zurück
Meiningen
Wahlkampf in Thüringen: Olympiasieger Ullrich gegen Rechtsausleger Maaßen
Spannung in Südthüringen: Dort liefern sich Biathlon-Held Frank Ullrich (SPD) und Reizfigur Hans-Georg Maaßen (CDU) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Einzug in den Bundestag.
In  Südthüringen  stehen sich mit dem Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen (CDU)  und Frank Ullrich (SPD), dem berühmten Biathlon-Sportler, zwei durchaus prominente Menschen im Kampf um ein Bundestags-Mandat gegenüber.
Foto: Michael Reichel | In  Südthüringen  stehen sich mit dem Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen (CDU)  und Frank Ullrich (SPD), dem berühmten Biathlon-Sportler, zwei durchaus prominente Menschen im Kampf um ein ...
Eike Kellermann
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Der Bundestagswahlkampf geht in den Endspurt, und eine besondere Spannung verspricht das Duell zweier Kandidaten in der unterfränkischen Nachbarregion Südthüringen. Dort kämpfen ein früheres Sport-Idol für die SPD und eine politische Reizfigur für die CDU um den Einzug in den Bundestag. 

"Ein Volk mit 82 Millionen Einwohnern kann seine Arbeitskräfte selbst hervorbringen. Es kann nicht sein, dass eine Fleischerfachgehilfin aus Vietnam nach Wasungen kommt." Es sind Aussagen wie diese, die Hans-Georg Maaßen nach Ansicht seiner Kritiker unwählbar machen. Der 58-jährige Rheinländer, seit 1987 in der CDU und von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, kandidiert in Südthüringen für den Bundestag. Vier regionale CDU-Kreisverbände haben ihn gegen Widerstand aus Landes- und Bundespartei aufgestellt. Seitdem steht Südthüringen Kopf, das Medieninteresse ist erdrückend.

Frank Ullrich: Bekannt wie die Queen

Erst recht, weil Maaßens aussichtsreichster Kontrahent die Biathlon-Legende Frank Ullrich ist. Der aus dem kleinen Dorf Trusetal stammende Olympiasieger von 1980 und spätere Bundestrainer tritt für die SPD an. Ein "Spiegel"-Reporter, der ihn im Wahlkampf begleitete, schrieb: Mit Ullrich durch Meiningen zu laufen, sei so, als spaziere man mit der Queen durch die Londoner City. "Fast jeder erkennt ihn."

Auf der einen Seite der sympathische Lokalmatador und Sport-Held, ein politischer Quereinsteiger, der so für sich wirbt: "Um Südthüringen zu gestalten, muss man Südthüringen verstehen." Auf der anderen Seite der Rechtsausleger, fremd in der Region, aber politisch erfahren und souverän in Rhetorik und Auftreten. Über dessen Kandidatur seine Parteifreundin Karin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein und Laschet-Vertraute, bei Markus Lanz im ZDF sagte, dass sie "davon natürlich überhaupt nicht begeistert" sei und sie sich frage, "was Herr Maaßen eigentlich in der CDU sucht".

Olympiasieger Frank Ullrich gilt als Sport-Idol in Thüringen. Unser Bild zeigt ihn 2008 als Biathlon-Bundestrainer beim Weltcup in Oberhof.
Foto: Martin Schutt, dpa | Olympiasieger Frank Ullrich gilt als Sport-Idol in Thüringen. Unser Bild zeigt ihn 2008 als Biathlon-Bundestrainer beim Weltcup in Oberhof.

Maaßen war als Verfassungsschutz-Präsident geschasst worden, nachdem er ausländerfeindliche Krawalle in Chemnitz kleingeredet hatte. Nun gibt er sich überzeugt, dass in der nächsten CDU-Bundestagsfraktion etwa mit dem Einzug von Friedrich Merz ein neuer, rechterer Wind wehen wird. Ist Südthüringen demnach nur das Sprungbrett, um in Berlin Rache zu nehmen?

Hans-Georg Maaßen hat sich eine Wohnung in Suhl genommen

Maaßen bemüht sich sichtlich, seine Kandidatur als ehrlich zu verkaufen. Er besucht Stammtische, beißt beherzt in Thüringer Rostbratwürste und hat sich eine Wohnung in Suhl genommen. "Ich werde in Südthüringen immer ein Standbein haben", versicherte er beim Wahlforum der Regionalzeitung "Freies Wort" in Suhl auf die Frage, ob er gleich wieder weg sei, wenn er verliere.

