„Stille Nacht, heilige Nacht“, Leise rieselt der Schnee„ oder “O du fröhliche“ – wunderschöne Weihnachtslieder in deutscher Sprache, die uns in den vergangenen Tagen immer wieder begleitet haben. Ein Konzert mit ebenfalls zauberhaften weihnachtlichen Weisen aus verschiedenen Ländern der Erde konnten die Besucher zwischen den Jahren im Kloster Wechterswinkel genießen. Mit dem Programm „Navidad indigena“ der sechs Künstler von „Los Temperamentos“ zog der weihnachtliche Zauber aus Südeuropa und Lateinamerika ins Kreiskulturzentrum ein.
Los Temperamentos: Sie nehmen sie das Publikum im voll besetzten Konzertsaal des ehemaligen Klosters mit auf eine – wie es Kreiskulturmanager Thomas Eckert ankündigte – „bezaubernde Spurensuche nach Weihnachtsliedern aus dem 16. und 17. Jahrhundert“. Zu den barocken Klängen passt das Instrumentarium des Sextetts: Blockflöte – Alessandro Nasello; Barockvioline – Valeria Caponnetto; Barockcello – Néstor F. Cortés Garzón; Erzlaute/Barockgitarre – Hugo M. de Rodas Sanchez; Cembalo – Nadine Remmert und Flöte/ Gesang – Swantje Tams Freier.
Von Anfang bis zum Ende stellen diese sechs Musiker unter Beweis, dass sie wunderbar harmonieren. Jeder beherrscht sein Instrument traumhaft sicher. Mitreißend die glockenhelle, klare Stimme von Swantje Tams Freier, die auch mit erläuternden Worten durch den Abend begleitet.
Und dann ist die bei den Veranstaltungen im Kloster Wechterswinkel immer wieder spürbare einzigartige familiäre Atmosphäre da. Die unmittelbare Nähe von Publikum und Künstler. Während und nach der Veranstaltung tauschen sich Besucher und Akteure aus, pflegen einen fast schon freundschaftlichen Dialog.
Zu Beginn des Konzertes spazieren Alessandro Nasello und Hugo M. de Rodas Sanchez durch die Reihen der Besucher und lassen mit ihrem fröhlich tirilierenden Flöten- und rassigen Gitarrenspiel den Funken überspringen. Das Programm der nächsten zwei Stunden ist für Ohren, die deutsches Weihnachtsliedgut kennen, etwas ungewohnt, aber nicht weniger einfühlsam, ja mitreißend. Dabei sind es uralte Klänge und Sangesweisen, vorwiegend aus der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts, die den Konzertsaal erfüllen. Aus einer Zeit, als europäische und südamerikanische Kulturen zusammentrafen, indigene Melodien und Rhythmen mit christlichen Texten versehen wurden.
Die Besucher erleben fröhliche Zusammenspiele aller Instrumente, aber auch kraftvolle Soli von Cembalo, Barockgitarre und Flöte, dazu die Stimme von Sopranistin Swantje Tams Freier. Die sechs Künstler stammen aus Kolumbien, Mexiko, Italien und Deutschland, kennen sich aus gemeinsamen Studientagen an der Hochschule für Künste in Bremen und sind seit 2009 als Los Temperamentos zusammen. Das Publikum kommt so in den Genuss von sogenannten „Cachuas“, die der spanische Bischof Martinez Companon in seiner peruanischen Diözese Trjillo hörte, Klängen aus den Anden, italienischer Barockmusik und einer ergreifenden Pastorale des zur damaligen Zeit bekanntesten und beliebtesten Komponisten Domenico Zipoli (1688-1726).
Ein gesungenes Krippenspiel aus Neapel, der temperamentvolle „Tarantella“-Tanz, der dazu dienen sollte, das Gift nach einem Tarantelstich aus dem Körper zu treiben, oder auch ein altitalienisches Wiegenlied komplettieren einen Abend, der von den Besuchern mit lauten Bravo-Rufen und stehenden Ovationen gefeiert wird.