"Wie finden Sie unser Zeltlager?" Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé blieb den Jugendlichen am Bauersberg die Antwort nicht lange schuldig. "Das ist ganz besonders, mitten in der Natur zu schlafen. Ihr seid hier richtig gut untergebracht." Der Stadtjugendring Schweinfurt hatte auch in diesem Jahr wieder das jährliche Zeltlager für Kinder aus Schweinfurt auf dem Gelände des Schullandheims am Bauersberg organisiert. Seit 68 Jahren gibt es diese Kinderfreizeit schon. Sie war in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als Sommerfrische für Stadtkinder gedacht.
16 Betreuer und 60 Kinder
Wie seit vielen Jahren üblich hatten sich auch in diesen Ferien 16 Betreuer mit dem Stadtjugendring und dessen Vorsitzenden Christian Starodub an der Spitze in die Rhön aufgemacht. Das Zeltlager findet in zwei Durchgängen statt. Etwa 30 Kinder und Jugendliche im Alter vom 9 bis 14 Jahren kommen jeweils für eine Woche zum Bauersberg, schlafen auf Feldbetten in Zelten und erleben mit den Betreuern, die teilweise über zehn Jahren schon dabei sind und eigens Urlaub nehmen, eine Woche voller Spaß und Natur pur. Der Besuch des Oberbürgermeisters beziehungsweise eines Stellvertreters ist seit jeher obligatorisch.
Die Jugendlichen wollten von ihrem Oberbürgermeister wissen, welche Pläne die Stadt Schweinfurt für den Bauersberg habe. "Wir wollen das Schullandheim im städtischen Eigentum behalten", sagte Remelé. "Wir suchen Kooperationspartner, die finanziell mit unterstützen." Rund 25 000 Euro an Unterhalt müsse die Stadt Schweinfurt jährlich für das Schullandheim aufbringen, doch heute schon sei klar, dass in den kommenden Jahren größere Unterhaltsmaßnahmen nötig sein werden. "Der Bauersberg wird in den kommenden Jahren ein bisschen Geld kosten."
Doch nicht nur politische und wirtschaftliche Fragen interessierten die Jugendlichen. Ob der Oberbürgermeister selbst schon einmal gezeltet habe und als Kind im Ferienlager auf dem Bauersberg war. "Ich war als Kind nicht auf dem Bauersberg", gestand Remelé. Doch gezeltet habe er schon oft, vor allem in seiner Zeit bei der Bundeswehr. "Aber nicht so komfortabel wie ihr hier." Ob er es sich vorstellen könnte auch einmal Betreuer am Bauersberg zu sein? "Im politischen Ruhestand vielleicht", lautete die Antwort. Und dann erfuhren die Jugendlichen, dass er eigentlich Pfarrer habe werden wollen oder Journalist. Dass er mal Schweinfurts Oberbürgermeister werde, das sei in seiner Lebensplanung zunächst nicht vorgesehen gewesen.
Siege für die Jugendlichen gegen den OB
Der OB musste sich nicht nur Fragen, sondern auch drei Spielen stellen. Die jeweiligen Sieger der Camp-Challenge-Disziplinen "Gummibärchenschnappen", "Torwandschießen" und "Seilspringen" traten gegen ihn an. Die Jugendlichen gewannen jeweils klar. Remelé sah es sportlich und gratulierte.
Seinen Dank richtete er auch an die 16 Betreuer und Verantwortlichen des Stadtjugendrings. Das Lager wird von einem Team organisiert, das in der ersten Woche von Philippe Heinelt geleitet wurde. "Hier werden Verbindungen geschaffen, Freundschaften zwischen Kindern über alle Schularten hinweg geschlossen. Die strahlenden Kinderaugen sind das Schönste. Die Kinder bringen eine Freude mit und wir versuchen sie zurückzugeben", sagte Heinelt.
Eine Bauersberg-Karriere
Einige Betreuer sind seit 14 Jahren Jahr für Jahr mit dabei. Heinelt war selbst als Kind am Bauersberg, nach dem Studium kehrte er als Ehrenamtlicher zurück. So setzt sich das Team aus Ehemaligen und Praktikanten der Fachakademie für Sozialpädagogik zusammen, die zum Teil über ihre Praktikumszeit hinaus auch in den Folgejahren gerne wieder zum Bauersberg kommen. Einige Betreuer sind auch in Mitgliedsorganisationen des Stadtjugendrings aktiv, wie dem Roten Kreuz, Kirche oder Sportvereinen.
Wichtig ist Starodub und Heinelt, dass nicht nur der Stadtjugendring mit seinem jährlichen Zeltlager das Schullandheim am Bauersberg nutzen kann, sondern jeder Mitgliedsverein des Stadtjugendrings. "Wir bieten am Bauersberg eine hervorragende Infrastruktur mit Zelten, sanitären Anlagen und einer Rundum-Verköstigung." Starodub bedauert, dass noch immer viel zu wenig Schweinfurter Gruppen und Vereine dieses Angebot nutzen.
Jedes Lager muss vorbereitet werden
Das Betreuerteam hat sich intensiv auf die Zeit am Bauersberg vorbereitet. "Wir kennen die Kinder vorher nicht, wissen nicht, welche möglichen Problemstellungen auf uns zu kommen werden", erklärte Heinelt. So finden zwei dreitägige Vorbereitungstreffen statt, eines davon am Bauersberg, damit die Betreuer Örtlichkeit und Gelände kennenlernen. Die Vorbereitung umfasste theoretische, praktische und fachliche Einheiten, dazu gehörte Präventionsarbeit zum Thema sexueller Gewalt, Aufsichtspflicht und Haftung, aber auch Spiele-Workshops für Groß- und Kleingruppen sowie Stationsspiele.
"Das Zeltlager am Bauersberg ist für Kinder und Jugendliche deshalb so attraktiv, weil es Tradition und Moderne verbindet", schwärmt Heinelt. So umfasse das Programm Klassiker wie Fußball, Basteln, sportliche Wettbewerbe, Brettspiele, Schwimmbadbesuche, Wanderungen und das abendliche Lagerfeuer, aber eben auch Spiele und Aktionen, die gerade "in" sind. "Der Bauersberg ist eine Philosophie. Das muss man erleben. Die Feldbetten, die Zeltplattformen, die Gruppenwaschtische, das alles gab es früher schon. Doch bei aller Nostalgie ist der Bauersberg eben auch modern aufgestellt", so der Betreuer.