Mit viel Zahlenwerk hatte sich der Sondheimer Gemeinderat bei seinem monatlichen Treffen am Donnerstagabend zu befassen. Im Mittelpunkt der Sitzung, die man angesichts der Pandemie-Situation wegen der größeren Räumlichkeit im Ostheimer Rathaussaal abhielt, standen die Wasser- und Kanalgebühren, der Neuerlass der Hundesteuer und die aktuelle Haushalts-Entwicklung.
Alle vier Jahre müssen die Gebühren für die Wasserversorgung und die Entwässerung neu kalkuliert werden. Um eine Erhöhung kommt man nicht herum, da einige größere Maßnahmen auf die Gemeinde zukommen. Trotzdem waren die Gemeinderäte darauf bedacht, diese moderat zu gestalten. Auch liegt man im Vergleich zu anderen Gemeinden noch in einem guten Schnitt, wie der Kämmerer und Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Ostheim, Marc Huter, anhand einer Übersicht aufzeigte.
Einnahmedefizit bei der Wasserversorgung
Aus dem Kalkulationszeitraum 2017 bis 2020 ergibt sich bei der Wasserversorgung ein Verlustvortrag von rund 22800 Euro, der im neuen Kalkulationszeitraum 2021 bis 2024 Berücksichtigung finden muss. Wie der stellvertretende Bürgermeister Dietmar Zink, der für den verhinderten Gemeindechef Thilo Wehner die Sitzungsleitung übernommen hatte, erklärte, ist das Defizit auf diverse Wasserrohrbrüche und notwendige Reparaturen im Ortsnetz sowie den höheren Beiträgen für die Umlage an den Wasserzweckverband "Rother Gruppe" zurückzuführen. Bei der Neukalkulation mussten zudem die geplante Sanierung bzw. Erweiterung des Maschinenhauses Roth, die Zustandserfassung und Digitalisierung der Wasserleitungen in Sondheim und Stetten sowie die damit in Verbindung stehenden erforderlichen Sanierungsmaßnahmen beachtet werden.
Huter stellte zwei Berechnungsentwürfe vor, eine Variante mit Beibehaltung der bisherigen Grundgebühr und eine mit Erhöhung der Grundgebühr. Die Ratsleute kamen zu dem Entschluss, die Jahres-Grundgebühr für normale Wasserzähler (Dauerdurchfluss bis vier Kubikmeter) von 12,50 Euro auf 30 Euro zu erhöhen. Damit ergibt sich eine Verbrauchsgebühr von 2,21 Euro pro Kubikmeter statt bisher 1,53 Euro.
Größere Maßnahmen im Bereich des Abwassers geplant
Beim Abwasser ergibt sich ein Gewinnvortrag in Höhe von 45 500 Euro. Allerdings stehen in den kommenden vier Jahren größere Maßnahmen auf der Agenda, wie beispielsweise die Kanalsanierung in Stetten. Und egal, ob die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes "Obere Streu" in Nordheim saniert und modernisiert wird oder ein Anschluss an den AZV "Mellrichstädter Gruppe" erfolgt – Planungen für beide Möglichkeiten laufen bereits – muss die Gemeinde nach den Worten Zinks für beide Alternativen rund 400 000 Euro an Kosten einkalkulieren.
"Wir müssen einen Mittelweg suchen", betonte der zweite Bürgermeister. Kämmerer Huter erläuterte dazu drei verschiedene Kalkulationsentwürfe. Im Gremium fasste man nach ausgiebiger Beratung den Beschluss, die jährliche Grundgebühr für normale Wasserzähler auf 30 Euro festzusetzen und die Einleitungsgebühr um 19 Cent auf 1,38 Euro pro Kubikmeter anzuheben.
Hundehalter müssen mehr bezahlen
Nachdem die Gemeinde seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Hundesteuersätze im Landkreis hatte, sahen die Ratsleute eine Erhöhung zum 1. Januar 2020 angebracht. Für den ersten Hund sind nun 40 Euro (bisher 26 Euro) und für jeden weiteren Vierbeiner 70 Euro (55) zu entrichten. Kampfhunde werden mit 500 Euro (260) besteuert.
Zustimmung gab es vom Gremium auch für die Änderung der Satzung über Aufwendungs- und Kostenersatz für Einsätze und andere Leistungen der gemeindlichen Feuerwehren. Es erfolgen die Anpassungen nach dem Muster des Bayerischen Gemeindetages.
Einnahmen bei der Gewerbesteuer steigen
Im Hinblick auf die Corona-Pandemie gab Marc Huter einen kurzen Zwischenbericht zur Haushaltslage der Gemeinde. Die Gewerbesteuereinnahmen werden nach derzeitigem Stand im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 000 Euro steigen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie wird die Gemeinde bei der Gewerbesteuer wohl erst in den Haushaltsjahren 2021 und 2022 wirklich spüren, da dann erst die Steuerbescheide für 2020 vom Finanzamt erlassen werden. Anders sieht es jetzt schon bei den Gemeinschaftssteuern aus. Hier ist heuer mit Mindereinnahmen gegenüber dem Haushaltsansatz von mindestens 40 000 Euro zu rechnen. Auch bei den gemeindlichen Einrichtungen und Verpachtungen ist ein Einnahmerückgang von mindestens 5000 Euro zu erwarten. Die geplante Zuführung an den Vermögenshaushalt (103 200 Euro) wird sich entsprechend vermindern. Was die Investitionen im Jahr 2020 betrifft, konnten wesentliche veranschlagte Einnahmen, insbesondere Fördermittel von 550 000 Euro, im Vermögenshaushalt noch nicht eingenommen werden und sind erst 2021 zu erwarten. Nach den Worten Huters kann man davon ausgehen, dass der Bedarf um rund 340 000 Euro höher sein wird, als im Vermögenshaushalt veranschlagt.
Heuer war eine Rücklagenentnahme in Höhe von 140 000 Euro geplant. Tatsächlich konnten zum Jahresabschluss 2019 aber Mittel zugeführt werden, womit sich diese auf 595 000 Euro erhöht. Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen müsste zunächst zum Haushaltsausgleich die Rücklage auf den Mindestbetrag von 35 000 Euro zurückgefahren werden, bevor ein Kredit aufgenommen werden kann. Ursprünglich war im Haushalt eine Kreditaufnahme von einer Million Euro vorgesehen. Nach aktuellem Stand der Rücklage wären nur noch 440 000 Euro erforderlich. Durch den Mehrbedarf im laufenden Vermögenshaushalt werden aber 800 000 Euro notwendig.
Der Gemeinderat fasste in seiner Sitzung dann schließlich noch den Beschluss, 800 000 Euro aufzunehmen. Mit einer langen Laufzeit von 20 Jahren sollen die jährlichen Tilgungsleistungen möglichst überschaubar bleiben.
Corona hat Auswirkungen auf viele Bereich der Gemeinde
Corona wirkt sich nach den Worten des zweiten Bürgermeisters in vielen Bereichen der Gemeinde aus. So werden die Bürgerversammlungen heuer nicht mehr stattfinden. Die beiden Seniorennachmittage in Sondheim und Stetten sind ersatzlos gestrichen. Der Volkstrauertag wird mit einem Gottesdienst begangen, auf die traditionellen Ansprachen auf dem Friedhof wird verzichtet.
Der Christbaumverkauf auf der gemeindlichen Plantage zwischen Stetten und Hausen findet am 12. Dezember statt, wird aber dieses Mal ohne Bratwurst- und Glühweinverkauf über die Bühne gehen.
Zu guter Letzt rief Dietmar Zink dazu auf, die Gastronomie in Sondheim und Umgebung zu unterstützen und den angebotenen "Essen-to-go"-Service zu nutzen.