Die Bedeutung der Hecken als Windbremse, gegen Erosion, zum Erhalt der Artenvielfalt und als Rückzugsort für Tiere wird seit einigen Jahren neu entdeckt. Auf dem Gelände des Rothofs (Sulzfeld), konnten sich interessierte Exkursionsteilnehmer anschauen, wie sich ein umfangreiches Heckenkonzept auswirkt und wie es mehr als 30 Jahre nach der Pflanzung aussieht. Eingeladen hatten dazu Corinna Ullrich, Projektmanagerin der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld, sowie Betriebsleiter Andreas Potthoff.
"Naturschutzmaßnahmen auf dem Betrieb – praktisch" hieß die Veranstaltung, bei der Patrizia Potthoff den Reiterhof und Andreas Potthoff die Landwirtschaft vorstellte. 1992 hat das Ehepaar den Betrieb übernommen und vor zehn Jahren auf "Bio" umgestellt, damals mit ganz jungen Hecken, die inzwischen herangewachsen sind und eine ökologische und ästhetische Bereicherung darstellen. Paul Heesen war der Pionier, der sich 1985 dazu entschloss ein umfangreiches Heckenkonzept aufstellen und umsetzen zu lassen. Hans Schöneberg aus Irmelshausen, unterstützt von Thomas Lecke, erarbeitete damals das Konzept, das er auf dem Rothof vorstellte.
Schwierige Förderung
Man arbeite lieber in einer Landschaft, die einem gefällt, hatte Hofinhaber Heesen damals gesagt, angeregt von Beispielen aus England. Ausschlaggebend waren auch die kleinen Sandstürme, die sich auf dem sandigen Lehmboden entwickelten, wenn der Wind über den größten Schlag von der Rhön herunter die Erde aufwirbelte. Der geringe Niederschlag kam dazu.
Wie Schöneberg berichtete, musste bei dem Konzept vieles berücksichtigt werden, die Hauptwindrichtungen, die Breite der Ackergeräte, die Bodenbeschaffenheit, Möglichkeiten zur Lagerung von Rüben und vieles mehr. Dann wurde nach Förderungsmöglichkeiten für das 200000 Mark-Projekt gesucht. Der Bezirk mit einem Jahresbudget von 30000 Mark für derartige Projekte war damit überfordert, aber aus München kam schließlich eine Zusage. Zunächst wurde ein Drittel des Pflanzmaterials bezuschusst, später hundert Prozent.
Die Pflanzkosten trug der Eigentümer, der rund 50000 Mark investierte. In drei Pflanzabschnitten entstanden so am Ende acht Kilometer Hecken, drei- bis siebenreihig gepflanzt, mit rund 40 Arten, von einfachen Weißdorn, Schlehen, Hartriegel, Brombeeren, Himbeeren und Liguster bis zu Feld- und Spitzahorn, Kornelkirschen und weiteren standortgerechten Sträuchern. Alles wurde eingezäunt, um die Pflanzen vor Verbiss zu schützen. Das Gutshaus wurde ebenfalls eingegrünt. Rund drei Hektar Land wurden für die Hecken geopfert, was die Beteiligten jedoch nicht als Opfer, sondern als Bereicherung und Maßnahme gegen Ernteausfälle sehen.
Viele Fragen
Wie Schöneberg berichtete, gab es das größte Kopfschütteln der Kritiker, als ein großer Schlag in der nach der Flurbereinigung weitgehend ausgeräumten Landschaft in der Mitte durch eine Hecke quer geteilt wurde. Wie das heute aussieht, davon konnten sich die Veranstaltungsteilnehmer überzeugen, denn Andreas Potthoff hatte einen Anhänger mit Strohballen ausgestattet und veranstaltete eine kleine Rundtour. Dabei konnten viele Fragen beantwortet werden. So war zu erfahren, dass der Bioland-Verband an einem Biodiversitäts-Punktesystem arbeitet, um den Mitgliedern eine Richtschnur zu geben und dass es ein Heckenpflegeprogramm gibt, über das Bauern Zuschüsse erhalten können, wie Susanne Wüst vom Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld, berichtete.
Alle reden von Blühflächen wegen des Insektensterbens, dabei bieten Hecken viel konstanter Nahrung und Schutz, wurde diskutiert. Kritisiert wurden die oft rigorosen Heckenbeschneidungen durch einige Bauhöfe. "Eine Hecke ist keine Schrankwand", sagte Schöneberg dazu. Andreas Potthoff berichtete von den Pflegemaßnahmen, die er durchführt, am Ende der Rundfahrt gab es Kostproben direkt vom Baum: Die Kirschbäume, in eine der Hecken integriert, ragten bis in den Anhänger und die reifen Kirschen konnten im Vorbeifahren geerntet werden.
Den Abschluss der Exkursion bildeten ein gemeinsames Essen und weitere Informationen im "Bärental" in Sulzfeld, wo gemeinsam mit Corinna Ullrich und Naturschutz-Fachberaterin des Biolandverbandes, Katharina Schertler, weitere Fragen geklärt wurden.