Der Beifall aus dem Publikum und neue Umfragewerte sind ein Hinweis, dass die Kärrnerarbeit an der Basis sich auszuzahlen scheint. Nachdem Ullrich lange vorn lag, hat Maaßen laut "Freies Wort" zumindest bei einer Wahlkreisanalyse diese Woche erstmals die Führung übernommen. Das linke Lager aus SPD, Grünen und Linkspartei verständigte sich – trotz Anstößen von außen – bisher nicht darauf, alle Kraft auf Ullrich als den aussichtsreichsten Bewerber zu konzentrieren. Allerdings erklärte Grünen-Direktkandidatin Stephanie Erben beim Wahlforum ausdrücklich ihren Verzicht auf die Erststimme und forderte das Publikum auf: "Wählen Sie bitte keinen Kandidaten der CDU!"

2016 war Hans-Georg Maaßen noch Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. 2018 wurde er wegen umstrittener Äußerungen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.
Foto: Soeren Stache, dpa | 2016 war Hans-Georg Maaßen noch Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. 2018 wurde er wegen umstrittener Äußerungen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Während sie Maaßen mehrfach hart anging, blieb Ullrich auf dem Podium zurückhaltend. Mit seinen 63 Jahren durchtrainiert und gertenschlank ließ er die Präzision, die er in Loipe und am Schießstand brauchte, eher vermissen. "Unser ländlicher Raum Südthüringen ist ein ganz, ganz großer Schwerpunkt", antwortete er etwa auf die Publikumsfrage, was er im Bundestag für den Wahlkreis tun würde.

Ullrich fordert lebenslange Rente für Olympiasieger

Auf Verwunderung stieß seine Idee einer lebenslangen Rente für Olympiasieger. Maaßens Aussagen hingegen waren ebenso prägnant wie polarisierend. So antwortete er auf die Frage, was er für den Klimaschutz auszugeben bereit sei: "Ich glaube nicht, dass wir den Klimaschutz so hoch hängen können, dass der Wohlstand verloren geht." Auch die Tatsache, dass ein örtlicher Neonazi zu seiner Wahl aufgerufen hat, parierte er und sprach von einer "Provokation" und "unerwünschten Wahlempfehlung".

Und wer gewinnt nun das Kopf-an-Kopf-Rennen im vielleicht spannendsten Wahlkreis Deutschlands? Das scheint völlig offen. In der Brust der Wähler in der ländlich geprägten Region am Rennsteig hört man durchaus zwei Herzen schlagen: Eines für Ullrich, der einer von ihnen ist, und eines für Maaßen, dessen konservative Ansichten sie womöglich eher teilen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Eike Kellermann
Bundesamt für Verfassungsschutz
Bundestagswahl
Bundestagswahlkampf
Bundestrainer
CDU
CDU-Bundestagsfraktion
Deutscher Bundestag
Frank Ullrich
Freies Wort
Friedrich Merz
Hans-Georg Maaßen
Karin Prien
Klimaschutz
Kultus- und Bildungsminister
Markus Lanz
Rennsteig
SPD
Verfassungsschutzchefs
Wahlkampf
Wahlkreise
Wähler
ZDF
englische Queen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. H.
    Nanu, ist hier auch schon die Trollbotarmee unterwegs?
    Schreiben einen Blödsinn in die Kommentare und können dabei den rechtsaußen Maaßen nicht richtig schreiben? Oder meinen sie beide evtl jemand anderes, der hier in dem Bericht gar nicht vorkommt?🙄
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Herr Maas hat in vielen Dingen recht, aber da sind viele Themen des innerpolitischen Versagens, welche von unserer Regenbogengesellschaft gerne unter den Teppich gekehrt werden. Und wie seit Jahren üblich wird immer wenn es unbequem wird die Rassismuskeule ausgepackt. Zwischenzeitlich sind das standardisierte Prozesse linksgrüner Medien und deren Jünger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Na da sind die ersten Jünger mit Schaum vor dem Mund schon am Start.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten