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Schwanhausen
Warum Bauern gegen Acker-Verkauf in Schwanhausen protestieren
Steinreiche Äcker: BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel, Ortsobmann Werner Schleicher, Kreisbäuerin Margit Ziegler und BBV-Kreisgeschäftsführer Michael Diestel protestieren gegen den Kauf des Schwanhäuser Ackerlands.
Foto: Regina Vossenkaul | Steinreiche Äcker: BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel, Ortsobmann Werner Schleicher, Kreisbäuerin Margit Ziegler und BBV-Kreisgeschäftsführer Michael Diestel protestieren gegen den Kauf des Schwanhäuser Ackerlands.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:27 Uhr

Die Bauern aus Schwanhausen sind verärgert. Sie hätten gern landwirtschaftliche Flächen in der Gemarkung gekauft, wurden aber von der Kirchenstiftung Zeil überboten. Laut Informationen des Bayerischen Bauernverbands (BBV) hat die Kirchenstiftung über 600.000 Euro investiert, um Ackerland aufzukaufen und das nicht zum ortsüblichen Preis von rund 1,50 bis 2,50 Euro pro Quadratmeter, sondern für 4,15 Euro.

Pachtverträge laufen 2021 aus

"Viel Steine gab's und wenig Brot", das Zitat des BBV-Ortsobmanns Werner Schleicher weist auf die durchschnittlich schlechte Bonität der Ackerflächen in Schwanhausen hin. Der Ort, der zur Gemeinde Sulzdorf an der Lederhecke gehört, ist bekannt für "steinreiche" Äcker und Keuper, die die Ernteerträge mindern. Trotzdem seien hiesige Käufer an einem Erwerb interessiert gewesen, aber nicht um jeden Preis. "Der Boden ist ein Produktionsfaktor, hier wird er zum Spekulationsobjekt", sagt der Geschäftsführer des BBV-Kreisverbands, Michael Diestel. Die Ackerflächen sind verpachtet, die Verträge laufen Ende des Jahres 2021 aus. Resultierend aus dem hohen Kaufpreis sei mit einer deutlichen Steigerung des Pachtpreises zu rechnen, um die Renditeerwartungen des Käufers zu erfüllen, so Diestel.  

Man braucht nicht lange, um in Schwanhausen auf den Äckern Steine zu sammeln, es ist für überwiegend schlechte Bodenqualität bekannt.
Foto: Regina Vossenkaul | Man braucht nicht lange, um in Schwanhausen auf den Äckern Steine zu sammeln, es ist für überwiegend schlechte Bodenqualität bekannt.

Nach dem Motto "Bauernland in Bauernhand" wurde das Grundstücksverkehrsgesetz geschaffen, das Landwirten gegenüber Privatinvestoren ein Vorkaufsrecht einräumt. Schließlich sorgen sie für die Ernährung der Bevölkerung und sind auf ihre Arbeitsgrundlage, den Grund und Boden, angewiesen, so Diestel. Das Gesetz greift aber nicht beim Kauf durch eine Körperschaft, wie die Kirchenstiftung Zeil eine ist. Im Gesetzestext heißt es: "Die Genehmigung ist nicht notwendig, wenn eine mit den Rechten einer Körperschaft des öffentlichen Rechts ausgestattete Religionsgemeinschaft ein Grundstück erwirbt...". Ausgenommen ist ein landwirtschaftlicher Betrieb insgesamt, aber hier wurde der zu verkaufende Hof aufgespalten, sodass der Käufer die Ackerflächen unabhängig von den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden erwerben konnte. Dem Verkäufer, der das Land mit vier Euro pro Quadratmeter ausgeschrieben hatte, machen die Bauern keinen Vorwurf, es sei verständlich, dass er den besten Preis herausholen wollte, hieß es vom BBV.

