die sich vor Ort gemeinsam mit Christian Guschker, bei der Regierung von Unterfranken zuständig für die Aktion Grundwasserschutz, sowie Felix Schmidl und Michaela Stäblein vom Projekt boden:ständig vom erfolgreichen Anbau des Backweizens überzeugten.
Das Besondere: Die teilnehmenden Landwirte verzichten auf die dritte Düngegabe, die dem Getreide noch einmal einen zusätzlichen Eiweißgehalt verschafft. Besonders diese Düngung gegen Ende der Wachstumsperiode kann oft nicht mehr verbraucht werden, die Reste bleiben im Boden und werden ins Grundwasser geschwemmt, falls nicht ein geeigneter Zwischenfruchtanbau erfolgt. Allerdings richtet sich der Preis beim Weizen nach dem Eiweißgehalt. Hier sollte ein Umdenken erfolgen, fordert Guschker, denn zum Brotbacken reicht auch ein Eiweißgehalt von 11 bis 12 Prozent statt 13 bis 14 Prozent.
Bäcker, die handwerklich arbeiten
Um das zu beweisen wurden erfolgreich Bäcker gesucht, die handwerklich arbeiten und mit den Bauern und Mühlen eine Kooperation eingehen. Seit 2015 läuft das Projekt hauptsächlich im Raum Würzburg, Karlstadt und darüber hinaus und soll auf ganz Unterfranken ausgeweitet werden.
In Herbstadt kam Felix Schmidl bei Kartierungsarbeiten mit der Familie Geißler ins Gespräch und konnte sie für den Anbau des Wasserschutzweizens auf fünf Hektar im Einzugsbereich des Haubachs gewinnen. „Wir suchen aufgeschlossene Landwirte und Bäcker, denen der Ressourcenschutz am Herzen liegt und durch die eine regionale Wertschöpfung entsteht“, erklärt Schmidl. In Bad Neustadt wurde am Dienstag mit einer großen Bäckerei verhandelt, die sich offen für das Projekt zeigte. Mühlen werden ins Boot geholt, auch hier gibt es zusätzliche Arbeit, weil das Mehl extra gemahlen und abgefüllt wird.
Momentan ist die nächstgelegene Mühle, zu der die erwarteten 30 Tonen Weizen der Familie Geißler gebracht werden, die Wiesneth Mühle in Pommersfelden.
Transparenz herstellen
Die Bäcker können ihren Einsatz für das Grundwasser in ihre Werbung einbauen, die Projektleiterin unterstützt dabei mit Flyern und Medienarbeit. Transparenz werde hergestellt, berichtete Nefzger, der Bäcker kann seinen Kunden sagen, welcher Landwirt den Weizen angebaut hat und einen etwas höheren Preis begründen. Der Landwirt kann durch das Aufstellen eines Schildes „Hier wächst der Weizen für das Wasserschutzbrot“ ebenfalls positiv hervortreten.
Bei Seminaren und Treffen der Aktionspartner (Bauern, Bäcker, Müller) werden Erfahrungen ausgetauscht und Ideen entwickelt.
Zweckverbände mit im Boot
Die Wasserzweckverbände vor Ort befürworten das Projekt. Herbstadts Bürgermeister Georg Rath und Vorsitzender des WZV Gruppe Nord ist an jeder Möglichkeit der Verbesserung der Wasserqualität interessiert, deshalb haben sich auch der WZV Nord und der WZV Mitte bereiterklärt je zur Hälfte die Transportkosten für den besonderen Weizen zur Mühle zu übernehmen. Wie brisant das Thema ist, zeigt die Einladung der EU-Kommission an Christian Guschker, der das Projekt Wasserschutzbrot in einem Vortrag vorstellen soll.
Gesucht werden Landwirte, die Ackerflächen in Trinkwassereinzugsgebieten haben und bereit sind auf die dritte Düngung zu verzichten, teilnehmende Bäckereien und Mühlen in der Umgebung. Informationen und Kontakt über www.aktiongrundwasserschutz.de oder Tel. (0 69 71) 376 99 42 und Nicole.Nefzger@fibl.org