
Eigentlich lief es zunächst gar nicht so gut mit der Oberelsbacher Nahwärmeversorgung. An das 2010 in Betrieb gegangene, 2400 Meter lange Nahwärmeversorgungsnetz wurden mit 35 privaten und sechs öffentlichen nicht gerade viele Gebäude angeschlossen, von denen auch noch nicht alle mit Wärme versorgt werden. Zudem liefen die beiden Biomassekessel nicht ganz, wie gewünscht, weshalb der für Spitzenlasten vorgesehene, teurere Ölkessel weit als geplant in Betrieb gehen musste. So erwirtschaftete die Gesellschaft, an der die Gemeinde Oberelsbach mit zehn und die Rhöngas mit 90 Prozent beteiligt ist, Defizite.
Aus der Not eine Tugend gemacht
In dieser Situation erwiesen sich die beiden Gesellschafter aber erfinderisch und machten aus der Not eine Tugend. Sie änderten das bisherige Konzept und investierten in neueste Technik. Seit einiger Zeit arbeitet im Heizhaus eine hochmoderne Holzvergasungsanlage, die künftig nicht nur Wärme für die Oberelsbacher Haushalte erzeugt, sondern auch Strom. Damit soll zum einen die Wirtschaftlichkeit Oberelsbacher Wärmeversorgung verbessert und zum anderen ein Beitrag für den Klimaschutz und die regionale Wertschöpfung geleistet werden, betonen Bürgermeisterin Birgit Erb und ihr Unslebener Kollege Michael Gottwald, der gleichzeitig Geschäftsführer der Wärmegesellschaft ist.
Die Grundversorgung wird künftig über ein vom Holzvergaser versorgtes Bockheizkraftwerk geleistet, während der erhöhte Wärmebedarf im Winter durch die Biomassekessel gedeckt wird, so dass die teure Ölheizung nur in Spitzen- oder Wartungszeiten zum Einsatz kommen muss, erläutert Gottwald. Damit könne der Anteil an Wärmeenergie zu 95 Prozent aus Biomasse gewonnen werden, schätzt der Fachmann.
Die Erzeugung von Holzgas ist eine alte Technik, erklärt Gottwald mit einem Verweis auf die Holzvergaser, mit denen in Kriegszeiten Fahrzeuge betrieben wurden. Modernste Technik habe jetzt eine Renaissance der Holzvergasung möglich gemacht.
280 Tonen Holz pro Jahr
Die im Biomasseheizwerk Oberelsbach installierte Technik werde mit hochwertigen vorgetrockneten Holzhackschnitzeln aus der Region betrieben. Die würden von einem landwirtschaftlichen Betrieb aus der Nachbargemeinde geliefert, der die Hackschnitzel in der eigenen Biogasanlage auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 15 Prozent trockne. Die Anlage werde nach gegenwärtiger Kalkulation nahezu 280 Tonnen Holz jährlich vergasen. Über den Holzvergaser wird ein Blockheizkraftwerk, das 45 kW elektrischen Storm und rund 110 kW Wärmeenergie liefert, versorgt. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz des Überlandwerks Rhön eingespeist, wobei zuvor ein Teil für den Betrieb der Anlage abgeht.
Vorbild für Kreuzbergallianz
„Ein rundum gelungenes Konzept also, mit besonders regionaler Wertschöpfung, welches den Gemeinden der Kreuzbergallianz hinsichtlich der Erstellung ihrer Energienutzungspläne voll und ganz entgegen kommt“, freut sich Bürgermeisterin Birgit Erb.
Damit die Anlage wirtschaftlich betrieben werden kann, mussten zwei Bedingungen erfüllte werden. Zum einen musste sie bis 1. August in Betrieb gehen, um die Förderung nach dem erneuerbare Energien-Gesetz zu erhalten, was für alle Beteiligten enormen Stress bedeutete, so Gottwald. Zum Zweiten förderte das Landwirtschaftsministerium das 340 000 Euro teure Pilotprojekt mit 100 000 Euro.
Neben der Einsparung von mehr als 30 000 Liter Heizöl habe das Konzept den weiteren positiven Effekt, dass die Rauchemissionen am Standort erheblich reduziert werden, was insbesondere die Nachbarn des Heizwerks freudig zur Kenntnis nehmen dürften, erwartet der Geschäftsführer. Lediglich am Lärmschutz müsse derzeit noch gearbeitet werden.
Infos vor Ort am Samstag
Der Markt Oberelsbach profitiere am Standort des Biosphärenreservats und der Umweltbildungsstätte mit einer weiteren vorbildlichen Innovation und könne die Erfahrungen zu Schulungszwecken weiterverwenden, stellte Bürgermeisterin Erb fest.
Im Rahmen der Energietour und der Informationsveranstaltung zum Energienutzungsplan der Kreuzbergallianz am Samstag in der Umweltbildungsstätte (die Veranstaltung ist öffentlich und beginnt um 9.30 Uhr) wird Michael Gottwald das Projekt erläutern und vor Ort vorstellen. Nicht zuletzt hoffen die Verantwortlichen, dadurch weitere Anschlussnehmer aus Oberelsbach zu gewinnen.