Schleicher: Rigoroses Geschäftsgebaren der Stiftung

Der Kauf entspricht also den rechtlichen Vorschriften. "Wirtschaftlich gesehen macht das keinen Sinn, es sei denn, man will Geld unterbringen, um keine Minuszinsen zu bezahlen," sagt Schleicher. Gemeinsam mit den BBV-Verantwortlichen kritisiert er das rigorose Geschäftsgebaren der Kirchenstiftung vor dem Hintergrund der Ankündigung der Diözese, aus finanziellen Gründen in Bad Königshofen das Haus St. Michael und die Umweltbildungsstätte Thüringer Hütte aufzugeben. Sven Kunkel, Finanzdirektor der Diözese Würzburg, begründete den Verkauf der Einrichtungen bekanntlich mit den Worten: "Wir investieren nicht in Steine, sondern in Menschen."

"Hat die Kirche keine anderen Probleme und Aufgaben, als 600.000 Euro in überteuertes Ackerland zu investieren und damit zum Pachtpreistreiber zu mutieren?", kritisieren BBV-Kreisobmann  Mathias Klöffel und Kreisbäuerin Margit Ziegler. Ihnen sei klar, dass es sich hier um verschiedene "Töpfe" handelt, man habe es aber letztlich mit derselben Einrichtung zu tun. Dem widerspricht Bernhard Schweßinger, der Sprecher der Diözese, deutlich. Die Vermögensanlage einer Kirchenstiftung könne nicht mit dem Rückzug der Diözese Würzburg aus der Trägerschaft von Tagungshäusern in direkter Verbindung gesetzt werden. "In rechtlicher Sicht ist Kirche nicht gleich Kirche", so Schwessinger. Und er konkretisiert: "Die Diözese kann einer Kirchenstiftung nicht das Vermögen wegnehmen, um damit dann diözesane Aufgaben zu finanzieren."

Auch Gemeinde Sulzdorf mit Vorkaufsrecht

Auch die Gemeinde hätte ein Vorkaufsrecht, denn sie braucht zum Beispiel immer mehr Ausgleichsflächen für örtlich durchgeführte Baumaßnahmen, die mit einer Versiegelung einhergehen. "Zu den ortsüblichen Preisen könnten wir uns das auch leisten", sagt Bürgermeisterin Angelika Götz. Die alten Vereinbarungen zur Übernahme der Baulast an kirchlichen Gebäuden hält sie für längst nicht mehr zeitgemäß. "Die Gemeinden tun sich heute schwer, ihre eigenen Objekte zu unterhalten, trotzdem haben die Kommunen in der Regel die Baulast an den Kirchtürmen und Pfarrhäusern und geben zum Teil Zuschüsse zu Renovierungsmaßnahmen", sagt sie. Sie arbeite mit beiden Kirchen zusammen, könne aber auch den Ärger der Landwirte gut verstehen.

Die Katholische Pfründepachtstelle Regensburg, die 1937 als Behörde eingerichtet wurde, wacht über die Pfründestiftungen. Auf ihrer Homepage wird die historische Bedeutung geschildert: "Zweck der Gründung dieser Einrichtung war es in erster Linie, bei den katholischen Pfründestiftungen, ... für eine wirtschaftlich angemessene Verpachtung der landwirtschaftlich nutzbaren Grundstücke zu sorgen." Die Verpachtung oder Bewirtschaftung der Grundstücke war somit ein Teil des Einkommens der Pfarrer. Heute werden die Geistlichen direkt durch die Diözesen besoldet. Die Erträge aus der Verpachtung von Pfarrpfründegrundstücken fließen heute direkt in die Bischöflichen Finanzkammern, die Erträge aus Kirchenstiftungen kommen direkt den Stiftungen vor Ort zu Gute und sollen unter anderem für den Unterhalt von kirchlichen Gebäuden zur Verfügung stehen.

