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Bad Königshofen
Warum mit Bier die Kunst gleich schöner wird
Ein Schälchen mit Bier gefüllt dient Alexander Stöhr als Lasur für die Restaurierung des Gemäldes.
Foto: Hanns Friedrich | Ein Schälchen mit Bier gefüllt dient Alexander Stöhr als Lasur für die Restaurierung des Gemäldes.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 19.01.2021 02:15 Uhr

Alexander Stöhr füllt Bier in ein Schälchen, dann taucht er den Malerpinsel hinein, wählt die entsprechende Farbe aus einem der Farbkästen aus und trägt diese Lasur auf ein überdimensionales Wandgemälde auf. Dieses zeigt zahlreiche Abplatzungen auf, die Alexander Stöhr, der in einem Münchner Betrieb für Denkmalschutzpflege das Malerhandwerk erlernte, mit der entsprechenden Farbe schließt.

Schwieriges Unterfangen

Ein schwieriges Unterfangen, denn das Gemälde, das von dem Königshöfer Künstler Ludwig Stolarski geschaffen wurde,  hat feine Strukturen, die genau wieder nachgezogen werden. Außerdem muss natürlich die Farbgebung genau passen. Das Gemälde zeigt die Bierherstellung von der Getreideernte bis zur Fertigstellung und eine Gesellschaft am Biertisch. Kommt deshalb das Bier beim Restaurieren ins Spiel?

Alexander Stöhr lacht und meint: „Die Bierlasur dient als Bindemittel in Verbindung mit Trockenpigmenten in pulveriger oder getrocknet gepresster Form. Nach der Lasurarbeit muss die Lasur mit einem anders basierten Klarlack konserviert werden, da die Lasur sonst wasserlöslich wäre.“ Wie aber wurde das Gemälde entdeckt?

Gemälde zur Bierbrauer-Kultur

Im April 2018 hatte Alexander Stöhr beim Einrichten seines musischen Ateliers in der ehemaligen Brauerei Kneuer in der Martin-Reinhard-Straße hinter einer Farbschicht ein Gemälde entdeckt. "Ludwig Stolarski  1959" liest man in der unteren rechten Ecke. Damit steht fest, dass vor 60 Jahren der in Königshofen lebenden Künstler Ludwig Stolarski der Kunsterzieher am Gymnasium war, das Bild geschaffen hatte.

Die Restaurierung des Kunstwerks erfordert große Detailarbeit.
Foto: Hanns Friedrich | Die Restaurierung des Kunstwerks erfordert große Detailarbeit.

Es zeigt auf der gesamten Wandbreite von rund 3,50 Metern eine für diese Zeit typische Brauereiszene. Dass sich das Gemälde so gut erhalten hat, führt Alexander Stöhr auf eine entsprechende Sicherung beim Überstreichen des Gemäldes vor einigen Jahrzehnten zurück. Durch zahlreiche Schwerlastregale der ehemaligen Buchhandlung waren viele große Löcher in die Wand gebohrt worden, ohne zu wissen, was sich unter der weißen Farbe befindet. Wahrscheinlich wurde aber das Gemälde zuvor in den 60ern wohlweislich mit abwaschbarer Leimfarbe gestrichen, um es eventuell später wieder freilegen zu können. Das wurde aber nicht dokumentiert. So wurde später wieder weiß darüber gepinselt, aber mit einer spannungsreicheren Farbe, die keine dauerhafte Haftung finden konnte.

Bierlasur als besondere Maltechnik

So begann Alexander Stöhr 2019 die Farbe abzunehmen und zum Vorschein kam ein Gemälde. Nachdem es sich wahrscheinlich, in Bezugnahme auf die damals dort ansässige Brauerei Kneuer, um ein Kunstwerk in Bierlasurtechnik handelte, retuschiert Alexander Stöhr das Gemälde auch mit Bierlasuren. Die Restauration wurde zum Jahresende 2020 abgeschlossen.

Imposant sind die Ausmaße des Kunstwerkes.
Foto: Hanns Friedrich | Imposant sind die Ausmaße des Kunstwerkes.

Die Corona-Pandemie hatte auch bei Alexander Stöhr dazu geführt, dass dem heute hauptberuflichen Diplommusiklehrer und Fachbereichsleiter für klassische Konzertgitarre beim Zweckverband Musikschule Schweinfurt, die Aufträge für Veranstaltungen fehlten, so dass er aus finanziellen Gründen das Atelier schließen muss.  Allerdings hatte er dem Eigentümerversprochen, das Gemälde vor seinem Auszug noch zu restaurieren.

3,50 Meter breit und gut zwei Meter hoch ist das historische Gemälde, das eine Brauereiszene darstellt. Von Alexander Stöhr wurde es nun kunstgerecht wieder restauriert.
Foto: Hanns Friedrich | 3,50 Meter breit und gut zwei Meter hoch ist das historische Gemälde, das eine Brauereiszene darstellt. Von Alexander Stöhr wurde es nun kunstgerecht wieder restauriert.

In den vergangenen Jahren dozierte Alexander Stöhr an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Würzburg. Seit Beginn dieses Jahres 2021 ist Alexander Stöhr in seinen neuen Räumen in der Adam-Pfeuffer-Str. 11 in Bad Königshofen erreichbar. Dort gibt es im Rahmen seines musischen Ateliers Angebote im Einzel- und Kleingruppenunterricht. Der Diplommusiklehrer bietet Gitarrenunterricht ebenso wie Klangimprovisation und Farbexperimenten, bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung an. Mehr Informationen gibt es bei Alexander Stöhr, Email: mi.stoehr@gmx.net, Telefon: 09761 7470823.

 
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