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MELLRICHSTADT
Was passiert, wenn Rewe kommt?
Oberste Prämisse für den Mellrichstädter Stadtrat: Der Einkaufsmarkt Kupsch in der Innenstadt soll durch den Neubau eines Rewe-Markts neben der ehemaligen Berufsschule nicht gefährdet werden. Eine Umfrage soll nun aufzeigen, wie sich das Einkaufsverhalten der Bürger gestaltet.
Foto: Simone Stock | Oberste Prämisse für den Mellrichstädter Stadtrat: Der Einkaufsmarkt Kupsch in der Innenstadt soll durch den Neubau eines Rewe-Markts neben der ehemaligen Berufsschule nicht gefährdet werden.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:42 Uhr

Im März hatte Bürgermeister Eberhard Streit den Stadtratsmitgliedern – und den Bürgern – überraschende Neuigkeiten präsentiert: Die Firma Rewe hat angeklopft und will sich auf dem Gelände der ehemaligen Baufirma Streit an der Sondheimer Straße, neben der ehemaligen Berufsschule in Mellrichstadt, ansiedeln.

Nach den bisherigen Plänen will Rewe einen 2500 Quadratmeter umfassenden Markt sowie einen großen Kundenparkplatz errichten. Dazu sollen die Betriebs- und Bürogebäude der früheren Baufirma abgerissen werden. Um das Vorhaben umsetzen zu können, müsste der Stadtrat die baurechtlichen Voraussetzungen schaffen. Streit wollte in der Sitzung am 30. März aber nichts übers Knie brechen und verwies drauf, das Vorhaben erst einmal in den Fraktionen zu beraten, bevor entschieden wird.

Noch ein Markt?

Noch ein Supermarkt für Mellrichstadt? Stadtchef und Bürgervertreter diskutieren seitdem in nahezu jeder Sitzung nichtöffentlich über das Für und Wider eines sechsten Lebensmittelmarkts im Stadtgebiet, und auch in der Bevölkerung ist das Rewe-Vorhaben ein großes Thema.

„Prinzipiell kann eine Stadt nichts dagegen haben, wenn sich die Geschäfte gegenseitig Konkurrenz machen wollen“, sagt der Stadtchef auf Anfrage dieser Redaktion zum Stand der Dinge. Von außen betrachtet liege das Streit-Gelände in der Stadt zentral, zwischen Hainberg und Sonnenland. Und die Firma Rewe ist so sehr am Grundstück interessiert, dass sie eine vierte Ausfahrt aus dem Kreisel an der Baywa für die Kunden selbst finanzieren würde, wie Streit vermerkt.

 

Umfrage
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Altstadt im Fokus

Doch der Fokus des Stadtrats ist auf die Entwicklung der Mellrichstädter Altstadt gerichtet. „Die Innenstadtlagen werden für Geschäfte immer unattraktiver“, so der Stadtchef, das hatte sich bereits bei der Diskussion um einen Drogeriemarkt gezeigt. Bekanntlich wollte kein Anbieter im ehemaligen Schleckermarkt am Marktplatz eine Filiale eröffnen, Rossmann baute schließlich am Stadtrand neben Aldi. Gefragt sind Märkte mit großen Parkplätzen, wo man vor der Tür parken und die Einkäufe einladen kann, das wissen auch die Vertreter der Stadt.

Gerade deshalb sei man bestrebt, die Innenstadt nicht ausbluten zu lassen. „Und wenn man die Innenstadt entwickeln will, ist eine Versorgung der Bürger vonnöten“, so Streit. Diese ist derzeit durch den Kupsch-Markt, Metzgereien, einen Bäcker und Apotheken gewährleistet. Das soll so bleiben, wünschen sich die Stadtratsvertreter. Aus diesem Grund hat der Antrag des Rewe-Konzern so viel Staub aufgewirbelt.