Das sagt die Diözese

Die Pressestelle der Diözese Würzburg wurde um eine Stellungnahme zum Ackerland-Kauf gebeten. Bernhard Schwessinger schreibt, dass die Kirchen- und Pfründestiftungen laut Kirchenstiftungsordnung jede für sich rechtsfähige Stiftungen des öffentlichen Rechts seien. Sie dienten mit ihrem Vermögen wie mit dessen Erträgen den Bedürfnissen der Kirche vor Ort und dürfe unter keinem Vorwand dem Vermögen eines anderen Rechtsträgers einverleibt werden. Weiter wird mitgeteilt: "Im konkreten Fall wurden Grundstücke der Kirchenstiftung zu Bauland umgewidmet und deshalb verkauft. Die Erträge aus dem Verkauf hat die Kirchenstiftung gemäß ihres Auftrags, das Vermögen langfristig für kirchliche Aufgaben vor Ort zu sichern, in den Kauf anderer Grundstücke investiert. Von Bodenspekulation kann hier keine Rede sein. Die Diözese Würzburg hat den Erwerb vorgeschlagen und als Stiftungsaufsicht die Voraussetzungen für die Genehmigung des Erwerbs geprüft. Der Diözesanvermögensverwaltungsrat und das Konsultorenkollegium haben dem Erwerb der landwirtschaftlichen Flächen durch die Kirchenstiftung (Pfründestiftung) vor Ort zugestimmt. Die Pachtverträge des Verkäufers wurden übernommen. Die Pachtpreise sind angemessen. Die Pachtrendite ist ein akzeptabler Wert, um dem vorgeschriebenen Stiftungsauftrag nachzukommen."
Quelle:  Diözese/Schwessinger
 
