
Knapp zehn Jahre, nachdem in der Kult-Gaststätte "Café Wiener" alias "Plonkl" die letzten Getränke über die Theke wanderten, eröffnete im vergangenen Sommer Franziska Schirber in den Räumlichkeiten "Franzis Café & Bistro" in der Bad Neustädter Otto-Hahn-Straße. Über eine furchtlose Konditorin und eine weitgereiste Rhön-Grabfelderin, die wieder heim wollte.
Es ist kurz vor neun Uhr morgens. Die Tische sind schon gedeckt, die Türen noch geschlossen. Während der Gastraum noch eine gemächliche Ruhe ausstrahlt, herrscht in der Küche schon emsiges Treiben. In den Pfannen und Schüsseln laufen die Vorbereitungen für Rührei und Kuchen, im Backofen duften frische Croissants. Franziska "Franzi" Schirber startet die Kaffeemaschine, wärmt die Tassen vor und geht ihre Checkliste noch einmal durch. Drei Stunden wuselt sie schon zwischen Küche, Kühlung und Servicebereich hin und her. Immer mit einem breiten, ansteckenden Lächeln im Gesicht.
Viel Erfahrung im Ausland gesammelt
Arbeit ist der 26-Jährigen alles andere als fremd. Sie wuchs auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern in Oberstreu auf und ist sich für nichts zu schade. Nach Ihrer Konditorinnen-Ausbildung in Sandberg verschlug es sie in die Patisserie eines 5-Sterne-Hotels an der Ostsee. Im dortigen Restaurant, ausgezeichnet mit 2-Michelin-Sternen, durfte sie weitere, wertvolle Erfahrungen sammeln.
Nach weiteren Stationen, etwa in einem schwedischen Wald-Restaurant und nach ihrer Meisterprüfung, fühlte sie sich bereit. Für die Rückkehr in die Heimat und für den Schritt in die Selbstständigkeit. Beim "Plonkl" musste sie nicht lange überlegen. Hier sollte es sein. Hier wollte sie den Schritt wagen. Dank ihrer Erfahrung konnte sie schon erahnen, was sie erwarten würde.
Ihr Team ist auf 16 angewachsen
Mit den Vorstellungen, den viele Ahnungslose vielleicht haben, einfach mal ein kleines Café zu eröffnen und ein bisschen Kaffee auszuschenken und mit dem Alltag einer klassischen Konditoren-Meisterin haben ihre Tage nur wenig zu tun. Ihr Team aus Servicekräften und Backstuben-Personal ist, in dem knappen Jahr seit der Eröffnung, auf 16 Personen angewachsen.

Fünf sind immer gleichzeitig da. Die gilt es zu organisieren und einzuteilen. "Ich bin total zufrieden wie es läuft und wie es ist. Aber es ist ganz anders als ich dachte. Mehr Vorbereitung und Organisation, weniger Backstube. Ich muss jetzt mehr als Unternehmerin und Chefin denken. Aber das ist okay. Ich lasse mich darauf ein und es macht mir auch richtig Spaß." Über fehlendes Personal kann Franzi, im Gegensatz zu anderen Betrieben, nicht klagen. "Vielleicht liegt das an den ungewöhnlich angenehmen Arbeitszeiten für die Gastronomie."
Ohne Reservierung wird es schwierig
Dass ihr Café von den Menschen aus Bad Neustadt und aus dem ganzen Landkreis so gut angenommen wird, freut sie. "Ich hatte mich vor der Eröffnung gefragt: Gibt es kein echtes Frühstückscafé, weil es nicht funktioniert oder weil es noch niemand probiert hat?" Offenbar ist Letzteres der Fall.
In den Sommermonaten kommen zu den 60 Plätzen innen noch 40 auf der Sonnenterasse hinzu. Dass sie auch dies stemmen kann, hat sie schon in den Eröffnungsmonaten bewiesen. Wer sicher einen Platz für das Frühstück oder den Nachmittagskaffee ergattern will, der sollte mittlerweile reservieren. So groß ist immer wieder der Sturm auf das Kuchenbuffet.
Die Selbstständigkeit war und ist Franzis Traum
Das liegt, denkt Franzi, zum einen an der immer wieder wechselnden Speisekarte, zum anderen an den hausgemachten Speisen. Mittags gibt es mal Spätzle, mal Hähnchen, mal pochiertes Ei auf Spitzkohl. "Die Kundinnen und Kunden schätzen die handgemachte Qualität, weil wir halt etwas anderes anbieten als die Bäckereien. Die ganzen Aufstriche, Torten, Kuchen und Granolas machen wir natürlich frisch und alles selbst."
Die Selbstständigkeit war und ist Franzis Traum. Zu keinem Zeitpunkt habe sie die Entscheidung angezweifelt oder gar bereut. Von einem Scheitern ist Franzi weit entfernt. Und wenn es doch eines Tages so kommen würde, dann wäre es für sie keines. Schließlich hätte sie es wenigstens gemacht, nicht nur geredet. "Immer nur davon zu träumen, bringt mir ja nichts. Ich muss es ja mal ausprobieren. Und Ich habe noch so viele Ideen. Von Abendveranstaltung bis Brückenschoppen. Dafür fehlt mir aktuell aber die Kapazität und ich konzentriere mich lieber auf mein Hauptgeschäft, das Café."
Und dieses funktioniert. Pünktlich an diesem Mittwoch um 9 Uhr strömen nach und nach die Gäste in ihr Café. Pärchen und Arbeitskolleginnen. Junge und alte. Stammkundschaft und neue Gesichter. "Guten Morgen Franzi, wir hatten reserviert." Schlagartig sind alle Tische belegt.