Vom 8. bis 10. August wird auf der Wasserkuppe ein besonderes Jubiläum gefeiert. Die "Gesellschaft zur Förderung des Segelfluges auf der Wasserkuppe" wird hier die Leistungen mutiger Segelflugpioniere würdigen, die vor 100 Jahren (15. Juli bis bis 31. August 1920) zur "ersten Rhön" abhoben. 25 Piloten aus ganz Deutschland nahmen am ersten Segelflugwettbewerb in der Rhön teil.
Für den Segelflug begann eine neue Epoche. Unter einfachen und mäßigen Wetterbedingungen hoben die couragierten Piloten mit ihren Ein-, Zwei- und Dreideckern an den Hängen der Wasserkuppe ab. Meist kam man über kurze Hüpfer nicht hinaus. Stark beachtet waren die Flüge von Willy Pelzner, der mit seinem einfachen Hängegleiter Flüge bis zu 500 Meter schaffte. Mut gehörte damals einfach dazu. Eines zeichnete die Segelflugpioniere aus. Sie waren mit Idealismus dabei und lebten ihren Traum.
Mehr als zwei Minuten in der Luft
Die Sensation "der ersten Rhön" schaffte Dipl. Ing. Wolfgang Klemperer. Er flog mit dem "Schwarzen Teufel" der Flugwissenschaftlichen Vereinigung stolze 1830 Meter weit. Zwei Minuten und 22 Sekunden war er in der Luft. Damit hatte Klemperer den ersten offiziellen Weltrekord im Streckenflug erzielt. Eines zeichnete den ersten Segelflugwettbewerb aus. Kameradschaft wurde gepflegt und es wurden viele Freundschaften geschlossen, die ein Leben lang hielten. Noch etwas Besonders zeichnete den Wettbewerb aus. Am 29. August 1920 wurde ein Denkmal aus Basaltsäulen von den Fliegern der FSV Darmstadt, die den Ersten Weltkrieg überlebten, zusammen mit Teilnehmern des Rhönwettbewerbs eingeweiht.
100 Jahre später hat sich der Segelflug rasant entwickelt. Streckenflüge bis zu 3000 Kilometer ohne Motor sind Realität. In rund 900 Vereinen üben ca. 28 000 Segelflieger in Deutschland ihren Sport aus. Mit Fug und Recht kann gesagt werden, dass die Wasserkuppe und die Rhön zur Quelle des Segelflugs wurde. Auch hat der höchste Berg Hessens unter den Segelfliegern einen weltweiten Ruf. So begrüßt die Segelflugschule auf der Wasserkuppe jedes Jahr Gäste aus aller Welt. Ebenso ist Poppenhausen bei den Flugsportlern in aller Munde. Tausende von dort gefertigte Segelflugzeuge haben von dort ihren Siegeszug in die ganze Welt angetreten.
Verdienste der Flugpioniere werden gewürdigt
Die Verdienste der Flugpioniere möchte die "Gesellschaft zur Förderung des Segelfluges auf der Wasserkuppe" nun ausführlich würdigen. So sind am 8. August ab 9 Uhr im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe Vorträge und Führungen zum Thema "100 Jahre Segelflugwettbewerb" geplant. Dazu werden Flugsport, Wissenschaft und Technik erläutert. Geschichten aus dieser Epoche wird Herr Jenrich vortragen. Zudem gibt es am 8. und 9. August jeweils eine ganztägige Ausstellung zur 100-jährigen Entwicklung der Segelflugzeuge. Zudem werden an beiden Tagen zahlreiche Segelflugzeuge am Motorplatz neben dem Luftsportzentrum ausgestellt. Als langjähriger Segelflieger und ausgewiesener Wasserkuppenkenner wird Frank Thies das ganze kommentieren. Er wird sicherlich manche Geschichte über den populären Konstrukteur Rudolf Kaiser parat haben. Schließlich führte Kaiser mit seinen Konstruktionen dem Segelflugzeughersteller Alexander Schleicher in Poppenhausen zu Weltruhm. Mit der legendären K-6 "alte Liebe" flog der Hamburger Heinz Huth zweimal zum Weltmeistertitel in Köln-Butzweilerhof und 1963 in Argentinien. Auch Gerhard Waibel, Martin Heide und Michael Greiner werden sicherlich für ihre bahnbrechende Konstruktionen erwähnt.
Zum Jubiläum wurde ein Streckenflugwettbewerb für Segelflieger und Gleitschirmflieger ausgeschrieben. Hier werden alle Flüge von Piloten, die auf der Wasserkuppe starten oder landen mit einem bestimmten Handikapfaktor bewertet. Die feierliche Siegerehrung findet am 8. August auf der Wasserkuppe statt. Mit dem Streckenflugwettbewerb möchte der Veranstalter auch die reinen Hobbypiloten ermutigen, sich auf dem Luftweg in die Rhön aufzumachen.