Es war damals eine Sensation: Mit der Aufnahme des ICE-Verkehrs am Bahnhof Fulda vor genau 30 Jahren (2. Juni 1991) wurde gleichzeitig der Taktfahrplan auf der 27 Kilometer langen Rhönbahn Fulda – Gersfeld eingeführt und das, obwohl das Stilllegungsverfahren damals bereits eingeleitet war und lediglich ein Gesprächsmoratorium die Stilllegung verhinderte. Daran erinnert der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus in einer Pressemitteilung.
Es war ein großer Tag in Osthessen, als vor demnach genau 30 Jahren der erste ICE in der Barockstadt Fulda hielt. Nach der Grenzöffnung rückte Fulda nun auch eisenbahntechnisch in das Zentrum Deutschlands. Bereits in den 70er-Jahren wurden die Weichen für dieses Jahrhundertprojekt weitsichtig gestellt, auch gegen so manchen Bürgerprotest.
Im Nahverkehr sah es anders aus
Doch im Nahverkehr war die Situation eine völlig andere: Die Eisenbahnstrecke Fulda-Hilders war gerade stillgelegt. Die Haltepunkte Kerzell und Steinau (Petersberg) wurden geschlossen, auf der Vogelsbergbahn das Zugangebot gekürzt und das Stilllegungsverfahren für die Rhönbahn Fulda-Gersfeld eingeleitet.
Um so größer war die Sensation, als ausgerechnet die damalige Deutsche Bundesbahn die Aufnahme des ICE-Verkehrs vor 30 Jahren nutzte und den ersten Schritt zum Erhalt der Rhönbahn Fulda-Gersfeld wagte: Die Ausdehnung des Zugangebots und die Einführung eines Zwei-Stunden-Taktfahrplans, der in den Folgejahren auf einen Stundentakt verdichtet wurde.
Auch die Anrainer profitieren
„Wir haben damals diese einmalige Chance genutzt und das neue Angebot mit Unterstützung der Bundesbahn massiv beworben“, wird Stefan Sitzmann vom Fahrgastverband Pro Bahn & Bus in der Mitteilung zitiert, damals hieß die Organisation noch „Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs, (BFS)“. Ein Rhönbahnrätsel am Bahnhofsfest in Fulda mit attraktiven ICE-Reisegutscheinen gehörte genauso dazu wie die Verteilung des neuen Taktfahrplans mit einem Ansteckbutton „Rhönbahn jetzt im Takt“ sowie die mediale Begleitung dieses Ereignisses.
Wie vorausschauend der damalige Einsatz war, zeigt die heutige gesellschaftliche Diskussion um Klimawandel und Verkehrswende. Die Rhönbahn ist heute – genauso wie der ICE – aus dem osthessischen Schienenverkehr nicht mehr wegzudenken und auch die Anrainerkommunen Eichenzell, Ebersburg und Gersfeld profitieren von der attraktiven Schienenanbindung. „Zum Glück waren wir schon vor 30 Jahren erfolgreich, sonst müssten wir heute die Reaktivierung fordern“, so Sitzmann.
Doch ein Selbstläufer war damals die Einführung des Taktverkehrs nicht. „Einige kommunalpolitische Entscheidungsträger mussten bis 1993 trotz steigender Fahrgastzahlen und sich abzeichnender veränderter Rahmenbedingungen bei der Finanzierung des Schienennahverkehrs durch die Bahnreform zu einer Beteiligung am Erhalt der Rhönbahn förmlich 'getragen werden'“, sagt Stefan Sitzmann rückblickend.