Über den „Waldbaricher Mundortowend“ zu berichten ist gar nicht so einfach. Der Saal des Pfarrer-Straub-Hauses in Sandberg war wieder komplett ausverkauft, das Programm, das bis kurz vor Mitternacht andauerte, keinen Moment langweilig, die Künstler des Abends originell, bodenständig, authentisch und die Moderation charmant.
Allen gemeinsam ist bei der Unterschiedlichkeit ihrer Darbietungen die Liebe zu ihrer Rhöner Heimat, die sich nicht zuletzt über Hymnen auf die Heimatorte äußert.
Und es ist immer etwas ganz Besonderes, wenn Martin Raab und Edmund Bühner Gäste einladen, hier trifft sich eine große Familie, die aus Musikanten, Kabarettisten und eben dem Publikum besteht.
Diese Veranstaltung sucht ihresgleichen, die Karten sind so schnell vergriffen, dass sich manch einer seit Jahren vergeblich darum bemüht.
Benefiz-Veranstaltung
Nicht umsonst, aber gratis spielen und singen die Akteure des Abends, dessen einziger Zweck es ist, Spenden für die Behinderten-Skifreizeit der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) zu sammeln, die seit vielen Jahren unter der Leitung von Martin Raab in Siegsdorf stattfindet. Doch die Stiftung finanziert nicht alles. 45 Euro müssen von den Kindern für die zehn Tage selbst bezahlt werden, doch selbst das ist für manche Familien zu viel. Hier helfen die Spenden weiter. „Wir gehen Langlaufen, Skifahren, Snowtubefahren, machen eine Fackelwanderung oder gehen ins Schwimmbad“, berichtete Raab von den vielfältigen Aktivitäten. Alljährlich bekommen die körperlich und geistig behinderten Kinder freien Eintritt zum Biathlon-Weltcup in Ruhpolding, beim letzten Mal durften sie kostenlos das Bergwerk in Berchtesgaden besuchen.
Für Eintritte und ein kleines Taschengeld werden die Spenden verwendet und die Ehrenamtlichen, die aus den Reihen der Bergwacht kommen und die ihre Kosten alle selbst tragen, werden mit glücklichen Kinderaugen belohnt. Nicht zuletzt, wenn die Betreuer beim Hüttenabend „den August machen“, wie Raab berichtete. Ein Kind sagte zu ihm einmal: „Weißt du, was das Schönste an der Skifreizeit ist? Da wird normal mit mir umgegangen.“
Beste Unterhaltung
Beim ersten Lied des Abends, von Owanning gesungen, sprang der Funke schon über. Martin Raab und Edmund Bühner preisten das bayerische Reinheitsgebot. Das zweite Stück handelte vom schlechten Zustand der Straße zwischen Waldberg und Sandberg, über die auch viele Besucher des Abends gefahren waren. Aufgrund der großen Politikerdichte im Saal, hofft Martin Raab, dass hier endlich Abhilfe geschaffen wird. Brigitte Meyerdierks, die wie immer galant und mit Herzenswärme durch den Abend führte, griff den Ball auf, begrüßte die Ehrengäste, auch einige aus der Politik. „Und damit ist die Politik für heute Abend zu Ende“, stellt sie resolut fest und rügte jene Gäste, die sich während des Straßenliedes so laut unterhielten, dass sie und andere kaum etwas davon verstanden hatten.
„Ich darf das heute Abend“, bemerkte sie hinterher mit einem spitzbübischen Lächeln.
Tannenbaum und Thermomix
Uli Kiesel, aus Schönau stammend, seit vielen Jahren glücklich in Waldberg verheiratet und dort als Simultandolmetscher im Einsatz, wie er glaubhaft versicherte, war ein neues Gesicht auf der Mundartbühne. Er war von Martin Raab gefragt worden, ob er nicht einmal Lust habe, hier aufzutreten. „Richtig, ich hab? ned amol Lust“, hatte er damals geantwortet und dem Drängen dann doch nachgegeben. Er wollte sich dem Publikum ausführlich in einem Lied vorstellen, das dann doch ziemlich schnell beendet war: „Ich bin ein Rhöner Bua und sauf? so immerzu!“ Das Alphabet singend rückwärts aufsagend, brachte er das Publikum gleich zum frenetischen Jubel. Auch mit seinem Lied über die deutsche Küchenmaschine, die sogar Laub kompostieren und Öl filtern kann, punktete er durch seinen staubtrockenen Humor, dem sich keiner entziehen konnte.
