Nach eineinhalb Jahren endlich mal wieder eine Veranstaltung mit viel Publikum: Kabarettist Fredi Breunig trat in Wargolshausen auf und begeisterte mit Witzen, Anekdoten und spontanen Einfällen beim beliebten Frühschoppen, genannt "Breezel, Bier un domms Gebabbel", der coronabedingt unter freiem Himmel im Kommunikationshof stattfand.
Bei seiner Begrüßung befragte Breunig die Leute an den Tischen nach ihren Wohnorten, viele waren ihm bekannt, darunter Landrat Thomas Habermann und Monika Hohlmeier, die schon einmal der "Special Guest" in seinem Frühschoppen war. Die bevorstehenden Wahlen hatte der Kabarettist mit Absicht aus der Themenliste ausgeklammert, auf die Corona-Krise bezog er sich zunächst, eine schwere Zeit, besonders für die Männer, wie Breunig fand. Alles, was sie auf "wenn ich mal Zeit habe" verschoben hatten, musste jetzt erledigt werden.
Drei Rhöner Paare beim Tanzwettbewerb
Es hätte aber noch schlimmer kommen können – Lockdown in der 70ern, ohne Internet und Whatsapp. Man muss auch an die positiven Seiten denken, meinte er, in den Kirchen hatte man endlos Platz und der Friedensgruß fiel aus, außerdem hatte man mehr Zeit zum Zeitunglesen. Da erfährt man zum Beispiel, warum die Frauen fünf Jahre länger leben. Das habe der liebe Gott so eingerichtet, weil Frauen insgesamt fünf Jahre ihres Lebens in der Schlange vor dem Klo stehen, weiß Breunig.
Ein Tanzwettbewerb lockerte die erste Hälfte des mit Gags gespickten Programms auf, drei Paare aus Hollstadt, Lebenhan und Rödelmaier traten zu Foxtrott und Walzer auf der Bühne an, wobei sie bewertet wurden. Als Preis gab es eine Flasche Champagner und 50 Euro, das Geld spendete am Ende das Siegerpaar aus Hollstadt für einen sozialen Zweck.
Blaue Bowle ist Pflicht
Nach der Pause wurde der Überraschungsgast mit Spannung erwartet. Ein silberner Leuchter stand als Requisite vor dem Gästehaus – ein Hinweis? Das Geheimnis wurde schnell gelüftet, denn Gloria Fürstin von Thurn und Taxis schritt auf die Bühne. Ein "Traum- und Wunschgast", wie Breunig verriet. Bis zuletzt hatte er gefürchtet, sie würde wieder absagen – aber es hat geklappt.
Die Fürstin erzählte auch gleich, warum. Sie habe vor drei Monaten den Flugschein gemacht und müsse noch üben. Begleitet von ihrer Fluglehrerin landete sie auf dem Flugplatz Grasberg und wurde von dort nach Wargolshausen gefahren. "Hier ist die Welt noch in Ordnung", befand sie, nach ihren ersten Eindrücken gefragt. Um die blaue Bowle kam sie nicht herum, direkt von Aral oder passend zum blauen Blut, wie der Kabarettist erläuterte. Monika Hohlmeier leistete ihr Gesellschaft auf der Bühne. Beide kennen sich schon lange, denn der Ehemann der Fürstin war mit Franz Josef Strauß befreundet, bei den Besuchen lernte sie auch dessen Kinder kennen, also auch die damalige Monika Strauß.
Aufgewachsen in Afrika
Auf ihre Kindheit in Togo und Somalia angesprochen berichtete die Fürstin, wie die Familie ganz schnell nach Deutschland zurück musste, weil es einen Regierungsumsturz gab und es für Weiße gefährlich wurde. Gloria, damals noch Gräfin von Schönburg-Glauchau, kam ins Internat und lernte in einem Münchner Café ihren späteren Ehemann kennen, den sie als 20-Jährige heiratete. Nach zwei Mädchen bekam sie einen Jungen, einen Nachfolger. "Wir nennen ihn Albert, dann brauchen wir das Besteck nicht neu anzuschaffen", sagte die Fürstin damals zu ihrem Mann.
Das Monogramm zeigte ein A nach dem Großvater. So sei das in Adelskreisen, die Männer müssen vorn stehen, die Frauen stehen dahinter und kontrollieren, berichtete die Fürstin. Seit dem Tod ihres Mannes verwaltet sie das Vermögen der Thurn und Taxis, um finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden, werden Schlossführungen angeboten. Stört das nicht?, fragte Breunig. "Das Haus ist so groß, sonst wäre ich ja ganz allein", bekundete die Fürstin.
Punkerprinzessin oder Elefant im Porzellanladen?
Einige unangenehme Fragen blieben dem adligen Gast nicht erspart, galt sie doch lange Zeit aufgrund ihrer schrillen Outfits als Punkerfürstin oder als Prinzessin TNT. Sie selbst sieht sich eher als der Elefant im Porzellanladen. Kürzlich fuhr sie auf einem chopperartigen Elektroroller zur Trauerfeier für Papst-Bruder Georg Ratzinger und wurde prompt von der Polizei erwischt. Darauf angesprochen nannte sie die neuen unfallträchtigen E-Roller (darf man ohne Helm fahren) "ein böses Teil mit kleinen Reifen, da stecken bestimmt die Orthopäden dahinter."
Auch ihre Äußerung in einem früheren TV-Interview "die Schwarzen schnackseln gern" sprach Breunig an. "Ich sag die Dinge wie ich sie denke", bemerkte die Fürstin dazu. Wargolshausen sei tiefkatholisch und schwarz, hier würde sich die Fürstin wohlfühlen, meinte Breunig beim Abschied, bevor Ansgar Büttner Blumen als Dankeschön überreichte.
Das Publikum hatte seinen Spaß bei diesem Frühschoppen mit Fredi Breunig in Hochform, konnte herzhaft lachen und wurde bestens bewirtet. Lob gab es auch für das Organisationsteam und die örtliche Feuerwehr, die den Platz vorbereitet und die Bänke aufgestellt hatte.