In Zeiten niedriger bis gar nicht mehr vorhandener Zinsen investieren auch Banken vorzugsweise in Immobilien. Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld bildet da keine Ausnahme. In Planung sind eine große Wohnanlage mit Verbrauchermarkt in Salz, eine Wohnanlage in Meiningen und natürlich der Erweiterungsbau an der Zentrale in Brendlorenzen. Die Genehmigung der Baupläne durch die Baubehörden wird von der Volksbank in Kürze erwartet, bestätigt der Vorstandsvorsitzende Markus Merz im Gespräch mit dieser Zeitung. Was in der Nachbarschaft aber nicht rundherum auf Begeisterung stößt.
Ein reiner Funktionsbau mit Büros. Auf diesen einfachen Nenner bringt Markus Merz das neue Gebäude der Volksbank Raiffeisenbank in Brendlorenzen. Etwa 60 bis 70 Arbeitsplätze sollen dort zusammengefasst werden, etliche Mitarbeiter aus in Kürze schließenden Filialen ein neues Büro finden. Der bislang auf mehrere Standorte verteilte Immobilienbereich der Bank soll in dem neuen Haus unter einem Dach untergebracht werden sowie das Stammhaus eine Erweiterung und Entlastung erfahren. "Wir wissen zur Zeit nicht mehr wohin mit unseren Mitarbeitern", sagt Merz.
Eine große Garage für die Mitarbeiter
Der Erweiterungsbau der Volksbank soll im Erdgeschoss eine große Garage für die Mitarbeiter bekommen. Gearbeitet wird dann in den Büros ab der zweiten Etage des drei-, im mittleren Bereich sogar vierstöckigen Hauses. Das neue Verwaltungsgebäude wird 47 Meter lang und knapp 22 Meter breit sein. Um so einen großen Baukörper mitten in Brendlorenzen in ein Mischgebiet an das bestehende Bankgebäude anbauen zu können, müssen zwei Häuser gehen. Zum einen ein nicht mehr benötigtes Haus, in dem früher ein Farbengeschäft beheimatet war, sowie ein ehemaliger Scheunentrakt einer früheren Schreinerei an einem bestehenden Wohnhaus zur Hauptstraße. Zudem werden Teile des Parkplatzes überbaut und durch Parkplätze innerhalb des Gebäudes ersetzt und ergänzt.
Um die Baumaßnahmen für die Anwohner in der näheren Umgebung so verträglich wie möglich zu gestalten, wird das neue Haus in Modulbauweise errichtet. So verkürzt sich die Bautätigkeit, die wohl im kommenden Jahr beginnen wird, auf ein Mindestmaß. Das alles, so bestätigt es Markus Merz, bleibt innerhalb der Richtlinien des gültigen Bebauungsplans. Mit den Nachbarn hat das Bankhaus Gespräche über die geplante Baumaßnahme geführt, teilweise auch mehrfach, um ein Einvernehmen zu erzielen. In Kürze, wenn die Genehmigung vorliegt, will Merz die Pläne für den Erweiterungsbau der Öffentlichkeit präsentieren.
Nachbarn sind nicht begeistert
So weit, so gut, abgesehen von einem Nachbarn. So begeistert wie der Vorstandsvorsitzende der Volksbank, zeigt sich Ralf Müller im Gespräch mit dieser Zeitung nämlich nicht. Müller gehört eines der Häuser an der Hauptstraße, genauer gesagt, das Nachbarhaus an der Einfahrt zum Parkplatz der Volksbank Raiffeisenbank. Und Müller ist ganz und gar nicht begeistert von den Plänen des großen Nachbarn. "Ich unterschreibe diese Pläne nicht", sagt er. Ein so großer weiterer Bau nur wenige Meter von seinem Haus entfernt, mag sich Müller gar nicht vorstellen. Von der verkehrlichen Erschließung direkt an seinem Haus vorbei in die Parkgarage, von einer erheblich größeren Anzahl an Mitarbeitern der Volksbank und von mehr Kundenfrequenz mal ganz abgesehen.
An die Stadträtinnen und Stadträte hat er bereits eine besorgte E-Mail geschrieben, beim Bauamt sowie beim Landratsamt schriftlich seine Einwände erhoben. "Eine Antwort habe ich aber bislang von keiner Behörde erhalten", so Müller. Im Stadtrat gingen die Erweiterungspläne der Volksbank einstimmig durch, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Verdichtung des Gebietes wurden ausdrücklich begrüßt. Eine bauliche Verdichtung, die für Ralf Müller viel zu weit geht. Der Erweiterungsbau an dieser Stelle sei "eine städtebauliche Katastrophe", sagt Müller. "Wenn dort so viele Arbeitsplätze entstehen, bedeutet das doch viel mehr Autoverkehr in Brendlorenzen", so Müller. Die viel befahrene Kreuzung Bündstraße und Hauptstraße würde noch mehr belastet. "Da ist ja jetzt schon regelmäßig Verkehrschaos!" Haupteinwand Müllers bleibt aber die schiere Größe des Erweiterungsbaus. In bislang stattgefundenen Gesprächen fanden beide Seiten keine einvernehmliche Lösung. Eine solche dürfte auch schwer zu ermitteln sein, denn der Erweiterungsbau stellt für die Volksbank einen großen Wurf dar, für Ralf Müller als Anwohner ist dieser aber eine arge Belastung.