Die genossenschaftlich geleitete Krone Schenke in Unsleben öffnet in diesen Tagen wieder ihre Pforten. Und diese Genossenschaft macht sich nun auch als Kleinkunstveranstalter einen Namen. Naja, Kleinkunst? In die Stadthalle Bad Neustadt war eine stattliche Anzahl an Gästen zum Musikkabarett mit Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn gekommen. Genossenschaftsgründer Michael Diestel kündigte in seiner Begrüßung mit dem veranstalteten Kabarettabend und zwei neuen Pächtern eine neue Ära der Krone Schenke an.
Bissiger Rundumschlag durch Deutschlands Mitte
Pigor und Eichhorn gaben ihr Bestes, um dies gelingen zu lassen. In ihrem nunmehr neunten gemeinsamen Programm präsentierten die mehrfach preisgekrönten Kabarettisten einen wohlfeilen wie bissigen Rundumschlag durch die Gegenwart.
So viele Laubbläser gibt es eigentlich gar nicht in Deutschland. Benedikt Eichhorn hat die genauen Zahlen im Kopf. Gefühlt, so entgegnet ihm Thomas Pigor, habe jeder Haus- und Gartenbesitzer so ein Gerät. Mithin sei die gefühlte Laubbläserdichte in Deutschland viel zu hoch. Thomas Pigor, gebürtiger Unslebener und Genossenschaftsmitglied in der Krone Schenke, hat mal wieder seinen Pianisten Benedikt Eichhorn eingepackt und ist nach Bad Neustadt gekommen. Kleinkunst-Kabarett auf der großen Bühne der Stadthalle, nicht wie sonst in der Unslebener Jahnhalle oder dem Bildhäuser Hof. Mit der großen Bühne hatten die seit zweieinhalb Jahrzehnten gemeinsam auftretenden Musiker, deren Ungleichheit längst ihr Markenzeichen ist, natürlich überhaupt keine Probleme. Von der ersten Minute an boten Pigor und Eichhorn in Volumen 9 eine furiose Hatz durch die gesellschaftliche Mitte nebst Randgebieten.
Die Absurditäten des Alltags
"Pigor singt und Benedikt Eichhorn muss begleiten" bedeutete auch diesmal wieder Chanson, Rap und natürlich das gerollte fränkische "r" aus Pigors Mund. Es geht ans Eingemachte, sagte Pigor mit Blick auf die Klimakatastrophe und wundert sich, dass immer noch schwere Geländewagen in der Stadt von der Gesellschaft nicht geächtet werden. "Iiiih, ein SUV!" schmettert Pigor von der Bühne und lässt sein Publikum – darunter mit Sicherheit etliche SUV-Fahrer – schön brav mitsingen. Es ist diese liebenswürdige Bissigkeit, mit der sich Pigor und Eichhorn über die Absurditäten des Alltags hermachen.
Wie auch in den kleinen selbst gemachten Freuden beim Ausflug nach Berlin Mitte, wo Strichlisten erstellt werden, wer die meisten Hipsterbärte zählt. Ob Muttertagsvergesser, der Coolnessfaktor Europas oder die Hommage an die Zeit des Gammelns der Hippie-Generation. Als eine Hommage geht auch der Chanson "Hausschweine" durch, mit dem Familienväter mit immer dicker werdender Wampe gemeint sind, die man für alles brauchen kann, auch fürs Schleppen der Schrankwand beim Umzug nebst Fahren des Kleintransporters.
Nichts und niemand sind vor Pigor und Eichhorn sicher. Auch nicht der Islam und die Burka. Diesbezüglich pocht Pigor auf die hohe Kunst des Kabaretts, das sich über Dinge lustig machen darf. Auch über die Burka, die Pigor in eine selbige vollverschleiert gekleidet mit einem Boogie Woogie auf den Arm nimmt. Weil nicht nur der Islam, sondern auch das Kabarett zu Deutschland gehört.
Von Kinderklavierunterricht in die Kirche
Und zwischendurch immer wieder Werbung. Für Kinderklavierunterricht genauso wie für die Kirche. Ja, die Kirche. Pigor und Eichhorn waren schließlich selbst mal Ministranten. Immerhin wurden aus beiden ja Musikkabarettisten.
Als Zugabe gab es Specials für das Rhöner Publikum. Den "Beck", den Pigor und Eichhorn schon vor Jahrzehnten zum Klassiker gemacht haben genauso wie "Weißer Pressack aus der Rhön" mit der Evergreenmelodie von Nana Mouskouri. Das Publikum kam in der Stadthalle aus dem Beifall spenden gar nicht mehr raus.