Der eine oder andere hat sich sicherlich schon gefragt, was denn seit einiger Zeit am Bad Königshöfer Kirchturm "blinkt". Georg Rützel von der Spenglerei Ress und Michael Heusinger von der Kirchenverwaltung können dazu Antwort geben. "Es ist ein Entlüftungssystem, das dafür sorgt, dass die Wärme, die sich unter der Kuppel des Kirchturms sammelt, entweichen kann."
Damit wird eines der Probleme angepackt, das zu einer Entfeuchtung des Gebälks im Turm führt, sagt Michael Heusinger. "Hätte man so etwas schon vor einigen Jahren eingebaut, hätten wir heute nicht diese Probleme."
Das System arbeitet ohne Strom und wird nur durch den Wind bewegt, ergänzt Georg Rützel. Damit entsteht eine Art Kamineffekt, wodurch sich die gewünschte Belüftung ergibt und den Balken und der Verbretterung die Feuchtigkeit entzieht.
Feuchtigkeit bis in die Türmerstuben eingedrungen
Bereits in den vergangenen Wochen war eine Spezialfirma vor Ort, die den Vogelkot, der sich seit der Renovierung Ende der 1980er-Jahre dort angesammelt hatte, entfernte, weiß Michael Heusinger. Damit können nun die Arbeiten in der großen Kuppel und in der "Laterne" beginnen. Hier werden unter anderem Balken verstärkt und Risse verschlossen, durch die das Regenwasser eingedrungen ist. Das hatte dazu geführt, dass dort Behältnisse aufgestellt wurden, nachdem die Feuchtigkeit bis in die Türmerstuben eingedrungen war.
Vorangegangen war dem eine Sicherheitsbegehung am Turm der Stadtpfarrkirche. Die dort vorgebrachten Mängel wurden durch den Bauhof zwischenzeitlich behoben. Angebracht sind unter anderem neue Geländer an den Treppenaufgängen, vor allem im Bereich der Glockenstube. Außerdem wurden die großen Fensternischen gesichert.
Turmblasen durch die Türmergilde ist gesichert
Was noch fehlt, ist eine schriftliche Vorgabe, in der geregelt ist, wer und wie viele Personen den Turm, jeweils mit einer Führungsperson, betreten dürfen. Gesichert ist damit die Tradition des Turmblasens durch die Türmergilde in den Monaten März bis Oktober. Immerhin ist der Turm der Stadtpfarrkirche das Wahrzeichen der Stadt Bad Königshofen und des gesamten Grabfelds.
Abgebaut sind mittlerweile die historische Feuerglocke und ein Schlagwerk, die bisher in der Laterne des Turmes verankert waren.
Im Baufallbericht des Architekten Dag Schröder von 1984 wird als Bauherr die katholische Kirchenstiftung und als Baulastträger die Stadt Bad Königshofen genannt. Bürgermeister Thomas Helbling kann sich einen Zuschuss durch die Stadt vorstellen. Finanzielle Unterstützung sicherte die Diözese Würzburg zu. Angefragt werden noch das Landesamt für Denkmalpflege, der Landkreis Rhön-Grabfeld, und man hofft auf Spenden aus der Bevölkerung.
Wie Manfred Staub von der Kirchenverwaltung sagte, habe der Turm vor allem im Mittelalter eine große Rolle als Wachturm gespielt. Hier hatte auch der Stadttürmer seine Wohnung und war mit entsprechenden Aufgaben betraut.
Was die Urkunde in der Turmkugel besagt
Die Balken der beiden Turmzwiebeln stammen wohl noch aus der Erbauerzeit vor 420 Jahren. Dieses Datum ist aus einer Urkunde ersichtlich, die in der Turmkugel liegt. Dort heißt es: "Anno salutis 1603 ist dises Tach auf den Kirchthurm gemacht worden, als Julius des Geschlechts lezten von Mespelbrunn Bischoff zu Würzburg und Herzog zu Franken und 30 Jahr in der Regierung gewesen."
Aufgeführt sind dann die Namen der Pfarrer sowie des Ober- und Unterbürgermeisters, des Stadtamtmanns, Stadtschreiber, Schulmeister, Organist und Stadtknecht. Lagen die Kosten für die Sanierung der beiden Turmhelme 1984 bei rund 320.000 Mark, so dürfte diese Summe heute enorm gestiegen sein.
2020 wurden an der Laterne des Kirchturms in Bad Königshofen starke Sicherungsbänder angebracht. Dabei handelt es sich um sogenannte "Arbeitsbänder" für künftige Instandsetzungsarbeiten.