Die nahende Weihnachtszeit nahm er zum Anlass, seine Interpretationen des Liedes „Oh Tannenbaum“ aus Sicht der unterschiedlichsten Sänger zu präsentieren, für Persiflage von Peter Maffay geht er auf der Bühne sogar in die Knie und ist bestens vorbereitet, als er lautstark zu einer Zugabe aufgefordert wird.
Bauernschläue-Uniform
Fredi Breunig, gern gesehener Stammgast auf der Waldbaricher Bühne, freue sich das ganze Jahr auf diesen Auftritt, wie er versicherte, denn da „döff mer soch, wos mer sonst nix mehr soch döff“, z. B. Zigeunerschnitzel, begann er seinen Lachtränen erzeugenden Vortrag über dreckige Witze und unerlaubte Liedlich. Seinen Respekt zollt er den Politikern, die „bei Eiseskälte o die Latern? hänge“, um dann mit schauspielerischer Unterstützung aus dem Publikum eine kleine Wahlkunde abzuhalten.
Seinen zweiten Auftritt mit dem kongenialen Martin Wachenbrönner, wie Raab betonte, absolvierten die beiden in ihren beliebten Bauernschläue-Uniformen, Stallmäntelchen und Latzhose mit kniehohen Gummistiefeln als Eustach und Gotthold. Auch hier musste ein Gast aus dem Publikum dran glauben und die beiden tatkräftig beim Einstudieren eines Theaterstückes unterstützen.
Mit „Father and Son“ (Willi und Phillip Kirchner) und Frank (Wehner) hieß Brigitte Meyerdierks weitere neue Gesichter aus dem Kissinger Landkreis willkommen. Mit ihrem Lied „20 Johr“ schlugen sie, mit Gitarrenklängen und Rhythmus begleitet, etwas ruhigere Töne an.
„Kräuzbarch, wie bist du so schüe, du bist die Perle der Rhüe! Do ist mei Heimatland, weit über Grenze? bekannt“, folgt beim zweiten Auftritt noch eine Liebeserklärung an die Heimat. Mit der Gruppe „Koan Nome“, die sich zum Bedauern vieler nach 40 Jahren aufgelöst hatte, nahmen Willi und Frank bereits beim allersten Mundartabend teil, der noch in Bad Brückenau stattfand. Ihr letztes Lied erzählte von den langen Rhöner Nächten und den Rhüeglocke, die „ned hemm wolle“. Meyerdierks fragte sie nach ihrem Auftritt, ob sie 2019 wiederkommen wollten und erhielt auch gleich eine Zusage.
Saand, Perle der Rhön
Als endlich der Senner Klaus „Mick“ Kirchner mit seiner Gitarre auf die Bühne trat, konnte endlich die Frage geklärt werden, wo sich die immer gesondert von Meyerdierks begrüßten Raffeldshöfer (Rheinfeldshöfer) an dem Abend befanden. Gemeinsam mit Mick waren sie just an dem Tag auf der Geburtstagsfeier dessen Tante eingeladen und „ihr gläbbt ned, wie viele von dort mitkomm? wollte, mir wärn mit m Bus gekomme“! Den Refrain seines Liedes „Saand, Perle der Rhön sang das Publikum mit.
Brigitte Meyerdierks hatte im Publikum den langjährigen Akteur Ludwig „Lubber“ Blattner ausfindig gemacht und ihn überredet, einen seiner legendären Witze zu erzählen, am Ende wurden es sogar drei!
Alphornklänge
Und in die Pause schickte Raab die Besucher erst, nachdem er seine Bilder der letzten Behinderten-Skifreizeit gezeigt hatte. Brigitte Meyerdierks unterstrich es in ihrer Anmoderation, einen Abend lang Spaß haben und dabei Gutes tun, was könnte schöner sein. Der Erlös des Abends, der von freiwilligen, kostenlos arbeitenden Helfern organisiert und durchgeführt wird, geht komplett an die Behinderten-Skifreizeit.
Die ruhigen Alphornklänge des letzten Stückes des Abends brachten dann auch Ruhe und Stille in den Saal, selbst die ständig ratschenden Politiker verhielten in Andacht, ein schöner Abschluss eines grandiosen Rhöner Abends!