Verschiedene Meinungen

Im Stadtrat werden derzeit verschiedene Meinungen zur weiteren Vorgehensweise diskutiert. Denn anders als beim Netto-Markt, der vom Hainberg in die Loh umzieht, hat die Stadt bei Rewe die Möglichkeit, den Bau zu verhindern. Wie berichtet, baut Netto am Standort Loh mit entsprechendem Bebauungsplan neu. Das Streit-Gelände, das sich Rewe ausgeguckt hat, liegt hingegen im Mischgebiet, und hier obliegt es dem Stadtrat, den Bau zuzulassen oder nicht.

Während nun die einen im Gremium sagen, dass es nur gut für die Kunden sei, wenn sie alle Einkaufsmöglichkeiten haben, befürchten andere, dass der Rewe-Neubau dem Kupsch-Markt in der Stadt das Wasser abgraben könnte. Um nun eine Entscheidung zu treffen, wollten die Bürgervertreter nicht nur auf ihr Bauchgefühl in dieser Sache vertrauen, sondern auf Grundlage von Daten und Fakten abstimmen. Ein Experten-Gutachten soll diese liefern. An vier Tagen, zuletzt am Samstag, 3. Juni, haben Mitarbeiter der Cima, die 2012 schon einmal die Einzelhandelssituation für Mellrichstadt untersucht hatten, die Bürger in Mellrichstadt vor den Supermärkten zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Der Schwerpunkt der Befragung lag beim Kupsch-Markt in der Innenstadt, da hier die Nahversorgung als besonders wichtig angesehen wird. Dabei wurden so viele Daten wie möglich gesammelt, um zu erfahren, wer wo wann wieviel einkauft – und warum gerade im jeweiligen Markt.

So soll die Frage geklärt werden, ob es die Ströme umlenken würde, wenn ein Rewe-Markt in der Stadt gebaut wird, oder ob die Innenstadt sozusagen als eigener Kosmos gelten darf, unabhängig von den anderen Einkaufsmöglichkeiten im Stadtgebiet. Ganz konkret lautet die Frage, ob der Kupsch-Markt durch Rewe gefährdet würde. Denn hier ist die Position der Stadt klar: Der Kupsch soll in der Innenstadt erhalten bleiben.

Schwere Entscheidung

„Es ist eine der schwersten Entscheidungen der letzten Jahre, die wir hier treffen müssen“, macht der Stadtchef deutlich. Die Stadtratsmitglieder werden von vielen Bürgern auf dieses Thema angesprochen, die ebenfalls verschiedene Meinungen vertreten. „Mit der Umfrage wollen wir das Risiko eines sechsten Supermarktes für die Versorger in der Stadt besser einschätzen können“, so Streit. Im Juli soll über den Antrag abgestimmt werden, der Rewe-Konzern drängt auf eine Entscheidung.

Nach den Pfingstferien legt die Cima die Auswertung der Umfrage vor. Laut einem Zwischenstand, den die Projektleiterin an den Stadtchef gegeben habt, war die Resonanz auf die Befragung enorm hoch. Man habe selten so wenige Umfrageverweigerer wie bei dieser Aktion in Mellrichstadt verzeichnet, hieß es. Die Stadtratsmitglieder sind gespannt auf die Daten. Und die Bürger auf die Entscheidung ihrer gewählten Vertreter.

Rewe       -  Kommt Rewe nach Mellrichstadt? Die Entscheidung, ob der Bau des Supermarkts auf dem Streit-Gelände zugelassen wird, fällt im Juli.
Foto: DPA | Kommt Rewe nach Mellrichstadt? Die Entscheidung, ob der Bau des Supermarkts auf dem Streit-Gelände zugelassen wird, fällt im Juli.
 
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  • D. S.
    Und was passiert am Hainberg? Da wäre ein Supermarkt viel wichtiger, als noch einen Supermarkt Richtung Osten. Der Hainberg existiert auch noch - bitte nicht vergessen. Soll doch der REWE in den alten NETTO.
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