
Mit einem Festakt im Konzertsaal des Kreiskulturzentrums im Beisein einer illustren Gästeschar erfolgte der Startschuss für die Ausstellung unter dem Titel "Der Kalte Krieg. Ursache, Geschichte, Folgen". Erstellt wurde sie vom Berliner Kolleg Kalter Krieg und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Zusätzlich bereicherte der "Kameradschafts- und Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt" mit eigenen zeitgeschichtlichen Dokumenten und Fotos aus der Umgebung die Ausstellung. Entstanden ist eine sehenswerte Dokumentation einer Zeit, die vor 30 Jahren zu Ende ging und die mehr als einmal die damalige Welt in Atem gehalten hat. Dabei wird auch vor Augen geführt, wie wichtig es ist, so wertvolle Güter, wie den Frieden und die Freiheit, zu bewahren.

Wer hätte vor 40 Jahren gedacht, dass Soldaten, die sich als Feinde gegenüberstehen, nur zehn Jahre später gemeinsam in einer Armee dienen? Für den Kurator der Ausstellung und früheren Zugführer und "Spieß" im Mellrichstädter Panzergrenadierbataillon, Udo Straub, jedenfalls war es in den siebziger Jahren ebenso wie für den damaligen Kompaniechef einer Mot.-Schützen-Kompanie in Bad Salzungen, Falko Schwarzkopf, undenkbar gewesen. Und doch wurde es mit der Wende wahr. Der seit 1980 der Nationalen Volksarmee und von 1985 an einem DDR-Eliteregiment zugehörige Falko Schwarzkopf wurde in den 90er Jahren zum neuen Chef der Mellrichstädter Garnison und Vorgesetzten von Hauptfeldwebel Straub ernannt. Beide schilderten an diesem Abend als Zeitzeugen ihre Tätigkeit, ihre Eindrücke und Stimmungslagen, besonders unmittelbar vor und nach der Grenzöffnung.
Als plötzlich der Onkel aus Meiningen vor der Tür stand
"Ich habe am 10. November 1980 meinen 40. Geburtstag gefeiert und war völlig sprachlos, als plötzlich an diesem Abend der Onkel aus Meiningen als Gratulant vor der der Türe stand", erinnerte sich Udo Straub. Und Falko Schwarzkopf ergänzte: "Im Bereich der Streitkräfte ist die Einheit vollendet. NVA-Offiziere wurden problemlos in die Bundeswehr integriert. Das hätte es im umgekehrten Fall nie und nimmer gegeben."
Der frühere Bataillonskommandeur in der Mellrichstädter Hainberg-Kaserne und Vorsitzender des Freundeskreises, Oberstleutnant a.D. Gerhard Höhn, blickte in seiner Festansprache auf die damalige Situation der Grenzgarnison, ihre unterschiedliche Ausrichtung je nach veränderter NATO-Strategie und die wechselhafte Entwicklung in den 44 Jahren des Bestehens der Mellrichstädter Garnison zurück. "Die Geschichte der Garnison ist die Geschichte der Bundeswehr. Zunächst war man auf Abschreckung und Vergeltung aus. 5.000 Atomsprengköpfe wären in unserer Region zum Einsatz gekommen. Da wäre von unserer Heimat nichts mehr übrig geblieben." Danach setzte man in der NATO mehr auf "flexible Antwort". In den 40 Jahren des Kalten Krieges spitzte sich die Lage mehrfach dramatisch zu, wie zum Beispiel bei der Kuba-Krise 1962 oder auch bei der Niederschlagung des "Prager Frühlings". Man müsse bestimmten klugen Köpfen auf beiden Seiten dankbar sein, dass in den kritischen Situationen damals die Vernunft gesiegt habe. "Hoffentlich gibt es auch heute und in Zukunft verantwortungsvolle Menschen, die nachdenken, bevor sie auf den roten Knopf drücken", so der Wunsch Höhns.
Per Videobotschaft schickte die Staatsministerin Dorothee Bär als Schirmherrin ein Grußwort. Darin betonte sie die Wichtigkeit einer solchen Ausstellung. "Gerade für die Jugend ist eine solche Ausstellung wichtig, damit so etwas nie wieder passiert."
Kritik an der Abschaffung der Wehrpflicht
Landrat Thomas Habermann bezeichnete sich als "Kind des Kalten Krieges", das die Schrecken und Drohungen der damaligen Zeit hautnah miterlebt hat. "Wir können froh sein, dass die Menschen damals die Nerven behalten haben", betonte er, verwies aber auch darauf, dass nach 1989 die Welt gehörig durcheinander gewirbelt und heute ein "heißer Krieg" in der Wirtschaft geführt werde. Kritik übte er an der Abschaffung der Wehrpflicht, die ein "integriertes System" mit dem "Staatsbürger in Uniform" gewesen sei. Die heutige Berufsarmee habe zu massiven Problemen geführt.
Die Welt sei durch die Auflösung der Blöcke nicht friedlicher, sondern zusätzlich auch noch eher unberechenbarer geworden, sagte Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit. Die Hainberg-Kaserne sei früher ein wichtiger wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bestandteil Mellrichstadts gewesen. Dass der Freundeskreis die Erinnerung an die Garnison wach halte, sei wichtig gerade in der heutigen Zeit.
Inhalte der Ausstellung
Der gebürtige Suhler und langjährige Mellrichstädter Berufssoldat Udo Straub stellte als Kurator die Ausstellung vor, die den Fokus auf die Jahrzehnte zwischen 1945 und 1991, vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Auflösung der Sowjetunion, richtet. Mit ihren Texten, über 160 zeithistorischen Fotos und Dokumenten sowie QR-Codes, die zu Filmdokumenten im Internet verlinken, sei die Ausstellung besonders auch für Schüler interessant. Themenfelder der Ausstellung sind die Anfänge des atomaren Wettrüstens, die Kriege in der dritten Welt, die Entspannungspolitik, die Teilung Deutschlands und natürlich die Grenzöffnung und Wiedervereinigung.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt passend von der Musikkapelle "Die Grenzgänger". Die Ausstellung kann bis zum 24. November im Dachgeschoss des Klosters Wechterswinkel besichtigt werden.