
Etwas überrascht war Bürgermeister Eberhard Streit schon, als ihm die Kündigung von Wasserwart Wilfried Muhr aus Sondheim/Grabfeld zum Jahresende 2017 ins Amt flatterte. Kürzlich hatte er ihn nun gemeinsam mit dem 3. Bürgermeister und Ortssprecher Frank Vetter in seinem Heim aufgesucht, um ihm persönlich für seinen 17 Jahre währenden Dienst zu danken.
Am 1. Januar 2001 übernahm Willi (wie ihn Familie und Freunde nennen) seine Aufgabe als Wasserwart. Er war als Unterstützung für die Wasserwerke des Wasserzweckverbands (WZV) zuständig für die Trinkwasserversorgung. Dazu gehörten das monatliche Ablesen der Stromzähler und die Kontrolle des Hochbehälters, das halbjährliche Ablesen der Hauswasserzähler, er musste in den Gärten und am Friedhof das Wasser an- und abstellen und die Hydranten mussten eingefettet werden.
Vielfältige Aufgaben
Die monatliche Schutzgebietskontrolle beinhaltete das Ablaufen des Gebietes mit der Prüfung, ob Müll oder andere Ablagerungen vorhanden sind, die entfernt werden mussten. Weiter hatte er zu prüfen, ob Bauarbeiten oder sonstige Maßnahmen im Schutzgebiet erforderlich sind und darüber Meldung an den Wassermeister des Wasserzweckverbandes Mellrichstadt zu machen.
Gab es Rohrbrüche, musste er die Bruchstelle absichern und die notwendigen Absperrungen im Rohrnetz vornehmen und die Bevölkerung informieren, dass das Wasser in der Reparaturzeit abgestellt ist. Und natürlich musste er bei den Reparaturarbeiten mithelfen und nach deren Beendigung für die Entlüftung im Rohrnetz sorgen.
Er war also vollauf beschäftigt mit diesem „Nebenjob“, den er akkurat und immer zuverlässig ausgeübt hat, wofür Bürgermeister Streit ihm herzlich dankte. Etwas Wehmut beschlich Willi Muhr schon, der dieses Amt seinerzeit von Eugen Diesel übernommen hatte und es jetzt aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben hat, denn er hat es gerne ausgeübt, seufzte er.
Anekdoten über Gummistiefel
Ein bisschen plauderte er noch aus dem Nähkästchen und hatte einige Anekdoten aus der langen Zeit parat.
Als er begann, hatte der damalige Wassermeister Artur Omert, mit dem er immer eine sehr gute Zusammenarbeit pflegte wie auch mit dem Nachfolger Thomas Mock, gesagt: „Das ist aber nichts, wie du angezogen bist, du brauchst eine anständige Jacke und Gummistiefel“. Auch dass er Strom am Wasserhochbehälter bekommt, wo er immer mit der Taschenlampe leuchten musste, das hat Artur Omert ihm versprochen, und mit dem Funkmast und dem neuen System hat es dann auch geklappt.
Schwierigkeiten gab es auch mit der Versorgung der Aussiedlerhöfe von Roßrieth. Meist Samstag oder Sonntagfrüh, wenn bei Willi das Telefon klingelte, war es Anni Krimm, die kein Wasser hatte. Damals gab es noch kein System, das fehlendes Wasser gemeldet hat, es gab nur voll und leer. Dann hat er halt die Brandreserve aufgemacht. Mit dem Neubau des Hochbehälters ist das System auf Mittelstreu aufgeschaltet worden, erklärte der Bürgermeister, sodass Rohrbrüche schon dort gesehen wurden.
Zwischenmenschliche kam nicht zu kurz
Willi Muhr fand dabei lobende Worte für die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Wasserwerkes und dem Bauhof. Die Koordinierung hat er immer von Sondheim aus gemacht. 95 Prozent der Bevölkerung waren zuvorkommend, lobte Willi Muhr die Einwohner.
Beim Wasserablesen kam auch das Zwischenmenschliche nicht zu kurz. Es dauerte oft etwas länger, weil immer auch ein Schwätzchen mit den älteren Leuten gehalten wurde. Gab es früher noch ein größeres Problem mit den Kolibakterien, sind dank der Filtration die Brunnen sauber. Zusätzlich gibt es ein Kommunikationssystem zwischen Hochbehälter und Brunnen. Insgesamt habe sich die Arbeit verändert, stellte Bürgermeister Streit fest.
Werkeln in der Werkstatt
Der Brunnen in Sondheim hat kein Brunnenhäuschen obenauf, es gibt nur einen Einstieg in den Schacht, drei Meter tief in den Boden runter. Es war nicht hinterlüftet und hat eine ganz einfache Technik, wobei es auch schon mal Sauerstoffmangel gab. Mit der heutigen Technik ist alles einfacher geworden, bestätigte auch Willi Muhr. Der Bitte Streits, seinen Nachfolger Florian Steinschauer gut einzuweisen, wird Willi Muhr gerne nachkommen.
Er selbst habe seine Arbeit immer gern gemacht. Und die Gefahr, dass er künftig zu viel freie Zeit habe, bestehe nicht, meinte Ehefrau Lieselotte. Denn er habe ja noch seine Werkstatt, in der er als gelernter Schreiner gerne werkelt und sicher als solcher auch noch gefragt sein wird.