Die kleine, idyllisch gelegene Besengau-Ortschaft Wechterswinkel birgt faszinierende bauliche Schätze in ihren Mauern. Angefangen von der Klosterkirche über den imposanten früheren Konventbau bis hin zur historischen Rundbogenbrücke über den Elsbach. Demnächst soll noch ein weiteres Juwel hinzukommen: die alte Propstei. Dort, wo früher der Propst des vormaligen Klosters Wechterswinkel residierte, kann man schon bald seinen Urlaub verbringen, Familienfeiern abhalten oder auch an einem Seminar teilnehmen. Der reichhaltigen Geschichte der unter Denkmalschutz stehenden großen, symmetrischen Hofanlage mit ihren drei Flügeln aus dem Jahr 1793 wird damit ein weiteres, interessantes Kapitel hinzugefügt.
Vor einigen Tagen hat Eigentümer Klaus Dippel das große Eingangstor zur ehemaligen Propstei für die Öffentlichkeit geöffnet und einen Einblick in den Baufortschritt der Umbauarbeiten gegeben. Das Angebot wurde gerne angenommen. So mancher Wechterswinkler erinnerte sich an längst vergangene Zeiten. „Hier oben unterm Dachgeschoss hab ich früher mal das Tanzbein geschwungen“ oder „Dort war ich zum Kindergeburtstag eingeladen“. Der langjährige Vorbesitzer, Helmut Blümm, war ebenfalls vorbei gekommen, um zu sehen, wie sich sein früher landwirtschaftlich genutztes Anwesen nun verändert hat. Im jetzigen Wohnzimmer im Südtrakt mit den beeindruckenden Stuckarbeiten weiß er, dass in dem Raum damals während des Nationalsozialismus, als das Anwesen dem Reichsarbeitsdienst (RAD) als „Heim der weiblichen Jugend“ diente, Zwischenwände ohne Rücksicht auf Denkmaleigenschaft eingezogen worden waren. Handwerker haben inzwischen den Raum wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, der sich sehen lassen kann.
Das ein oder andere wurde ans Tageslicht gefördert
Sichtlich stolz ist Klaus Dippel auf das, was im Zuge der Bauarbeiten in der Propstei ans Tageslicht gefördert wurde. So hat man im Garten einen uralten Eichenpfahl gefunden, der „nach den dentrologischen Untersuchungen mit einer überlieferten Urkunde zum Bau des Siechenhauses in Verbindung stehen könnte. Unter dem Fußboden des rechten Hausflügels - dort, wo früher Hausschlachtungen durchgeführt wurden, stieß man auf Reste eines früheren Fußbodenbelags. Beim Blick in den komplett ausgehobenen Raum der früheren Waschküche konnten die Besucher staunend tatsächlich noch den fast unversehrt gebliebenen alten Plattenbelag des Vorgängerbaus deutlich erkennen. Es handelt sich dabei wohl um den barocken Fußboden aus den Zeiten des Oberpropstes Greiffenclau, der genau 56 cm tiefer als der jetzigen Boden lag. In dem damaligen Auffüllmaterial fand man nun noch viele interessante Putz- und Steinfragmente, die Klaus Dippel sorgfältig gesammelt, angeordnet und auch schriftlich erläutert hatte. Die Fußbodenreste werden nun natürlich unverändert im Gebäude belassen. Allerdings werden sie wieder überschüttet und letztlich unter dem neuen Küchenfußboden verdeckt.
Das gesamte Anwesen entwickelt sich mehr und mehr zu einem wahren Schmuckstück. Insgesamt vier Ferienwohnungen und vier dazu kombinierbare Doppelzimmer werden in der „Herberge“, wie Klaus Dippel die Propstei bescheiden nennt, entstehen. Außerdem soll auch noch die Südscheune für Wohnzwecke umgebaut werden. In drei Gruppen- und Seminarräumen können Fortbildungsangebote durchgeführt werden. Mit einer modernen Holzpelletsheizung wird das Anwesen umweltbewusst beheizt.