Der 14. September 1974 ist in Bad Königshofen ein geschichtsträchtiges Datum. An diesem Tag nämlich wurde aus Königshofen im Grabfeld "Bad Königshofen im Grabfeld". Über viele Jahre hatte man darauf hingearbeitet und mit der Übergabe der Urkunde durch den damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel erfüllte sich dieser langersehnte Traum. Grund genug dies zu feiern mit einer ganzen Festwoche zu feiern, erinnert sich der damaligen Bürgermeister Wolfgang Mack. Ein Höhepunkt war der große Festzug durch die mit Fahnen und Wimpeln geschmückte neue Bade-Stadt.
Der gesamte Marktplatz war mit Bierbänken und Tischen für das erste Bürgerfest bestuhlt und selbst die örtliche Tageszeitung "Bote vom Grabfeld" hatte ihre Spitzmarke geändert. Der Hinweis der Redaktion dazu: "Wir schreiben das ,Bad' gern, mit viel Bedacht, wohl wissend, wie viel Arbeit, Rückschläge und Engagement dahintersteckt." Dazu entsprechende Bilder, die zeigten, wie "Eine Stadt sich festlich kleidete", so auch die Überschrift. Stadtarbeiter waren am frühen Morgen des 14. September damit beschäftigt, die neuen Ortsschilder "Bad Königshofen i. Gr. Kreis Rhön-Grabfeld Zonengrenzbezirk" anzubringen und entsprechende Umleitungen auszuschildern, denn die gesamte Innenstadt war an diesem Wochenende verkehrsfrei. "Wenn man es nicht gesehen hätte, wollte man es nicht glauben", schrieb die Tageszeitung am Montag, 16. September und zeigt Bilder vom Marktplatz, auf dem die Menschen eng an eng standen.
Als "Beispiellosen Akt bürgerlicher Solidarität" bezeichnete Ministerpräsident Alfons Goppel, Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes, die Spendenaktion für den neuen Rettungswagen. Der Rettungswagen war über Spenden der Bevölkerung und der Geschäftswelt größtenteils finanziert worden. Ein Highlight am Sonntag war der große Festzug mit Tausenden von Besuchern. Insgesamt 56 Gruppen beteiligten sich, die aus dem gesamten Bereich des Altlandkreises Königshofen und darüber hinaus kamen. Zu den Teilnehmern gehörten die Rhöner Volkstanzgruppe aus Bad Neustadt und die Trachtenvereine und Volkstanzgruppen aus dem Grabfeld. Aus dem gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld waren Musikkapellen mit dabei. Die Ökumene steckte zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen, denn es gab getrennte Gottesdienste in der evangelischen und katholischen Kirche. Allerdings nahmen Stadtpfarrer Franz Pauls Geis und der evangelische Pfarrer Michael Bärnreuther die Segnung des neuen Rettungswagens gemeinsam vor.
Die ganze Woche über wurde mit Festzeltbetrieb am Brügel gefeiert. Festwirt war Fritz Stroppel. Es gab ein Fußballturnier der Stadtteile, Kurkonzerte unter anderem mit der Zollkapelle der Oberfinanzdirektion Nürnberg sowie Liederabende in der Trink- und Wandelhalle. Ein Kinderfest schloss sich an und ein Vortrag von Hans-Peter Trenschel aus Würzburg über den Barockbildhauer Johann Joseph Kessler. Einen Abend mit Barockmusik bot das Münchner Telemann-Collegium im Klostergarten. Bundesgrenzschutz, Grenzpolizeiinspektion Mellrichstadt, Landespolizeiinspektion Bad Neustadt und die Zolldienststellen trugen Fußballspiele aus.
Eine Besonderheit war ein Simultan-Schachspiel an 50 Brettern mit dem internationalen und mehrfachen deutschen Meister im Schachspiel Hans-Günter Kestler aus Bamberg am Marktplatz. Das Kammertrio des Gymnasiums war bei einem Konzert zu hören und als krönenden Abschluss gab es am Samstag, 21. September 1974, am Brügel ein großes Feuerwerk. Zum Schmunzeln regt heute eine Mitteilung mit Foto in der Tageszeitung an, in der es heißt: "In der Sparkasse Bad Königshofen wurden auf einem sogenannten Videorecorder per Fernsehgerät Aufnahmen vom Festzug in einer bemerkenswerten Bild- und Tonqualität in den Schalterraum gestrahlt."