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  • P. T.
    Der Artikel bringt die Meinung von aufgebrachten Funktionären und nicht zum Zuge gekommenen Landwirten zum Ausdruck.
    Liest man bis zum Ende ist aber eigentlich nichts wirklich schlimmes passiert.
    Die Kirchenstiftung hat aus Baulandverkäufen Geld übrig welches sie wieder entsprechend ihrem Stiftungsauftrag anlegen muss. Tut sie dies nicht in einem entsprechendem Zeitraum so läuft sie Gefahr ihre Gemeinnützigkeit zu verlieren (ist meistens so).
    Über den Kaufpreis kann man sicher diskutieren, als Verkäufer würde ich aber bei solch einem Preisunterschied (1,5 bis 2 € und mehr als 4 €) sicher auch nicht zögern an die Stiftung zu verkaufen. Ich vermute das die meisten so handeln würden.
    Für den Käufer war das Angebot wohl attraktiv (ca 15 ha Fläche auf einmal, anscheinend größere zusammenhängende Felder) um zuzuschlagen.
    Für beide Seiten ein gutes Geschäft würde ich mal sagen.
    Für die nicht zum Zuge gekommenen natürlich ärgerlich dass sie kein Schnäppchen machen konnten mit 1,5 - 2 €/m2.
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  • S. W.
    Es hilft, auch den letzten Absatz des Artikels noch zu lesen, da ist nämlich erklärt woher das Geld kam und warum dafür wieder Grund und Boden erworben wurde. Ein Blick ins Stiftungsrecht wäre auch hilfreich, bevor man hier haltlose Behauptungen über den Umgang mit Spendengeldern in den Raum stellt.
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  • H. H.
    Genau! Man hat ein Problem mit "Geld" am Konto!!
    Man wird gezwungen es auszugeben!!
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  • G. W.
    Die Kirchenstiftung Zeil wird dann wohl ihr eigenes Getreide anbauen und in Schwanhausen eine Hostienbäckerei errichten. Das schafft Arbeitsplätze im strukturschwachen Raum Sulzdorf a.d.L. und ist gut.
    Das ganze natürlich aus einer christlichen Grundhaltung heraus.
    Denn schon Jesus höchstpersönlich hatte von Wucherern und Spekulanten die Nase voll.
    Und wenn die Diözese meint, man dürfe die Finanznot des Bistums und den finanziellen Überfluss einer Kirchenstiftung nicht miteinander verquicken: Doch , genau das muss man sogar.
    Rechtliche Unabhängigkeit; von mir aus.
    Aber an ihren Taten kann man sie erkennen, und da ist ein Kontoführer genau so schlecht wie der andere.
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  • W. F.
    Das Vorkaufsrecht für die Bauern ist auch problematisch. Es führt dazu, dass die Flächen in den Händen von 2-3 Bauern pro Gemeinde kommt. Die dann der Gemeinde für (z.B. Ausgleichflächen, Baugebiete...) Preise diktieren! Da unterscheiden sie sich nicht von Kirche, oder sonstigen Investoren!!
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  • H. H.
    Ich glaube hier sieht man eiskalt das Dilemma unserer europäischen Geldpolitik, die am Ende mit "Minuszins" droht bzw. man muss es auch zahlen!
    Steht nicht im Artikel: "Im konkreten Fall wurden Grundstücke der Kirchenstiftung zu Bauland umgewidmet und deshalb verkauft. Die Erträge aus dem Verkauf hat die Kirchenstiftung gemäß ihres Auftrags, das Vermögen langfristig für kirchliche Aufgaben vor Ort zu sichern, in den Kauf anderer Grundstücke investiert."
    Man muss die Kohle also "raus" hauen bevor Miniszins anfällt! Alles richtig gemacht!!
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  • G. Z.
    Ist auf jeden Fall ein Fall für die Prüfung durch das Finanzamt. Es wäre unter anderem zu prüfen, woher die Mittel für den Kauf stammen. Die Kirche ist i.d.R. als gemeinnützig anerkannt. Sind hier Spenden oder Kirchgeld (als Spende abzugsfähig) finanzierte Geschäfte im Spiel, "das nur so rumliegt!" so fehlt es an der unmittelbaren Verwendung der Spendengelder. Zuviel Geld und nix Gemeinnütziges dafür tun, dafür verliert schon mancher Verein seine Gemeinnützigkeit. Dabei sollten dann auch alle Unterorganisationen (Klöster, Bruderschaften) sich einer Prüfung unterziehen müssen, die sich gemeinnützig nennen aber auf einen Berg von Festgeld und Vermögen sitzen und auch noch Spendengelder annehmen oder dafür werden. Hier fehlt es an der Unmittelbarkeit. In der evangelischen Kirche gibt es zwei Kirchenbanken und bei der römisch-katholischen Kirche sind fünf Kirchenbanken am Markt. Dem eigenen Verein muss man halt auch trauen und sein Geld dort anlegen.
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  • N. B.
    Aus dem Artikel geht nicht klar hervor, wer nun hier aktiv wurde, die örtliche Kirchenstiftung oder die Pfründestiftung. Wenn es die Pfründestiftung war, dann hat die örtliche Kirchenstiftung Null und Nichts von diesem Deal. Der Pachtzins wird zu 100% nach Regensburg zur Pfründepachtstelle transferiert. Das Kirchgeld hingegen bleibt vollumfänglich im Ort, ist für jeden nur ein sehr kleiner überschaubarer Beitrag - steuerlich voll abzugsfähig - für die Pfarrei ist es jedoch eine entscheidende finanzielle Säule.
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  • M. S.
    @nobaubert: ja auch das würde einen Unterschied machen - aber mal ehrlich: wen interessiert das?
    Letztlich ist es "die Kirche" die solche Geschäfte macht. Die sind zwar nicht verboten aber schon etwas anrüchig. Auch angesichts der Tatsache, dass man im Zusammenhang mit "Kirche" immer von Geldmangel liegt und in vielen Kirchengemeinden zu verschiedenen Anlässen regelrecht beim Kirchenvolk um Geld für bestimmten Luxus gebettelt wird und anfallende Arbeit soweit möglich bitte ehrenamtlich erledigt werden sollen.
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  • M. S.
    Eigentlich ist es doch ganz einfach! Um den Anfängen zu wehren sollten sich alle Landwirte in er Umgebung von 20 Kilometer zusammentun und diese Flächen eben NICHT pachten.
    Jetzt kann man wirklich erkennen wie es um den Zusammenhalt der Landwirte bestellt ist!

    "Die Vermögensanlage einer Kirchenstiftung könne nicht mit dem Rückzug der Diözese Würzburg aus der Trägerschaft von Tagungshäusern in direkter Verbindung gesetzt werden." Das stimmt! Aber die Gläubigen dieser Pfarreiengemeinschaft die über solch ein Vermögen verfügt sollte sich sehr gut überlegen was sie noch mit Geld unterstützen. Pfarreien sind ja sehr einfallsreich viele Anschaffungen und Revonvierungen von sakralen Gegenständen über Spenden abzudecken! Kirchgeld würde ich als Gemeindemitglied jedenfalls keines mehr zahlen, soll es die Pfarrei doch einklagen - Geld dafür hat sie jedenfalls genug.
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