Vor 20 Jahren waren Sonja und Hans Schrenk, Ferdinand Zachmann und Franz Eisenmann aus Oberweißenbrunn sowie Michael Geck aus Riedenberg auf dem Camino de Santiago unterwegs. Von Oberweißenbrunn zum Cap Finisterre, dem "Ende der Welt", führte ihre Tour. Mit dieser Wallfahrt haben sie sich ein großen Traum erfüllt und können es kaum glauben, dass seitdem soviel Zeit vergangen ist.
Allerdings bewältigten sie die Strecke nicht zu Fuß. Sie starteten in Frankreich an der Grenze zu Spanien am 1100 Meter hohen Ibaneta-Pass. In elf Tagen legten sie 865 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. "Wir sind heute so dankbar, dass wir das erleben durften und noch immer beieinander sind", sagte Sonja Schrenk anlässlich einer kleinen Jubiläumsfeier, zu der sie Pater Korbinian Klinger vom Kloster Kreuzberg eingeladen hatten. Von ihm erhielten sie noch einmal den Pilgersegen. Diesmal aber nicht in der Kathedrale von Santiago de Compostela, sondern in der Kirche in Oberweißenbrunn.
Anschließend ging es gemeinsam zum Jakobsbrunnen, der von den Brunnenfreunden Oberweißenbrunn im Jahr 2003 errichtet wurde. Franz Eisenmann und Hans Schrenk waren an der Aktion beteiligt, die von Helmut Simon initiiert wurde. Vom Jakobsbrunnen, der am Wanderweg von Oberweißenbrunn zur Schwedenschanze und Brendquelle steht, sind es rund 2800 Kilomter nach Santiago.
Unvergessliche Erlebnisse
Sonja Schrenk lud zum Kaffee und Kuchen ein. Sie hatte eine "Tarta Santiago", den Pilgerkuchen, gebacken. Viel Erinnerungen an diese einmalige Tour wurden ausgetauscht. Unvergessliche Erlebnisse haben sie mit nach Hause gekommen. Sie erzählten von beeindruckenden Begegnungen und den vielen Eindrücken ihrer Pilgerfahrt.
Mit ein klein wenig Bedauern denkt Sonja Schrenk an die Zeit. Sie hatte so eifrig trainiert, war Tag für Tag mit dem Rad unterwegs. Doch ein Sturz bremste sie aus, sie kam ins Krankenhaus. Vier Rippen waren gebrochen. Damit fiel die Radtour auf dem Camino für sie aus. Dennoch war sie mit dabei. "Den Bus konnte ich fahren und jeden Tag Quartier machen. Durch meine Spanischkenntnisse konnte ich den Männern schon viel helfen." Im Bus wurden das Gepäck transportiert, Ersatzteile und die Verpflegung. Übernachtet haben die Fahrradpilger in kleinen "Hostales" - guten und preiswerten Landgasthöfen am Rande des Pilgerweges.
Jeder hatte einen Grund
Täglich legten sie zwischen 60 und 80 Kilometer zurück. Auf der Hochebene von Leon waren es sogar 120 Kilometer. Um den sportlichen Aspekt der Wallfahrt ging es ihnen dabei nicht. Vielmehr stand der Sinn des Jakobsweges im Mittelpunkt. Es ist ein spiritueller Weg, den jeder für sich entdecken kann. "Jeder hatte einen persönlichen Grund für diese Pilgerfahrt", erklärt Sonja Schrenk.
So gehörte für die Rhöner der Besuch der vielen kleinen, am Rande des Camino liegenden Kirchen und Klöster dazu. "Der Camino hat so viel schönes zu bieten. Die vielen wunderschön gestalteten Brunnen und Wasserstellen. Die kleinen Herbergen und Orte." Diese Eindrücke und Erinnerungen bleiben. Und überall begleite die Jakobsmuschel, das Symbol der Pilger, die Radfahrer, das sie heute noch in Ehren halten.
Eine der schönsten Stellen
Eins mussten sie Pater Korbinian noch berichten: Der höchste Punkt des Caminos, auf 1500 Meter Höhe, gilt als eine der schönsten Stellen des Pilgerwegs. Nach einer alten Sitte legen Pilger hier einen Stein aus ihrer Heimat nieder. Mit dem Stein ist eine Wunsch, eine Bitte oder ein Dank verbunden. Die Oberweißenbrunner hatten für ihre Freunde und Familie Steine vom Rockenstein und Kreuzberg dabei.
Die mächtige Kathedrale in Santiago war nicht der Schlusspunkt ihrer Pilgerfahrt. Dort feierten sie die Pilgermesse und bekamen die "Compostella", die Pilgerurkunde, ausgehändigt. Doch das endgültige Ziel, war das Cap Finisterre. "Es war ein ergreifender Moment, auf das schier unendliche Wasser des Ozeans zu blicken", erinnert sich Sonja Schrenk.