Manche Wege führen in den Himmel, viele zur Hölle. Zum Himmeldunkberg sind es genau drei. Diese Rhöner Kuppe, die in den Himmel oberhalb von Bischofsheim eintaucht, hat nicht nur in ihrem Namen etwas Himmlisches, eine Tour dorthin hat durchaus auch höllische Aspekte.
Den Wegen hoch zum Himmeldunk ist eines gemeinsam: Sie sind mit dem Auto praktisch nicht befahrbar. So ist der Himmeldunk ein unbekannter Rhönberg geblieben. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen ist er für viele eine der schönsten Erhebungen der Rhön. Im Regelfall erreicht man die Kuppe am südwestlichen Ende der Langen Rhön über die Schwedenschanze an der B 279 oder über Oberweißenbrunn. Unsere Tour startet am Jagdschloss Holzberghofbei Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Ein blaues Dreieck begleitet den Wanderer durch Wiesen und Weiden. Dann erblickt man in der Ferne die 887 Meter hohe Kuppe. Nun taucht der Wanderer in einen Mischwald ein, der zwar die Aussicht nimmt, aber viele optische Reize bietet. Es geht bergab, vorbei an einem Teich und dann über das „Moorwasser“. Nach einem kurzen Anstieg ist die B 278 erreicht. Wenige Meter links lockt das „Rhönhäuschen“, die ehemalige königlich bayerische Zollstation mit einem gehobenen gastronomischen Angebot.
Unser Weg führt nach rechts, bis er nach links in den Wald abknickt. Unterhalb einer großen Weide erblickt man den Parkplatz Schwedenwall. Hier wechseln wir auf den Rundwanderweg 1 und folgen dem Schild, das in 1,1 Kilometern Entfernung das Erreichen der 893 Meter hoch gelegenen „Hohen Hölle“ ankündigt. Bei der Steigung mit herrlichem Panoramablick versteht mancher, warum die Erhebung den höllischen Namen trägt. Allerdings klärt mitten am Berg eine – dank Atemnot – häufig gelesene Tafel darüber auf, dass „Hölle“ in diesem Fall etwas mit „Höhl“, also mit einer mittelalterlichen Wehranlage zu tun hat.
Im Dreißigjährigen Krieg haben Schweden hier die Passstraße über die Rhön abgesichert, worauf die Namen Schwedenschanze und Schwedenwall verweisen. Grenzsteine belegen, dass auch Preußen und Bayern hier aneinandergrenzten. Heute bildet der Himmeldunk die Grenze zwischen Bayern und Hessen. Auf dem Weg wird man Zeuge eines naturschützerischen Großversuchs. Wie in anderen Kernzonen des Biosphärenreservats werden Fichten gerodet. Hier sollen die Urwälder der Zukunft entstehen.
Hat man die Steigung überwunden, sieht man von Ferne eine Schutzhütte. Es handelt sich um das bekannteste Buswartehäuschen der Rhön. An der Haltestelle „Hohe Hölle“ hat noch nie ein Bus gehalten. Nun sind es noch 300 Meter zum Himmeldunk-Gipfel. Herrliche Natur, himmlische Ruhe und ein sensationeller Ausblick. Das war alle Mühen wert. Eine Wanderbank lädt zum Rasten und Genießen des Fernblicks nicht zuletzt auf den nahen Teufelsberg, ein.
Passt die Thermik, sieht man Modellsegler. Die sind ein Beispiel, dass der Berg immer wieder im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Freizeitgestaltung steht. Einerseits gilt er als ökologisch einzigartig, andererseits ist er attraktives Ziel für Ausflügler. Es gab viel Streit zwischen Naturschützern und Modellsegelfliegern, der mit dem Kompromiss endete, dass der Modellflug eingeschränkt möglich ist.
Wir müssen uns jetzt entscheiden. Gehen wir vom Rastpunkt einen nicht ausgeschilderten Trampelpfad entlang der Höhe mit ihrer herrlichen Aussicht bis wir nach einer Panoramatafel die „Würzburger Hütte“ erreichen? Oder laufen wir auf der sicheren, aber nicht so attraktiven Seite zurück zur Hohen Hölle, bleiben auf dem Weg Nummer 8 und biegen nach rechts auf einen Schotterweg, wo hinter einer Schranke die Hütte zu sehen ist?
Die urige Hütte ist nur an Samstagen und Sonntagen geöffnet und wird von Helfern der Würzburger Bergbund-Sektion des Alpenvereins bewirtschaftet. Seine Brotzeit muss man selbst mitbringen, aber Getränke werden angeboten. Wer auch sein Bier selbst mitbringt, muss „Stöpselgeld“ entrichten.
Nun geht es über die Schotterpiste zurück bergab, bis der Rundweg 6 erreicht ist. Links liegt die Gibitzenhöhe, auf der rechten Seite lässt sich eine „Multispezies-Beweidung“ mit Pferden, Eseln, Schafen und Ziegen beobachten. Es geht nach Bischofsheim.
Wer Interesse hat, kann einen Abstecher in das Städtchen machen. Wir überqueren die B 278 und erreichen einen Hochbehälter. Hier wechseln wir auf den Rundwanderweg 1 in Richtung Ebertsholz. Bald ist das Schwarzbachtal und als Markierung der blaue Tropfen erreicht. Es geht lange bergauf. Doch die Anstrengungen werden durch die herrliche Umgebung mehr als kompensiert. Der Schwarzbach gluckert über Basaltblöcke ins Tal. Dafür, dass es nicht zu heiß wird, sorgt ein alter Baumbestand. Besonders idyllisch – die „Teufelsmühle“, ein kleiner Wasserfall, dessen teuflische Sagengeschichte an einer Tafel erzählt wird.
Nun nähert sich unsere Tour über Hölle, Himmel und Teufel dem Ende. Der Holzberghof ist bald erreicht. Auch wenn der Berg den Namen Himmeldunk trägt, hat das mit dem Eintunken in den Himmel nichts zu tun. Als er 1059 erstmals erwähnt wurde, trug er den althochdeutschen Namen Hugimuododung, was „Berg der Frau Hugimuod“ bedeutet – eigentlich schade.
Anfahrt und Tipps
Den Parkplatz am Jagdschloss Holzberghof als Startpunkt für die etwas mehr als 16 Kilometer lange, mittelschwere Wanderung erreicht man über Bischofsheim. Sowohl aus Richtung Autobahnausfahrt Bad Brückenau/Wildflecken wie auch aus Bad Neustadt kommend nutzt man dazu auf der B 279 die Abfahrt Richtung Fladungen/Hochrhönstraße. Nach etwa vier Kilometern ist der Abzweig gut ausgeschildert.
Es ist empfehlenswert, eine Wanderkarte oder eine elektronische Orientierungshilfe dabeizuhaben. Einkehrmöglichkeiten gibt es am Holzberghof, am Rhönhäuschen und in der Würzburger Bergbundhütte.