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BAD NEUSTADT
Von witzig bis melancholisch
Mit seinen absurden und witzigen Beobachtungen auf einem Indoorspielplatz holte Oliver Walter den Sieg beim Bad Neustädter Poetry Slam.
Foto: Eckhard Heise | Mit seinen absurden und witzigen Beobachtungen auf einem Indoorspielplatz holte Oliver Walter den Sieg beim Bad Neustädter Poetry Slam.
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:18 Uhr

Es ist nicht ganz einfach, junge Leute für Lyrik zu begeistern – zumindest nicht in der Schule. Ganz anders ist es bei einem Poetry Slam, weil offensichtlich dort die Sprache gesprochen und die Themen besprochen werden, die diese Altersgruppe interessiert. So hatte die Kulturwerkstatt bei der jüngsten Ausgabe des Dichter-Wettstreits wieder einen Saal im Bildhäuser Hof, der bald aus allen Nähten platzte, als sieben Kandidaten gegeneinander antraten.

Die Unterschiede

Das Reizvolle solcher Veranstaltungen ist vor allem die Unterschiedlichkeit der Texte und die Art und Weise, wie sie vorgetragen werden. Darüber hinaus geht es recht unkonventionell zu, etwa bei der Moderation oder bei der Entscheidung über Sieg oder Niederlage per Stärke des Applauses. Die Kandidaten nehmen teils lange Anreisewege in Kauf wie gleich die erste Akteurin. Alina Sprenger kam aus Berlin. Die junge Frau steckt offensichtlich in einer Beziehungskrise, die sie aber witzig umsetzte in einen persönlichen Konflikt mit ihrem Toaster. Auch Julie Kerdelland, die Titelverteidigerin vom vorhergehenden Poetry Slam, machte humorvoll eine Selbstanalyse, bei der sie recht schonungslos ihre eigenen Qualitäten offenlegte, um damit gegen Verlogenheit und Selbstüberschätzung zu protestieren.

Indoor-Erlebnisse

Vor Lachen bogen sich die Zuhörer bei Oliver Walters Schilderung von Erlebnissen im Indoorspielplatz, mit denen der Mittelfranke am Ende den Sieg einfuhr. Seine grotesken Schilderungen entblößten haarsträubende elterliche Instinkte, wenn es um das vermeintliche Wohl ihrer Sprösslinge geht.

Auch Jesko Harbert hatte die lange Anfahrt aus der Bundeshauptstadt auf sich genommen, um als einziger von den sieben Teilnehmern frei deklamierend und dazu noch in einem stakkatohaften rasanten Tempo eine radikale und daher auch deprimierende Abrechnung mit den Dingen vorzunehmen, die auf der Welt schief gehen. Voll von bissigem Sarkasmus war die Schilderung von Gerrad Schüft. Gnadenlos rechnete er mit der kleinbürgerlichen Welt seiner Heimat Chemnitz ab.

Stadt und Land

Hank Flemming verarbeitete den Gegensatz von Stadt und Land auf höchst witzige Art, indem er seine Heimfahrt von seinem Studienort Tübingen in ein Nest im Erzgebirge beschrieb. Mit seinen satirischen Überspitzungen von Charakterzügen seiner Landsleute brachte er den Saal zum Toben. Den völligen Gegensatz zur Art dieses Vortrags bot der letzte Kandidat Korbinian Schmid aus Pfaffenhofen. Der Oberbayer stellte sich zwar im Dialekt seiner Heimat vor, wechselte aber ins Hochdeutsche, als er einer resignierten Blick auf seine Welt warf und deprimiert eine No-Future-Bilanz zog, die jedoch bei den Zuhörern nicht so gut ankam.

 
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